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Entwicklung auf Kredit

Andreas Becker15. Mai 2013

Die staatliche Bankengruppe KfW hat ihre Finanzzusagen an Entwicklungs- und Schwellenländer leicht gesteigert. Mehr als sechs Milliarden Euro gingen im vergangenen Jahr an Projekte in aller Welt.

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+++KfW-Bildarchiv/Bernhard Schurian+++ einfache Dorfhütte, ein Mann steht neben der Hütte und telefoniert, aufgenommen im Februar 2009 im Senegal
Solaranlage auf Hütte in einem Dorf / SenegalBild: KfW-Bildarchiv/Bernhard Schurian

Insgesamt wurden 2012 neue Mittel in Höhe von 6,2 Milliarden Euro zugesagt, eine halbe Milliarde Euro mehr als im Vorjahr. Der Löwenanteil - 4,9 Milliarden Euro - kommt von der KfW Entwicklungsbank, der Rest von der Tochter DEG, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft. Von den 4,9 Milliarden sind rund drei Milliarden Eigenmittel der KfW, die als Kredite an Staaten vergeben werden. Der Rest kommt direkt aus dem Etat für Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung und wird als Zuschuss vergeben. Fast die Hälfte der Zuschüsse geht an afrikanische Länder südlich der Sahara, die sich normale Kredite nicht leisten können.

"Kredite werden vermehrt an die reicheren Entwicklungsländer vergeben werden", sagt Norbert Kloppenburg, Vorstandsmitglied der KfW. "Im Gegenzug werden die Zuschüsse aus den reicheren Ländern abgezogen und in den bedürftigeren Ländern eingesetzt, und die sind im wesentlichen in Afrika zu finden."

Deutschlands beste Bank

Schnelles Internet für Afrika

Zu den Projekten, die von der KfW mitfinanziert wurden, gehört auch ein 10.000 Kilometer langes Glasfaserkabel vor der Küste Ostafrikas, das 27 Staaten ein schnelleres Internet verschafft. "Ohne den Einsatz von Innovation und Technik ist heute eine nachhaltige Entwicklung nicht mehr möglich", sagte Kloppenburg.

In Afrika konkurriert die KfW zunehmend mit China. Chinesische Firmen bauen hier in vielen Ländern Straßen und andere Infrastrukturprojekte. Dabei bringen sie nicht nur ihre eigenen Arbeiter mit, sondern auch gleich eine staatlich subventionierte Finanzierung.

A Chinese worker of the China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) looks on January 30, 2010 at the site of the new African Union (AU) conference center in Addis Ababa. China, often accused of being concerned only with Africa's oil, is building, free of charge, the building that will house the continent's political headquarters for decades to come. AFP PHOTO / SIMON MAINA (Photo credit should read SIMON MAINA/AFP/Getty Images)
Eine Baustelle in Äthiopien. Chinesische Firmen bringen die staatliche Finanzierung oft selbst mit.Bild: Getty Images

Dagegen trennt die KfW Kredit und spätere Auftragsvergabe, so Kloppenburg. "Wir bestehen immer auf einer internationalen öffentlichen Ausschreibung. Es muss einen fairen Wettbewerb geben. Derjenige, der das finanziell und technisch beste Angebot unterbreitet, der sollte dann auch zum Zuge kommen."

Das gilt auch für Projekte, die mit Mitteln der KfW in China selbst finanziert werden. Mit neuen Kreditzusagen in Höhe von fast 600 Millionen Euro war China im vergangenen Jahr der größte Einzelkreditnehmer der KfW Entwicklungsbank.

Warum sich China bei der KfW Geld leiht

Die KfW profitiert als staatliche Bank von der Bonität der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Kredite sind so günstig sind, dass sie als offizielle Entwicklungshilfe angerechnet werden können. Für ein Land wie China sei das aber nicht der Hauptgrund für KfW-Kredite, glaubt Bankvorstand Kloppenburg. "Wenn die KfW Entwicklungsbank sich in einem Projekt engagiert, dann geschieht das nach Prüfung, nach internationaler Ausschreibung, nach transparenten Vergabenkriterien." In China gebe es ein großes Interesse, von der Erfahrung der KfW in diesen Dingen zu lernen, so Kloppenburg. Das werde früher oder später dann auch in chinesische Verfahren einfließen.

Kloppenburg schätzt, dass bei etwa der Hälfte aller öffentlich ausgeschriebenen Projekte, die mit KFW-Krediten finanziert werden, deutsche Unternehmen eine gute Chance haben, einen Teil der Aufträge zu erhalten.

Eine Saftfabrik in Kenia

Die 1,3 Milliarden Euro, die die KfW-Tochter DEG im vergangenen Jahr vergab, gingen nicht an Staaten, sondern direkt an Unternehmen. Dabei stellt die DEG immer nur eine Teilfinanzierung zur Verfügung, der Rest muss von anderen Investoren kommen. "Wir haben mit diesen 1,3 Milliarden Euro Neuzusagen unternehmerische Investitionen von knapp zwölf Milliarden Euro bewirkt", sagt Bruno Wenn, Sprecher der DEG-Geschäftsführung. "Das ist ein enormer Hebel von knapp eins zu zehn. Unsere Finanzierung mobilisiert also in erheblichem Umfang Geld von privaten Investoren."

Lateinamerika und Asien sind die wichtigsten Regionen für die DEG. In Zukunft will Bruno Wenn aber das Afrika-Geschäft ausbauen. "Wir sehen mit großer Sorge, dass die deutsche Wirtschaft die Chancen, die Afrika bietet, nicht so richtig wahrnimmt", so Wenn. "Wir sind der Überzeugung, dass Afrika der nächste Kontinent ist, der sich entwickeln wird. Dabei gibt es große Chancen, nicht nur bei der Telekommunikation, sondern auch in der verarbeitenden Industrie." Als Beispiel nennt Wenn einen Saftproduzenten in Kenia, der sich mit DEG-Mitteln eine neue Fabrik bauen konnte, die europäischen Standards entspricht. Dadurch eröffnen sich dem Unternehmen neue Exportmärkte.

Neben der Armutsbekämpfung und der Schaffung von Arbeitsplätzen gewinnt der Schutz von Klima und Umwelt auch in der Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung. Die KfW gab zuletzt mehr als die Hälfte ihrer Mittel für Projekte in diesem Bereich aus, die DEG steckte nach eigenen Angaben mehr als 40 Prozent in klimafreundliche Investitionen.