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Essen taucht in den Farbenrausch

29. September 2012

Es soll die "bunteste Ausstellung des Jahres" werden, verspricht das Folkwang-Museum in Essen zur großen Expressionisten-Ausstellung. Ab sofort können die Besucher selber prüfen: Ist es ein Leckerbissen für Kunstfans?

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Ein Mann betrachtet in Essen das Schild neben dem Bild "Akte im Freien" von Franz Marc (Foto: dpa)
Ausstellung Museum Folkwang Essen Im FarbenrauschBild: picture-alliance/dpa

Unter dem Titel "Im Farbenrausch - Munch, Matisse und die Expressionisten" präsentiert ab sofort eine große Ausstellung im Essener Folkwang Museum bahnbrechende Strömungen der europäischen Kunst in der Zeitspanne zwischen 1905 und 1911 zusammen. Bis zum 13. Januar können die Besucher mehr als 150 Gemälde und Skulpturen von 26 heute weltberühmten Künstlern anschauen. Darunter befinden sich einige Werke, die selten oder noch nie öffentlich gezeigt wurden. In elf Kapiteln soll die neue Bedeutung der Farbe im Malstil des frühen 20. Jahrhunderts erläutert werden.

Die Interimsdirektorin des Museums, Ute Eskildsen, spricht vom "Highlight der Ausstellungssaison".  Erstmals stelle die Schau den Norweger Edvard Munch und die "Fauves", die sogenannten Wilden in der französischen Kunst – Henri Matisse, André Derain, Maurice de Vlaminck - den Expressionisten in Deutschland wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Wassily Kandinsky oder Franz Marc (siehe Foto oben) gegenüber, sagt Kuratorin Sandra Gianfreda. Die Ausstellung solle dabei zeigen, wie wichtig Munch für den Expressionismus war und wie die französischen Maler ihre deutschen Kollegen beeinflussten, ergänzt ihr Co-Kurator Mario-Andreas von Lüttichau.

Inspiriert und imitiert?

Dass sich die jungen Deutschen in ihrem Stil beeinflussen ließen, hätten sie natürlich niemals offen zugegeben. "Sie haben Matisse und Munch geleugnet", sagt Lüttichau. Durch Wanderausstellungen waren erste Werke von Matisse aber in Deutschland schon 1906/07 bekanntgeworden. Kirchner habe zum Beispiel sein 1909 entstandenes Bild "Mädchen unter Japanschirm" sogar auf 1906 vordatiert, damit in der völlig verdrehten Körperhaltung keiner die Ähnlichkeit zu Matisses Bronzeskulptur "Liegender Akt" von 1908 bemerke, sagt Lüttichau. Nun werden beide Kunstwerke in unmittelbarer Nachbarschaft präsentiert.

Unter den gezeigten Bildern sind weltberühmte Gemälde wie etwa der "Blick auf Collioure" von André Derain. Einige der 150 Gemälde und Skulpturen seien bislang jedoch nur selten oder sogar noch nie öffentlich präsentiert worden, sagt Gianfreda. Ein Großteil der gezeigten Bilder stammt aus der Sammlung des Folkwang-Museums. Denn schließlich sammelte und förderte der Gründer des Hauses, Karl Ernst Osthaus, schon früh eben jene Protagonisten der avantgardistischen Kunst, die nun in Essen zu sehen sind. Doch auch aus anderen berühmten Häusern wie etwa der Nationalgalerie in Berlin, dem Metropolitan Museum of Modern Art in New York oder dem Musée d'Orsay in Paris werden Leihgaben gezeigt.

Auch Vorbilder berücksichtigt

Auch die Vorgänger und Inspiratoren der Expressionisten spart die Ausstellung nicht aus. "Wir wollten zeigen, dass der Expressionismus nicht aus dem Nichts gekommen ist, sondern von früheren Malern wie zum Beispiel Vincent van Gogh inspiriert wurde", sagt Gianfreda. Entsprechende Bilder sind daher im ersten Raum der Ausstellung zu sehen.

Die Essener Schau kann als Prolog zur derzeit laufenden Sonderbund-Schau in Köln betrachtet werden. Waren es anfangs noch mutige Sammler wie Folkwang-Museumsgründer Osthaus, der schon 1907 die damals noch vielfach verachteten Expressionisten ausstellte, so feierte die Moderne 1912 in der Sonderbund-Ausstellung einen großen Triumph.

kle/uh (dpa, dapd, epd)