Gemeinsame Werte und Ziele - und eine Weltreise im Schnelldurchlauf für den Minister: Bei seinem Besuch in der DW Akademie bekräftigte Entwicklungsminister Müller die langjährige Partnerschaft in der Medienentwicklung.
Gerd Müller (links), Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Christian Gramsch, Direktor der DW Akademie
Wen erreicht die DW Akademie? Verena Wendisch stellte den 14-jährigen Ahmad vor, Teilnehmer eines Projekts für Medienkompetenz in den palästinensischen Gebieten
Deutschland müsse sich weltweit für demokratische Werte wie Meinungsfreiheit einsetzen, bekräftigte Bundesminister Gerd Müller. "Und dafür ist die DW Akademie unser privilegierter Partner." Die Arbeit der DW Akademie, so Müller, sei "von herausragender kultureller, wirtschaftlicher und politischer Bedeutung." Stoff genug also für weitere Kooperationen, die sich laut Gerd Müller vor allem mit der Digitalisierung befassen müssen. Jeder zweite Afrikaner besitze mittlerweile ein Mobiltelefon - der Anteil der Bevölkerung, der Zugang zu einer sauberen Toilette habe, sei geringer. "Viele afrikanische Staaten überspringen Jahrzehnte der digitalen Entwicklung: Während bei uns noch Kabel verlegt werden, geht dort vieles über Satelliten - und darauf müssen wir mit Ihnen gemeinsam reagieren." Müller unterstützt deshalb die Strategie der DW Akademie, die rasante technologische Entwicklung bei allen Projekten mitzudenken.
Das Engagement der DW Akademie in Uganda, anschaulich dargestellt von Natascha Schwanke, stellvertr. Leiterin Afrika
Mit Informationen gegen den weltweiten Hunger
Für Direktor Christian Gramsch ein Beispiel dafür, wie das große Potenzial im Mobilfunkmarkt in Afrika für die Meinungs- und Pressefreiheit genutzt werden kann: "Dadurch erreichen Informationen die Öffentlichkeit, die einige Jahre zuvor noch nicht bekannt geworden wären." Eine Welt ohne Hunger sei nur durch einen besseren Zugang zu Informationen denkbar, betonte auch Minister Gerd Müller. "Nur so können sich Menschen in diesen Ländern zum Beispiel über faire Preise für Saatgut informieren oder über den richtigen Einsatz von Düngemitteln."
Ganz analog präsentierte sich dagegen ein weiteres vom BMZ finanziertes Projekt: In Myanmar begleitet die DW Akademie unter anderem den Aufbau eines unabhängigen Presserates. Bürger können sich dort über als falsch empfundene Berichterstattung wehren - bisher noch ganz klassisch in Form von Beschwerdebriefen. Knapp 70 sind davon im vergangenen Jahr beim Presserat eingegangen. Zukünftig soll es auch ein Online-Formular geben. "In einem Land, in dem man lange keine Kritik äußern durfte, ist das ein echtes Novum", so Andrea Rübenacker, Ländermanagerin der DW Akademie für Myanmar.
Gemeinsame Leidenschaft fürs Radio
Bei einer weiteren Station erfuhr Gerd Müller Näheres über Bürgerradios in Bolivien: Radios, bei denen indigene Minderheiten das Programm selbst gestalten und somit zu Wort kommen. Beispielhaft dafür dass die DW Akademie sich mit ihren Projekten an Bevölkerungsgruppen und Medienschaffende außerhalb von städtischen Zentren richtet, die in ihrer Teilhabe stark eingeschränkt sind. Anderes Beispiel: Eine morgendliche Radioshow an einer palästinensischen Schule, die Jugendliche dazu ermutigt, sich aktiv am öffentlichen Diskurs zu beteiligen. "An diesem Beispiel kann man sehen, wie wichtig Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche in diesen Ländern ist", so Verena Wendisch, Ländermanagerin für die Palästinensischen Gebiete. "Gerade in der Frontstellung zwischen Hamas und Fatah werden Medien oft für Meinungsmache missbraucht." Die Leidenschaft fürs Radio-Machen teilt übrigens auch Gerd Müller: Der Entwicklungsminister fühlte sich spontan an seine eigene Zeit als Radiopionier in den 1970er Jahren erinnert. "Ich habe in der Frühzeit des Privatradios zwei Radiostationen mit gegründet", erzählte er. "Und insofern bin ich natürlich begeistert darüber, was Sie machen und welche Möglichkeiten Ihre Projekte eröffnen."
Anknüpfungspunkte für eine engere Zusammenarbeit, so der Bundesminister, gebe es aktuell jede Menge: sei es beim Thema Sprache, Informationsfreiheit, Journalistenausbildung, Digitalisierung oder Klimawandel: "In fast jedem Dorf auf dieser Welt wird schließlich mittlerweile über globale Themen diskutiert!"
Alle künftigen Projektideen, darin war man sich am Ende einig, sind Teil einer Gesamtstrategie, die darauf ausgerichtet ist, in den Projetgebieten allen Mitgliedern der jeweiligen Gesellschaft einen freien Zugang zum öffentlichen Diskurs zu ermöglichen.