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EU: Strengere Abgasregeln rücken näher

20. Dezember 2016

Feinstaub macht nach Einschätzung von Medizinern jährlich Zehntausende Menschen in Europa krank. Die Europäische Union plant neue Auflagen - und erzürnt damit die Autoindustrie.

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Deutschland Auspuff eines VW Tiguan in Wolfsburg
Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Die EU-Kommission und die Mitgliedsländer der Europäischen Union haben sich am Dienstag auf die Einführung strengerer Abgastests für alle Neuwagen mit Benzinmotoren ab September 2018 geeinigt. Experten beider Seiten stimmten am Dienstag in Brüssel dafür, dass bei den anvisierten Tests auf der Straße auch die Emissionen von Partikeln genauer erfasst werden sollen.

Nach eigenen Angaben will die EU-Kommission den Autobauern zwar nicht vorschreiben, welche Technik sie dafür künftig benutzen müssen. Allerdings sind die Feinstaub-Obergrenzen wohl nur mit Filtern einzuhalten. "In der Praxis heißt das, dass Benzinpartikelfilter für alle Benzinmotoren mit Direkteinspritzung eingebaut werden müssen, um die Vorgaben bei Fahrtests unter realen Bedingungen einzuhalten."

Bei modernen Dieselautos sind sogenannte Partikelfilter schon in Gebrauch, damit weniger Feinstaub in die Umwelt gelangt. Denn die mikroskopisch kleinen Teilchen werden für gefährliche Atemwegs- und Lungenkrankheiten verantwortlich gemacht.

Umweltschützer begrüßen die Entscheidung

Autokäufer müssen zudem künftig in den Fahrzeugpapieren nachlesen können, wie viel Schadstoffe ein Wagen im normalen Fahrbetrieb ausstößt. Schließlich sollen die Testverfahren realistischer werden und auch Starts mit kaltem Motor besser abbilden.

"Das ist ein guter Tag für Stadtbewohner, die mit Autoabgasen verseuchte Luft einatmen müssen", kommentierte Julia Poliscanova von der Umweltorganisation "Transport and Environment". Deutschland stimmte den neuen Auflagen nach Angaben von Diplomaten in dem zuständigen Expertengremium TCMV zu.

Für neue Autotypen mit Benzinmotor sollen die Regeln ab September 2017 gelten, für alle Neuwagen ein Jahr später. Die Autokonzerne hatten dafür plädiert, die strengeren Regeln für Partikelfilter bei Benzinmotoren erst 2019 einzuführen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warf der Kommission vor, nur wegen des Dieselskandals bei Volkswagen härter durchzugreifen. Die EU habe dabei das Augenmaß verloren.

Autohersteller protestieren

"Die vorgesehenen Fristen greifen in laufende Produktzyklen ein und nehmen den Automobilherstellern damit jegliche Planbarkeit", kritisierte der VDA. Bis zu 500.000 Neuwagen der deutschen Autobauer könnten deshalb weniger gebaut werden. "Hier wäre ein Veto der Bundesregierung nötig gewesen", so der VDA.

Die EU-Kommission wies indes darauf hin, dass die Fristen bereits bei der Einigung 2012 mit dem EU-Parlament und den Mitgliedsländern vorgesehen gewesen seien. VW und Daimler haben die Einführung von Benzin-Partikelfiltern ab 2017 angekündigt.

Das Parlament und der EU-Rat als Vertretung der Mitgliedsländer haben nun drei Monate Zeit, um gegen die neue Vereinbarung zu den Partikelfiltern Einspruch einzulegen. Danach gilt sie als angenommen.

Mit den Tests unter realen Bedingungen auf der Straße will die Europäische Union die Autobauer zu einer stärkeren Reinigung der Abgase von Schadstoffen zwingen. Die Manipulation von Volkswagen bei Abgaswerten hat den Druck auf die EU-Institutionen erhöht, die Hersteller strenger zu kontrollieren.

bea/nm (reuters, dpa)