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EU fordert Verbesserungen in Bangladesch

Christoph Hasselbach3. Mai 2013

Sollte Bangladesch die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken nicht verbessern, droht die EU mit dem Entzug wichtiger Handelserleichterungen. Die wirtschaftlichen Folgen für das Land wären verheerend.

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Die zusammengestürzte Textilfabrik in Bangladesch (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das Hauptexportprodukt von Bangladesch sind Textilien. Deshalb profitiert das Land enorm von den guten Handelsbeziehungen zur EU. Allein durch die Ausfuhren in den größten Markt, die Europäische Union, verdient Bangladesch pro Jahr rund 15 Milliarden Euro. Innerhalb der EU wiederum ist Deutschland mit rund vier Milliarden Euro der größte Einzelabnehmer. Bangladesch hat sich nach China zum weltweit zweitgrößten Hersteller von Kleidung entwickelt. Möglich geworden ist dieser Erfolg durch die niedrigen Löhne in dem südasiatischen Land und durch ein Handelsabkommen mit der EU, das weitgehend auf Einfuhrzölle und Mengenbegrenzungen verzichtet.

Strafdrohung als "Anreiz" verpackt

Diese Handelsvergünstigungen stehen nach dem verheerenden Einsturz der Fabrik auf dem Spiel. EU-Handelskommissar Karel de Gucht und die Außenbeauftragte Catherine Ashton haben eine gemeinsame Stellungnahme herausgebracht, in der sie Bangladesch indirekt mit einem Entzug der Handelserleichterungen drohen. Beide zeigen sich schockiert "über das schiere Ausmaß der Katastrophe und die angebliche Kriminalität im Zusammenhang mit dem Bau des Gebäudes".

Ashton und de Gucht erinnern auch an die zwei Brände in Textilfabriken, bei denen über hundert Arbeiter ums Leben gekommen waren. Dann werden sie deutlich: "Als größter Handelspartner Bangladeschs sorgt sich die Europäische Union sehr um die Arbeitsbedingungen einschließlich der Sicherheitsbedingungen in den Fabriken im Land." Im Lichte der jüngsten Ereignisse rufe die Europäische Union die Behörden Bangladeschs "zum sofortigen Handeln auf, um dafür zu sorgen, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten werden." Die EU erwäge zurzeit angemessene Maßnahmen einschließlich solcher im Zusammenhang mit der Handelsbegünstigung, "um einen Anreiz zu verantwortungsvoller Unternehmensführung" zu schaffen. Die EU sei bereit, Bangladesch dabei zu helfen, internationale Standards einzuhalten.

Catherine Ashton (li.) und Karel De Gucht (Foto: REUTERS)
Catherine Ashton (li.) und Karel De Gucht setzen Bangladesch unter DruckBild: Reuters
Konsumenten zahlne in einem Primark-Geschäft (Foto: Getty Images)
Tolle Kleidung, sensationelle Preise - Verbraucher tragen ihren Teil zu den schlechten Arbeitsbedingungen beiBild: Getty Images

Grünen-Europaabgeordnete gibt Verbrauchern Mitverantwortung

Ganz so einfach könnte die EU die Handelsvergünstigungen zwar nicht beenden, auch wenn sich Bangladesch unbelehrbar zeigen sollte. Schließlich müssten alle Mitgliedsländer einer solchen Entscheidung zustimmen, und selbst dann könnte es über ein Jahr dauern, bis die Maßnahme greifen würde. Doch allein die Drohung der Kommission dürfte wirken.

Manche geben auch den europäischen Verbrauchern eine Mitschuld. Barbara Lochbihler, Europaabgeordnete der Grünen und Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Europaparlament, sprach am Donnerstag (02.05.2013) in einem Interview mit dem Deutschlandfunk von "Sklavenarbeit" in den Textilfabriken in Bangladesch. Die großen internationalen Bekleidungsketten und schließlich auch die Kunden seien "indirekte Täter". Den Verbrauchern riet Lochbihler, sich klarzumachen, "was man damit anrichtet, wenn man diese unter Sklavenarbeit produzierte Kleidung kauft". Sie sollten stattdessen etwas teurere Fairtrade-Produkte wählen. Lochbihler sagte, die EU habe schon früher bessere Arbeitsbedingungen in Bangladesch angemahnt, es sei aber "bei der Forderung geblieben".

Barbara Lochbihler, menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen (Foto: Karlheinz Schindler)
Barbara Lochbihler: "Bisher ist es bei der Forderung geblieben"Bild: picture-alliance/ZB

Doch das war vor dem Einsturz der Fabrik, dem größten Industrieunfall in der Geschichte des Landes. Inzwischen ist die Empörung über die Zustände in den Textilfabriken Bangladeschs so groß, dass die EU möglicherweise nicht mehr so leicht lockerlassen wird.