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Eskalation in Kolumbien

14. Januar 2002

Seit 38 Jahren wird das südamerikanische Land Kolumbien von einem Bürgerkrieg heimgesucht. Ein Ende ist nicht in Sicht - jetzt droht sogar eine weitere Eskalation.

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Straßenbild in BogotáBild: AP

Am Wochenende lief ein Ultimatum ab, das die Regierung von Präsident Andres Pastrana den Guerillas gestellt hatte. Die Rebellen waren aufgefordert worden, entweder ein realistisches Friedensangebot vorzulegen oder das Schutzgebiet zu räumen, das die Regierung ihnen vor drei Jahren gewährt hatte, um die Friedensgespräche in Gang zu bringen.

Die größte Guerilla-Bewegung Kolumbiens, die "Revolutionären Streitkräfte" (FARC), hat den Friedensprozess in dem südamerikanischen Land darauf hin für "definitiv beendet" erklärt. Die von Pastrana gesetzte Frist zur Räumung einer von der Guerilla kontrollierten entmilitarisierten Zone bis Dienstag "verhindert jede Möglichkeit der Fortführung der Gespräche", sagte Rebellenchef "Comandante Trinidad".

Wenig Optimismus

Der UN-Sondergesandte James Lemoyne kündigte nach dem von beiden Seiten erklärten Ende des Friedensprozesses an, er werde bis zur letzten Minute versuchen ein Abkommen zwischen Regierung und Guerilla zu Stande zu bringen. In einer Erklärung, die der Vermittler Lemoyne in der entmilitarisierten Zone abgab, zeigte sich der Diplomat jedoch wenig optimistisch. Der Friedensprozess zwischen Guerilla und Regierung könnte endgültig am Ende sein, warnte er.

Man wolle die so genannte "entmilitarisierte Zone" im Süden des Landes im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übergeben, sagte der "Comandante", der damit indirekt Befürchtungen über Zusammenstöße um das Gebiet Caguan zerstreute. Schuld am Scheitern des Friedensprozesses seien "die Kriegsherren des Landes" sowie eine "privilegierte und schäbige Minderheit", meinte er.

Zankapfel Schutzzone

Im Kern des Streits zwischen Regierung und der größten Guerilla-Organisation Südamerikas (etwa 16.000 Mitglieder) steht die Schutzzone, die etwa die Größe der Schweiz hat. Dieses Gebiet hatte die Regierung Ende 1998 den FARC als vertrauensbildende Maßnahme überlassen. Die Rebellen verlangen ein Ende der militärischen Kontrollflüge über die Region, was die Regierung jedoch strikt ablehnt. Sie wirft den Guerilleros vor, die Schutzzone zum Drogenhandel und zum Verstecken von Geiseln zu nutzen.

Pastrana hatte den Rebellen in einer Fernsehansprache indirekt mit einer Militäroffensive gedroht, sollten die FARC seinen Forderungen nicht nachkommen. Die Rebellen, so der Präsident, sollten ihre Bereitschaft zu einem vertraglichen Ende des bewaffneten Konflikts bekunden. Die Guerilla sollte sich zudem an eine frühere Vereinbarung halten, in der sie sich zum Verzicht auf Entführungen und Angriffe gegen die Zivilbevölkerung sowie die Infrastruktur verpflichtet hatte. (wga)