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EU-Sommer

Alexander Kudascheff 14. August 2002

Sommerloch hin, Klimaerweiterung her - Brüssel, das offzielle zumindest hält ausgedehnten Sommerschlaf.

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Wo immer man in bei der EU in Brüssel anruft, bestenfalls hält die vierte Garde die letzte Stellung. Von einer Bastion kann man erst gar nicht reden. Das tägliche Pressebriefing - es ähnelt eher der Muppetshow als der politischen Wirklichkeit. Die Sprecher auf der Bühne des Pressesaals der Kommission - sie kennt man überhaupt nicht oder hielt sie bisher für Praktikanten. Aber in Flautezeiten rückt man zusammen - auch in Brüssel.

Sommerschlussverkauf von Ideen - kein Problem. Aber hier in der europäischen Metropole wurde gerade einmal über Fluor in der Zahnpasta debattiert - und - man höre und staune - über den mangelnden Wettbewerb bei Schornsteinfegern. Die eiserne Garde der neoliberalen Friedemannfans unter den Brüsseler Bürokraten hat hier ein neues Betätigungsfeld gefunden. Endlich kümmert sich Brüssel auch um die europäischen Kamine und Schlote und fordert: freien Zugang für alle Schornsteinfeger. Aber: vielleicht ist das ebenso der Lochnessdrache wie die einheitliche Wein-oder Biersteuer, die die Brüsseler Stallwächter Jahr für Jahr erfreut.

Und selbst der Konvent - das Labor der großen, zukunftweisenden Ideen über Europa - hält vergnügt Siesta. So weit also ist alles in Ordnung in Brüssel. Europa macht Ferien. Warum auch nicht? Schließlich geht ab September wieder richtig los - da beginnt der Endspurt der Beitrittsverhandlungen und dann wird richtig gestritten - nicht wie bei den Schornsteinfegern, sondern wie bei den Kesselflickern. Aber: gibt es eigentlich für die eine europäische Richtlinie? Oder hat man diese Berufsgruppe übersehen? Dann auf, fröhnlich ans Werk, Eurokraten.