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Ethnische Gruppen in Afghanistan

14. November 2001

Wie auf einem Flickenteppich leben in Afghanistan eine Vielzahl rivalisierender ethnischer Gruppen zusammen. Die etwa 26 Millionen Einwohner stammen aus 19 Volksgruppen, die nur die islamische Religion gemeinsam haben.

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Geldwechsler in Torkham, AfghanistanBild: AP

In Afghanistan geben die Paschtunen, mit 40 Prozent die größte ethnische Gruppe, den Ton an. Seit der Gründung der afghanischen Nation durch den Paschtunen Achmed Schah Durrani im Jahre 1747 stellten sie alle politischen Führer Afghanistans - bis auf eine Ausnahme. Vor knapp zehn Jahren schaffte es ein Tadschike, die Macht zu übernehmen. Doch schon 1996 wurde Präsident Burhanudin Rabbani ins Exil getrieben. Die Tadschiken sind mit 25 Prozent die zweitgrößte Volksgruppe.

Dass außerdem acht Prozent Hasaren, sechs Prozent Usbeken und viele weitere kleine Gruppen, unter ihnen Turkmenen, Kirgisen, Kasachen und Belutschen, in Afghanistan leben, ist auf die geografische Lage zurückzuführen. Zwischen dem iranischen Hochland, der zentralasiatischen Steppe und dem heutigen Pakistan gelegen, war die Region über Jahrhunderte ein wichtiger Handelsknotenpunkt.

Verwirrende Vielfalt

Was die Volksgruppen trennt, sind ihre geschichtlichen Wurzeln, die Sprache und die Ausrichtung des Islam. Die Paschtunen stammen aus dem pakistanischen Grenzland und hängen der sunnitischen Glaubensrichtung an. Ihre Sprache ist Paschtu, neben Dari eine Amtssprache Afghanistans. Die heute als Taliban-Hochburg bekannte Stadt Kandahar im Südwesten Afghanistans ist das Zentrum der paschtunischen Bevölkerungsgruppe. Auch der seit seinem Sturz 1973 im römischen Exil lebende König Mohammed Sahir Schah ist ein Paschtune aus Kandahar.

Die Hasaren, ein Mongolenvolk, das sich in der Tradition des Dschinghis Khan sieht, gehören dagegen der schiitischen Glaubensrichtung an. Sie haben sich im Zentrum Afghanistans in der strategisch wichtigen Region westlich Kabuls angesiedelt und stellen acht Prozent der Bevölkerung. Die Hasaren beteiligten sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts an der politischen Herrschaft der Paschtunen. Aber seit die Taliban 1996 die Macht übernahmen, wurden sie wegen ihrer schiitischen Glaubensrichtung verfolgt. Ihre Sprache ist persischen Ursprungs, ebenso wie die der Tadschiken, die aus der Grenzregion zu Tadschikistan stammen. Im Norden hat auch das Turkvolk der Usbeken seine Wurzeln. Ihre sunnitische Glaubensrichtung haben die Usbeken mit den dominierenden Paschtunen gemeinsam.