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EU kommt dürregeplagten Bauern zu Hilfe

2. August 2018

Angesichte teils bedrohlicher Einbußen wegen der Dürre können Landwirte auf finanzielle Erleichterungen aus Brüssel zählen. Die EU-Kommission stellt frühere Auszahlungen europäischer Fördergelder in Aussicht.

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Ausgetrocknete Landschaft bei Osterode am Harz
Bild: picture-alliance/Frank May

Die Europäische Union will die unter der Dürre leidenden Bauern mit der vorgezogenen Auszahlung der Subventionen unterstützen. Die betroffenen Landwirte sollten bis zu 70 Prozent der sogenannten Direktzahlungen bereits bis Mitte Oktober erhalten anstatt wie üblich erst im Dezember, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Auch die Auszahlung der Mittel für landwirtschaftliche Entwicklung sollten vorgezogen werden.

Mit diesen Maßnahmen will die EU-Kommission den Bauern helfen, Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Vor allem Viehhalter müssen derzeit mehr Geld als geplant investieren, da sie Futter zukaufen müssen. Die Agrarsubventionen aus Brüssel machen einen wesentlichen Teil der Einkommen der Landwirte aus.

Nothilfe hat Vorrang vor Umweltschutz

Landwirte sollen ausnahmsweise auch von einigen Anforderungen zum Umweltschutz befreit werden. In Deutschland bereiten einige Länder Unterstützung vor allem für akut betroffene Viehhalter vor, die um die Futterversorgung bangen.

Die EU-Kommission lockerte zudem die Vorschriften für ökologische Flächen, die landwirtschaftlich nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden dürfen. Die Böden dürfen nun zur Fütterung der Tiere eingesetzt werden. "Ich stand mit einer Reihe von Ministern aus den betroffenen Ländern in Kontakt, um die Lage zu erörtern und aktuelle Einschätzungen zu erhalten", teilte Agrar-Kommissar Phil Hogan mit.

Versicherungspflicht für Landwirte?

In der Debatte um Hilfen für die von Hitze und Trockenheit geplagten Bauern hat die Wirtschaftsexpertin Claudia Kemfert eine Pflichtversicherung für Landwirte gegen Dürreschäden ins Gespräch gebracht. Kemfert ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Damit könnten sich die Bauern gegen finanzielle Belastungen absichern, sagte Kemfert dem Düsseldorfer "Handelsblatt". Ähnlich wie bereits in mehreren anderen EU-Ländern könne der Staat den Abschluss solcher Versicherungen bezuschussen.

Versicherer: „Wir sind bereit!"

Die Versicherer fordern staatliche Vergünstigungen für Landwirte bei der Absicherung von Dürre-Risiken. "Die Folgen des Klimawandels zu bewältigen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Insofern sehe ich auch die Politik in der Verantwortung", sagte Rainer Langner vom Versicherer-Verband GDV dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Man könne hinterfragen, warum der Gesetzgeber zwar die Versicherungssteuer für Policen gegen Hagel, Sturm, Starkregen, Überschwemmung und Frost von 19 auf 0,3 Prozent gesenkt habe, nicht aber bei Versicherung gegen Trockenheit.

"Wir Versicherer wären jedenfalls in der Lage, eine erhöhte Nachfrage an Mehrgefahrenversicherungen zu bedienen", sagte Langner. Er verwies darauf, dass etwa in Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Österreich und den Niederlanden Mehrgefahrenpolicen gegen alle Wetterrisiken bezuschusst würden. "Die Förderung liegt teilweise bei 70 Prozent, und dadurch werden die Policen für die Bauern erschwinglich."

dk/sti (rtr, afp, dpa)