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Entwarnung nach vermeintlichem Anschlagsversuch

Senada Sokollu21. November 2013

Ein vor dem Regierungssitz von Ministerpräsident Erdogan in Ankara festgenommener Mann trug nach Polizeiangaben nur eine Bombenattrappe mit sich. Innenminister Güler sieht keinen Grund zur Sorge.

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Absperrungen in Ankara nach dem vermeintlichen Anschlag. (Foto: REUTERS/Umit Bektas)
Bild: Reuters

Zunächst klangen die Meldungen einigermaßen spektakulär: Die türkische Polizei, so hieß es am Donnerstag (21.11.2013) vormittag, habe einen Anschlag auf den Amtssitz des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan verhindert. Aber im Laufe des Tages stellte sich das Ganze als weitgehend harmlose Aktion eines möglicherweise psychisch Verwirrten heraus. Der 52-jährige war von Sicherheitsbeamten aufgehalten und festgenommen worden, laut Informationen der Polizei trug der Mann eine Sprengstoffgürtel-Attrappe mit sich. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu schreibt, der Mann habe geplant, in das Amtsgebäude Erdogans zu gelangen - und seine "Attentatsabsicht" sogar kurz vorher mit einem Anruf bei der Polizei selbst angekündigt. Laut der Zeitung Hürriyet habe der Mann dann bei einem Kontrollpunkt auf Aufforderung der Polizei nicht stehen bleiben wollen.

Örtliche Fernsehsender berichteten zunächst, die Sicherheitskräfte hätten auf den Verdächtigen geschossen. Auch Anadolu hatte gemeldet, der Mann sei in ein Krankenhaus gebracht worden, nachdem er in den Fuß geschossen worden sei. Später berichtete die Agentur jedoch, dass die Polizei lediglich Warnschüsse in die Luft abgefeuert habe. Ministerpräsident Erdogan soll sich zur Zeit des Vorfalls nicht in seinem Büro aufgehalten haben. Der Bereich um den Amtssitz war dennoch zunächst weiträumig abgesperrt worden.

"Kein Grund zur Sorge"

Laut CNN Türk habe die Polizei beim Verhör des Mannes und ersten Ermittlungen weder eine kriminelle Vergangenheit bei dem Verdächtigen feststellen können, noch konnte eine Verbindung zu einer kriminellen Organisation gefunden werden. Hintergrund der Tat seien offenbar psychische Probleme, sagte Innenminister Muammer Güler kurz nach dem Vorfall: "Es ist kein besonders wichtiges Ereignis". Auf Fotos von der Bombenattrappe war eine in Plastikfolie eingewickelte graue Masse zu sehen, aus der ein Kabel zu einer Zeitschaltuhr führt. Güler betonte jedoch, der Mann habe keinen echten Sprengstoff mit sich getragen, schreibt die Hürriyet.

Laut der Zeitung lautet der Name des Mannes Tugrul Bayir. Bereits Minuten nach dem Vorfall begann in den sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook die Suche nach Informationen über den Verdächtigen, es wurden Fotos und Videos verlinkt. Angeblich handelt es sich bei Bayir um einen "Teigwaren-Künstler", der schon mehrmals in Fernsehbeiträgen zu sehen gewesen sein soll, unter anderem beim staatlichen Sender TRT.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit Bodyguards (Foto: ADEM ALTAN/AFP/Getty Images)
Besonders gefährdet: Erdogan mit BodyguardsBild: AFP/Getty Images

Erdogan grundsätzlich gefährdet

Bei diesem Ereignis gebe es keinen Grund zur Sorge, findet auch Reyhan Güner, Sicherheitsexpertin der Internationalen Strategischen Forschungsorganisation (USAK). "Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Bayir irgendwelche Verbindungen zu terroristischen Gruppen habe", so Güner im DW-Gespräch.

Die Sicherheitsexpertin betont jedoch, dass die Türkei und damit auch der türkische Premier einem generell erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt sei: "Da sind zum einen die Friedensverhandlungen mit der kurdischen Terrororganisation PKK und zum anderen die gefährliche Grenzlage zu terroristischen Gruppierungen in Syrien." In den vergangenen Jahren war es in Ankara mehrfach zu Anschlägen von kurdischen Separatisten oder linksextremen Gruppen gekommen - das Büro des türkischen Premiers wird daher besonders streng bewacht.