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Politik

Erster Toter bei Protesten im Gazastreifen

30. März 2019

Am 30. März 2018 begannen neue blutige Proteste an der Grenze zu Israel. Am Jahrestag gedenken die Palästinenser - auch mit Gewalt - des Ereignisses. Ein Mensch wurde dabei bereits getötet, viele weitere verletzt.

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Proteste in Gaza  Palästina Israel Konflikt
Bild: Reuters/M. Salem

Bei Protesten an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel ist ein Palästinenser getötet worden. Der 20-Jährige starb östlich von Gaza durch Schüsse der israelischen Armee, wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte. Augenzeugen zufolge habe er sich mehr als 100 Meter vom Grenzzaun entfernt befunden, als er von den tödlichen Schüssen getroffen wurde. 

Die israelische Armee teilte mit, dass Palästinenser am Freitagabend Sprengsätze in Richtung Grenzzaun geworfen hätten. Daraufhin habe ein Panzer einen Stützpunkt der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Auch hätten sich Palästinenser an verschiedenen Punkten am Grenzzaun versammelt und Brandbomben und Steine gegen den Zaun geworfen. Die Soldaten hätten die Versammlungen aufgelöst und dabei auch geschossen.

262 Tote und tausende Verletzte binnen eines Jahres

Die im Gazastreifen herrschende Hamas-Bewegung hat für diesen Samstag - zum ersten Jahrestag des Beginns der Proteste an der Grenze zu Israel - zu Massenkundgebungen aufgerufen. Inzwischen folgten mehrere tausend Palästinenser diesem Appell. Israelische Soldaten setzten Tränengas ein, um die Demonstranten von dem schwer gesicherten Grenzzaun abzuhalten. Palästinenser warfen ihrerseits Steine auf die Soldaten und steckten Autoreifen in Brand. Mindestens 33 Menschen erlitten nach palästinensischen Angaben Verletzungen. Seit dem ersten "Marsch der Rückkehrer" am 30. März 2018 wurden bei den wöchentlichen Protesten mindestens 259 Palästinenser und zwei israelische Soldaten getötet, Tausende erlitten Verletzungen.

Protestierende Palästinenser in der Nähe von Gaza-Stadt im Tränengas-Nebel (Foto: Reuters/M. Salem)
Protestierende Palästinenser in der Nähe von Gaza-Stadt im Tränengas-Nebel Bild: Reuters/M. Salem

Das Nationale Komitee des "Marsches der Rückkehr" kündigte an, es werde auch ähnliche Proteste in Israel, in Jerusalem und dem Westjordanland geben sowie in mehreren arabischen und europäischen Ländern. Es rief zudem ausdrücklich zu Konfrontationen mit israelischen Soldaten auf. Zum Komitee des "Marsches der Rückkehr" gehören auch Vertreter der Hamas, die von Israel, der Europäischen Union und den USA als Terror-Organisation eingestuft wird.

Die Vereinten Nationen und die Bundesregierung forderten beide Seiten zur Besonnenheit auf. Das Auswärtige Amt warnte: "Das Risiko einer hochgefährlichen Zuspitzung an der Grenze zwischen Gaza und Israel ist offensichtlich." Das Recht auf friedlichen Protest gelte auch im Gazastreifen, hieß es in einer Mitteilung. Aber: "Dieses Recht darf nicht - wie wir dies immer wieder gesehen haben - zum Vorwand für Hetze genommen oder missbraucht werden, um Gewalt aus der Menge heraus zu üben oder Gewaltakte zu legitimieren."

Ägypten und UN wollen Waffenruhe erreichen

Israel hat vor mehr als zehn Jahren eine Blockade über den Gazastreifen verhängt, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen dies mit Sicherheitsinteressen. Die Palästinenser fordern bei den Protesten unter anderem eine Aufhebung der Blockade. Außerdem pochen sie auf ein Recht auf Rückkehr in Gebiete, die heute zu Israel gehören. Gleichzeitig gedenken Palästinenser am 30. März, dem "Tag des Bodens", massiver Landenteignungen wie auch sechs israelischer Araber, die am 30. März 1976 in dem Ort Sachnin von der israelischen Polizei getötet wurden. Sie hatten gegen die Beschlagnahmung arabischen Bodens protestiert.

Solche Bilder gab es nach Beginn der Proteste Ende März vergangenen Jahres  wochenlang von der Grenze zwischen Israel und Gazastreifen. Hier ein Foto vom 13. April 2018 (Foto: Getty Images/AFP/M. Abed)
Solche Bilder gab es nach Beginn der Proteste Ende März vergangenen Jahres wochenlang von der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen. Hier ein Foto vom 13. April 2018Bild: Getty Images/AFP/M. Abed

Ägypten und die Vereinten Nationen bemühen sich laut Medienberichten weiter um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Dabei gehe es zumindest um eine vorläufige Vereinbarung zwischen beiden Seiten bis nach der Parlamentswahl in Israel am 9. April. Kairo schickte zudem eine Sicherheitsdelegation zu einem Kundgebungsort in der Nähe von Gaza-Stadt  Am Montag hatte eine Rakete, die aus dem Gazastreifen abgefeuert worden war, ein Haus nordöstlich von Tel Aviv zerstört. Sieben Menschen erlitten Verletzungen, darunter Kleinkinder. Daraufhin zerstörte Israels Luftwaffe drei Gebäude der Hamas in Gaza, darunter das Büro des Hamas-Chefs Ismail Hanija. Insgesamt seien sieben Palästinenser verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.

sti/as (afp, dpa)