Sicheres Online-Shoppen
4. Oktober 2008Waren über weite Distanzen zu bestellen, ist in Schweden Tradition. Das Land ist groß, die Personalkosten sind hoch, und so ist das Internet der beste Vermittler. Das Bestellen geht bequem vom Schreibtisch aus am Rechner, die Bezahlung ist nur einen Mausklick entfernt.
Sonnen- und Schattenseiten
Mit Bestellungen im europäischen Ausland lassen sich zudem viele Schnäppchen machen. Doch es gibt auch Schattenseiten, weiß Jolanta Girzl, Chefin des Verbraucherschutzwerkes Konsument Europa. Typische Fälle seien etwa ungewollte oder fehlerhafte Warenlieferungen.
Manchmal komme die Ware zu spät oder gar nicht. Dann stelle sich die Frage, wer die Rücklieferung bezahlen muss. "Viele fragen sich auch, was passiert, wenn die Ware beim Transport beschädigt wurde", erzählt Jolanta Girzl.
Umgerechnet sechs Milliarden Euro geben die Schweden im Durchschnitt pro Jahr beim Interneteinkauf aus, die Tendenz ist steigend. Vor allem Heimelektronik, Musik und Bücher stehen auf der Einkaufsliste ganz weit oben.
Erst prüfen, dann klicken
Bevor man eine Bestellung abschickt, sollte man den Ruf eines Internetanbieters ganz genau prüfen, rät Anders Nyman. Er ist Geschäftsführer der Verbraucherseite Cint, auf der Konsumenten mitteilen, was sie erlebt haben. Die meisten Klagen betreffen zurzeit ein Elektronikhaus in Frankreich.
Ein 37-jähriger Kunde schreibt bei Cint seine Erfahrungen: "Ich will hiermit vor diesem Unternehmen warnen. Ich habe eine externe Festplatte gekauft, die kaputt ging. Die Firma weigert sich, den Fehler zu suchen. Für knapp 20 Euro habe ich die Ware zurück geschickt. Als Antwort erhielt ich ein Schreiben auf Französisch mit einer Reihe von Ausflüchten, warum sie die Platte nicht reparieren können. Das ist das letzte Mal, dass ich da eingekauft habe. Einkäufe gehen bei denen auf eigenes Risiko."
Harmonie im Fernhandel
Um solche Fälle in Zukunft zu verhindern, setzt sich EU-Verbraucherkommissarin Meglena Kuneva derzeit für eine Harmonisierung des so genannten Fernhandels in der Europäischen Union ein. Die Vorschläge der Bulgarin sehen vor, dass das Widerrufsrecht bei Onlinekäufen einheitlich auf 14 Tage festgelegt wird, wie es beispielsweise bereits in Deutschland und Schweden Usus ist.
Zudem werden Mindestinformationen festgelegt, die der Verkäufer vor Vertragsabschluss mitteilen muss. Anders Nyman hält die geplante Harmonisierung für einen guten Schritt, denn es sei ein Vorteil, wenn die Regeln in allen Ländern gleich seien. Verbrauchern gebe es Sicherheit, wenn sie sich nicht immer wieder in neue Regeln in jedem Land einlesen müssten.
"Es kann aber dumm sein, wenn mit der Harmonisierung bestehende Auflagen gelockert werden", sagt Nyman. Davor fürchteten sich manche Schweden seit dem Eintritt in die EU. Solche Fälle gebe es bei bestimmten Lebensmitteln und Chemikalien.
Genau hinschauen
Auch bei "Konsumentverket Europa“" sieht man zuversichtlich positiv auf die geplante Harmonisierung. Sie ist eine von 27 von der EU-Kommission finanzierten Informationsstellen, die Verbraucher beraten und im Zweifelsfalle unterstützen, ihre Rechte einzufordern. Die Regeln werden vereinheitlicht und sollen so zukünftig besser zu durchschauen sein.
Das bringt sowohl Herstellern wie Käufern Vorteile. Es entledigt aber nicht von der Pflicht, sich den Händler vor einem Internetgeschäft genau anzugucken, gibt Verbraucherschützerin Jolanta Girzl zu Bedenken. Man solle sich vor allem informieren, wie sich das Unternehmen bei Reklamationen verhalte.
Dazu sei es wichtig, die Regeln zu lesen und zu gucken, dass das Unternehmen gute Noten bekommt. Girzl rät, sich Hilfe auf der Internetseite von Konsument Europa zu holen. "Der Dienst heißt 'Howard' und informiert, welche Rechte man bei Käufen über die europäischen Grenzen hinweg hat."
Und wer keinen "Howard" hat, der gibt den Namen des Unternehmens einfach auf der Seite eines Suchdienstes im Internet ein, rät Anders Nyman. Oder er wartet auf die neue Richtlinie der EU-Verbraucherkommissarin, die derzeit in Arbeit ist.