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Erster Gipfelerfolg am Mount Everest

7. Mai 2021

Während Nepal im Corona-Chaos versinkt, herrscht am höchsten Berg der Erde Business as usual. Zwölf Sherpas erreichten an diesem Freitag den Gipfel des Mount Everest - darunter auch der Rekordhalter.

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Himalaya Blick auf den Mount Everest Lichtstimmung
Blick auf den Mount Everest von der nepalesischen SeiteBild: picture-alliance/dpa/T. Sherpa

"Wenn es um Berge geht, ist Demut alles", schreibt Kami Rita Sherpa in einem kleinen Everest-Ratgeber, der im vergangenen Jahr erschien. An diesem Freitag hat der 51 Jahre alte Nepalese den von ihm gehaltenen Rekord ausgebaut: Bereits zum 25. Mal erreichte der Bergsteiger den höchsten Punkt der Erde auf 8849 Metern. Kami Rita leitete das zwölfköpfige Sherpa-Team, das die Route bis zum Gipfel mit Seilen sicherte.

Es war der erste Gipfelerfolg der diesjährigen Frühjahrssaison am Mount Everest. Anfang kommender Woche werden auch die ersten kommerziellen Teams am Gipfel erwartet, unter anderem eine Gruppe aus Bahrain mit Scheich Mohamed Hamad Mohamed Al Khalifa, einem Mitglied der bahrainischen Königsfamilie.

Regierung leugnet Corona-Fälle in Basislagern

Nachdem 2020 die Frühjahrs-Klettersaison am Everest und den anderen Bergen Nepals wegen der Corona-Pandemie komplett abgesagt worden war, lockerte die Regierung des Himalayastaates im März die Einreisebeschränkungen und erteilte 408 Besteigungsgenehmigungen (Permit) für den Everest - so viele wie noch niemals zuvor. Ergänzt um Bergführer, Climbing Sherpas, Köche und anderes Personal der Expeditionen halten sich derzeit rund 1500 Menschen im Basislager auf der nepalesischen Südseite des Bergs auf. Auf der tibetischen Nordseite ist der Everest auch in diesem Frühjahr für Ausländer gesperrt. Die Behörden erteilten lediglich 21 chinesischen Bergsteigern Permits.

Nepal | Camp am Mount Everest
Bergsteiger im Basislager zu Füßen des Mount EverestBild: Prakash Mathema/AFP/Getty Images

Bereits vor drei Wochen wurde die erste Corona-Infektion aus dem Basislager in Nepal gemeldet. Inzwischen seien 17 Fälle infizierter Bergsteiger bestätigt, teilte ein Vertreter der Himalayan Rescue Association mit. Die Organisation betreibt im Everest-Basislager eine Krankenstation. Auch vom Dhaulagiri, einem anderen Achttausender im Westen Nepals, wurden mindestens 19 Corona-Fälle unter Bergsteigern gemeldet.

Die nepalesische Regierung widerspricht. Das zuständige Tourismusministerium erklärte an diesem Freitag, seine Verbindungsleute in den Basislagern hätten nicht eine einzige Corona-Infektion gemeldet. Das Ministerium wittert in den Medienberichten gar eine Verschwörung - mit dem Ziel, das gerade erst wieder zart erblühte Pflänzlein Bergtourismus niederzutrampeln. "Einige Leute oder eine Gruppe mit Eigeninteressen übertreiben oder liefern irreführende Informationen aus den Bergen, um die Expeditionssaison zu verderben", sagte Rudra Singh Tamang, Generaldirektor des Ministeriums, der Zeitung "Himalayan Times".

Gesundheitssystem kollabiert

Die Regierung versucht mit allen Mitteln, einen Abbruch der Klettersaison zu verhindern. Immerhin hat allein der Verkauf der Everest-Genehmigungen mehr als vier Millionen US-Dollar in die klammen Kassen gespült. Angesichts der dramatischen Zuspitzung der Corona-Lage in Nepal wirkt die Mauertaktik der Regierung fahrlässig.

Nepal | Mount Everest  - Bergsteiger/Sherpa Kami Rita
Kami Rita Sherpa erreichte zum 25. Mal den Gipfel des Mount EverestBild: Prakash Mathema/AFP/Getty Images

Die explosionsartige Ausbreitung des Coronavirus im Nachbarland Indien ist auch auf den Himalayastaat übergeschwappt. Seit Tagen melden die Regierungsstellen immer neue Höchstwerte an Infektionen. Am Freitag wurden erstmals mehr als 9000 Fälle binnen 24 Stunden registriert, 45 Prozent aller Coronatests fielen positiv aus. Angesichts fehlender Testkapazitäten muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.

Das Gesundheitssystem Nepals ist völlig überfordert. In vielen Krankenhäusern fehlt es nicht nur an Betten, sondern auch an Sauerstoff zur Beatmung der Schwerkranken. Patienten müssen abgewiesen werden. Die Regierung hat alle Inlandsflüge bis auf Weiteres gestoppt, auch der internationale Flugverkehr wurde bis zum 14. Mai ausgesetzt - mit Ausnahme zweier Flüge pro Woche aus Neu Delhi.

Nur am Mount Everest herrscht Business as usual. Von Demut, wie sie Rekordhalter Kami Rita Sherpa fordert, ist dort wenig zu spüren.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter