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Epstein-Opfer ergreifen das Wort

28. August 2019

Es war eine emotionale Gerichtsanhörung. Insgesamt haben 16 mutmaßliche Missbrauchsopfer des verstorbenen US-Millionärs Jeffrey Epstein über ihr Leid berichtet - sieben weitere ließen sich von Anwälten vertreten.

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USA | Mutmaßliche Epstein-Opfer äußern sich
Rechtsanwalt David Boies (2.v.r.) mit einigen mutmaßlichen MissbrauchsopfernBild: picture-alliance/dpa/ZUMAPRESS/Wire/TNS

"Heute stehen wir zusammen", sagte die Schauspielerin Anouska De Georgiou, die nach eigenen Angaben von Jeffrey Epstein sexuell missbraucht wurde. "Ich werde nicht weiter ein Opfer sein und nicht einen Tag länger schweigen."

Auch die Schauspielerin Chauntae Davies schilderte vor dem Bundesgericht in Manhattan, sie habe sich in einem Krankenhaus zwei Wochen lang übergeben müssen, nachdem sie von Epstein vergewaltigt worden sei. Der Investmentbanker habe "krankhaft" junge Frauen missbraucht. Eine andere Frau sagte, sie sei Epsteins "Sklavin" gewesen. "Ich habe mich machtlos und beschämt gefühlt." Epstein habe gedroht, sie zu töten, sollte sie nicht mehr Jungfrau sein.

Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Er war bereits 2008 wegen der Prostitution junger Frauen zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden, seitdem wurde er als Sexualverbrecher geführt.

Richter würdigt den Mut der Frauen

Nach einer erneuten Festnahme wurde der 66-Jährige am 10. August tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Nach Angaben des US-Justizministeriums nahm er sich das Leben. Bei einer Verurteilung hätten dem US-Multimillionär, der gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten hatte, bis zu 45 Jahre Haft gedroht.

USA | Mutmaßliche Epstein-Opfer äußern sich
Jennifer Araoz (Mitte) bedauert, Epstein nicht mehr vor Gericht zu begegnenBild: picture-alliance/dpa/newscom/UPI/L. Lanzano

Mit der Gerichtsanhörung wollte Richter Richard Berman den mutmaßlichen Missbrauchsopfern Gelegenheit geben, über ihr Leid zu sprechen, weil es nun nie zu einem Prozess gegen Epstein kommen wird. Er würdigte den "Mut" der Frauen, von denen sich viele nie zuvor öffentlich geäußert hatten.

"Er hat nicht allein gehandelt"

Die meisten der Frauen zeigten sich wütend darüber, dass Epstein nicht mehr vor Gericht gestellt werden kann. "Ich bin sehr wütend und traurig, weil der Gerechtigkeit in diesem Fall nie Genüge getan wurde", so Courtney Wild. Epstein sei ein "Feigling". Jennifer Araoz sagte, Epstein wolle ihr selbst nach seinem Tod Leid zufügen. Dass sie dem Sexualverbrecher nicht vor Gericht entgegentreten könne, "zerfrisst meine Seele".

Gleichzeitig riefen die Frauen die Justiz auf, mögliche Mittäter zu verfolgen. "Bitte, bitte, bitte, bringen Sie zu Ende, was sie begonnen haben", sagte Sarah Ransome. "Er hat nicht allein gehandelt." Epstein habe vielmehr einen internationalen Ring von Frauenhändlern geführt.

In dem Fall sind unter anderem Vorwürfe gegen den britische Prinzen Andrew und gegen Epsteins frühere Freundin Ghislaine Maxwell laut geworden. Beide haben die Vorwürfe bestritten.

nob/wa (afp, ap)