1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EU beschränkt Fischfang

Bernd Riegert, Brüssel22. November 2006

Die EU will der Überfischung in europäischen Meeren mit einem elektronischen Logbuch und der Reduzierung von Fangquoten für besonders bedrohte Tiefseefische ein Ende setzen. Experten kritisieren die Beschlüsse.

https://p.dw.com/p/9Q91
Ostsee-Heringe in einer Kiste
Fangmengen sollen elektronisch kontrolliert werdenBild: AP

Nach zähem Ringen um Fangquoten haben die Landwirtschafts- und Fischereiminister der EU am Dienstagabend (21.11.2006) eine Reduzierung des Fischfangs unterhalb von 400 Meter Meerestiefe beschlossen. Der Fang soll je nach Art um 10 bis 25 Prozent reduziert werden. Meeresbiologen hatten einen sofortigen Fangstopp gefordert. Nur einige Arten, zum Beispiel Tiefsee-Haie, sollen nach dem Willen der EU in vier Jahren gar nicht mehr gefangen werden dürfen. Diese Bestimmungen gelten nur für die Gewässer der Europäischen Union (EU). In New York bei den Vereinten Nationen wird zurzeit über eine weltweite Beschränkung der ökologisch schädlichen Tiefsee- und Schleppnetz-Fischerei verhandelt. Dort sperrt sich unter anderem das EU-Mitgliedsstaat Spanien gegen ein wirksames Verbot.

Interessenbalance finden

Laut dem EU-Kommissar für Fischerei, Joe Borg, mussten die berechtigten Interessen der Fischerei-Industrie berücksichtigt werden. "Die Schwierigkeit lag darin, eine Formel zu finden, mit der Druck von den Fischbeständen genommen wird ohne die Fischer in die Pleite zu treiben." Das sei nicht einfach gewesen, aber man sei sich sicher, eine Balance gefunden zu haben, so Borg weiter.

Weil die flachen Meere inzwischen leer gefischt seien, wichen die Fangflotten seit Anfang der 1990er Jahre immer mehr auf die Tiefsee aus, kritisieren Umweltschützer. Die häufig ausgeworfenen Schleppnetze zerstörten alles Leben. "Das ist so, als würde man einen Wald komplett abholzen", so die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Technische Neuerungen sollen helfen

Drei Fischtrawler im Hafen von Rostock
Drei Fischtrawler im Hafen von RostockBild: picture-alliance/ ZB

Die bedrohten Fischbestände im Mittelmeer sollen von 2008 an besser geschützt werden, beschlossen die EU-Minister. Die Netze der Fischer sollen weitmaschiger werden. In küstennahe Brutgebieten darf nicht mehr gefischt werden. Allerdings wolle die EU nach Angaben der Naturschutzorganisation World Wide Life Fund (WWF) sozusagen durch die Hintertür wieder Schleppnetz-Fischerei einführen, die eigentlich seit 2002 in der EU verboten ist.

Die illegale Fischerei soll durch technische Neuerungen eingedämmt werden. Alle Fischtrawler in der EU sollen nach und nach elektronische Logbücher erhalten, die die Fangmengen exakt aufzeichnen und von der Besatzung nicht manipuliert werden können. Mit Hilfe von Satelliten sollen die Fisch- und Laichgründe sowie die Fahrtrouten der Fischereischiffe überwacht werden.

Kritik von Umweltschützern

All diese Maßnahmen griffen vor allem im weltweiten Maßstab viel zu langsam, kritisieren Umweltschützer. Nach einer US-amerikanischen Studie, die im Wissenschaftsmagazin "Sciene" veröffentlicht wurde, könnte das Leben im Meer im Jahr 2048 ausgerottet sein, sollte es nicht bald tiefe Einschnitte bei den Fangquoten und einen umfassenden Schutz des Ökosystems Meer geben.