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Erfolgreicher Freihandel mit Südkorea

Klaus Ulrich16. März 2012

Die Asiaten drücken aufs Tempo bei Freihandelsabkommen: Jetzt ist auch ein Pakt mit den USA wirksam geworden. Ein Abkommen mit der EU gilt seit Mitte letzten Jahres – Deutschland profitiert bereits davon.

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Mit der 365 Meter langen und 51 Meter breiten MSC "Daniela" trifft am Mittwoch (07.04.2010) eines der weltweit größten Containerschiffe vor dem Containerterminal in Bremerhaven ein. Der Riesenfrachter der Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) holt auf seiner regelmäßigen Fahrt von China nach Nordeuropa zusätzliche Ladung an der Weser ab. Foto: Ingo Wagner dpa/lni
Schiff MSC Daniela Containerschiff Container BremerhavenBild: picture-alliance/dpa

"Südkorea ist extrem abhängig vom Außenhandel", sagt Jürgen Wöhler im Gespräch mit der DW. Wöhler ist Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Seoul. "Das Land ist der siebtgrößte Exporteur der Welt und sogar noch stärker abhängig von Ausfuhren als Deutschland." Mehr als die Hälfte des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts käme durch Exporte zustande.

Seit 1. Juli 2011 hat die Europäische Union ein Freihandelsabkommen mit Südkorea. Es ist das erste Abkommen dieser Art, das die EU mit einem asiatischen Land abschließen konnte. Die EU ist für Südkorea der zweitwichtigste Handelspartner nach China und vor Japan und den USA.

Handelsvolumen bereits gewachsen

Durch den freieren Zugang zum sehr großen EU-Markt sei das Handelsvolumen zwischen Südkorea und Europa gewachsen, so Wöhler. Deutschland habe besonders davon profitieren können, betont auch Volker Treier, der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie und Handelkammertages (DIHK), gegenüber der DW. "Die Zahlen ergeben ein klares Bild: Die Exporte aus Deutschland sind seit Mitte 2011 um 18,6 Prozent - und damit überdurchschnittlich - gestiegen. Gleichzeitig sind die Einfuhren aus Südkorea sogar etwas gesunken."

Die deutschen Investitionen hätten sich ebenfalls deutlich erhöht. Der positive Trend werde sich in diesem Jahr weiter fortsetzen: Die Geschäftsaussichten der deutschen Unternehmen seien gut, vor allem in der Chemie und im Maschinenbau, aber auch im Großhandel. Mit Südostasien und China gehöre Korea zu den Top-Zielmärkten für deutsche Auslandsaktivitäten in Asien, so der DIHK-Experte.

"Zum ersten Mal seit Jahren hat Deutschland einen Überschuss im Warenhandel mit Südkorea erzielt", sagt Marcus Schwenke vom deutschen Außenhandelsverband BGA der DW. Der Überschuss habe bei rund zwei Milliarden Euro gelegen. Zuvor sei der bilaterale Handel zwischen den beiden Staaten ungefähr ausgeglichen gewesen. Alleine die Lebensmittelausfuhren von Deutschland nach Südkorea hätten sich im vergangenen Jahr verdreifacht.

Streitfall Autohandel

Gerade bei der Entwicklung des Handels mit Autos erhitzen sich die Gemüter. "Das Handelsabkommen mit Korea war eindeutig ein Fehler", sagte Stephen Odell, der Europachef von Ford, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kürzlich am Rande des Genfer Autosalons. Autos aus Korea könnten zollfrei nach Deutschland eingeführt werden – umgekehrt sei dies aber nicht der Fall. Die Koreaner würden zu unfairen Mitteln greifen, um Autoimporte zu erschweren: Koreanische Sicherheits- und Umweltvorschriften seien mit Absicht leicht abweichend von europäischen Regeln formuliert, eine notwendige Anpassung der Fahrzeuge aufwändig und damit teuer.

Tatsächlich exportierte Korea von Juli bis Dezember 2011 drei Viertel mehr Autos in die EU als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Auto-Exporte aus der EU nach Korea erhöhten sich jedoch nur um 19 Prozent.

Ein natürliches Ungleichgewicht bestehe allein schon deshalb, sagt Jürgen Wöhler von der AHK in Seoul, weil die EU ein Markt mit mehr als 500 Millionen Menschen sei und Südkorea nur 50 Millionen Einwohner habe. Daneben profitieren die Länder sehr unterschiedlich.

"Die USA sind ein typisches Beispiel für eine schwache Position in Korea", so Wöhler. Amerikanische Autolieferungen machten bei gleichen Bedingungen wie für japanische und deutsche Fabrikate nur knapp acht Prozent aller Importfahrzeuge in Korea aus. Dagegen habe Deutschland im letzten Jahr – allerdings auch bedingt durch die Schwäche Japans – 70 Prozent aller Autoimporte gestellt, immerhin über 100.000 Importfahrzeuge.

Schutzzölle fallen weg

Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden durch das Freihandelsabkommen zwischen Südkorea und der EU etwa 98 Prozent der bilateralen Schutzzölle aufgehoben. Nach einer Übergangszeit sollen bis auf einige Ausnahmen im Landwirtschaftsbereich sämtliche Zölle fallen.

Nach Schätzungen des staatlichen Korea-Instituts für Internationale Wirtschaftspolitik (KIEP) kann sich der Handel zwischen Südkorea und der EU durch das Abkommen längerfristig um bis zu 20 Prozent erhöhen. Nach Angaben der Europäischen Kommission belief sich das bilaterale Handelsvolumen in 2010 auf rund 66 Milliarden Euro, nach gut 56 Milliarden Euro 2009. Für die EU ist Südkorea der neuntgrößte Handelspartner. Nach sieben Jahren sollen dann die Zölle auf Industriegüter komplett entfallen.