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Politik

EU soll Abwasser auf Coronaviren untersuchen

2. Mai 2021

Der Vorschlag kommt von Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius - und klingt einleuchtend. Da hat es der geplante europäische Corona-Impfnachweis schon deutlich schwerer.

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Das Klärwerk der Gemeinde Kreischa in Sachsen
Das Klärwerk der Gemeinde Kreischa in Sachsen Bild: Daniel Schäfer/imago images

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sollten die EU-Staaten nach Ansicht der EU-Kommission systematisch das Abwasser auf Coronaviren untersuchen. "Die Überwachung von Abwasser kann eine kostengünstige, schnelle und verlässliche Quelle für Informationen sein über die Verbreitung des Virus und seinen Varianten in der Bevölkerung", sagte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius der "Welt am Sonntag". Die 27 Staaten sollten "schnellstmöglich effektive Abwasser-Überwachungssysteme einrichten". Diese ließen sich innerhalb von maximal sechs Monaten auf die Beine stellen.

Nachweis von Drogen als Vorbild

Die Untersuchung von Abwasser sei generell "ein bewährtes Konzept bei der öffentlichen Gesundheitsüberwachung". So nutzten beispielsweise mehrere europäische Metropolen wie Barcelona Stichproben von Abwasser, um Erkenntnisse über die Menge und die Art des Drogenkonsums zu gewinnen, erläuterte der Umweltkommissar.

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius: Überwachungssystem innerhalb eines halben Jahres möglich
EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius: Überwachungssystem innerhalb eines halben Jahres möglichBild: picture-alliance/AP/F. Seco

Sinkevicius forderte, dass in Städten und größeren Gemeinden künftig möglichst zwei Stichproben wöchentlich genommen werden sollten. Diese wiederum sollten regelmäßig, vorzugsweise zweimal im Monat, analysiert werden. Die Analyse von Abwasser könne als Frühwarnsystem eingesetzt werden. "Wenn das Virus dagegen nicht im Abwasser nachgewiesen wird, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die untersuchten Gebiete als mit geringem Risiko behaftet angesehen werden können", so der EU-Kommissar weiter.

Digitaler Impfpass leicht zu fälschen?

Unterdessen wurde bekannt, dass sich der geplante europäische Corona-Impfnachweis offenbar problemlos fälschen lässt. Nach Planungen des Bundesgesundheitsministeriums sollen die im gelben Impfpass eingetragenen Nachweise umstandslos in Arztpraxen, Impfzentren oder in Apotheken auf den neuen digitalen EU-Ausweis übertragen werden können, wie ebenfalls die "Welt am Sonntag" berichtet. Da dieser Nachweis im gelben Impfpass leicht zu fälschen ist, sei auch das darauf aufbauende neue EU-Zertifikat entsprechend anfällig für Betrug.

Ist schon der gelbe Impfausweis gefälscht, hat vermutlich auch die digitale Variante schlechte Karten
Ist schon der gelbe Impfausweis gefälscht, hat vermutlich auch die digitale Variante schlechte Karten Bild: Firn/Zoonar/picture alliance

Das Ministerium räumte gegenüber der Zeitung die Sicherheitslücke ein. Bei der Prüfung der analogen Impfpässe sei "besondere Vorsicht geboten". Das gelte auch, wenn "die Informationen in einen digitalen Impfpass übertragen werden". Die Hackervereinigung Chaos Computer Club (CCC) sieht die Verantwortung für die offene Sicherheitslücke beim Gesundheitsressort. Beim Eintrag in den gelben Ausweis fehle die Absicherung gegen Fälscher komplett, sagte Sprecher Matthias Marx. "Das hätte man auch besser lösen können - mit Hologrammaufklebern etwa, mit geprägtem Papier, mit Materialien, die sich nicht jeder auf Amazon zusammenklicken kann."

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte vergangene Woche angekündigt, den digitalen Impfpass möglichst schnell zugänglich zu machen. Demnach soll dieser in der "zweiten Hälfte des zweiten Quartals" einsatzbereit sein.

sti/se (afp, dpa, rtr, WamS)