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EURO 2020, eine Party ohne Gäste?

Stefan Nestler7. Dezember 2012

Die Verantwortlichen der Europäischen Fußball-Union UEFA feiern ihren Beschluss, die EM 2020 auf dem ganzen Kontinent zu veranstalten. Viele Fragen sind jedoch offen.

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Spanische Fans beim EM-Finale 2012. (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Schon ist von einer "französischen Fußball-Revolution" die Rede. Beschert hat sie dem Kontinent Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Während der EM 2012 in Polen und der Ukraine hatte der Franzose seine Idee einer über ganz Europa verteilten Endrunde ins Spiel gebracht. Damals ahnte kaum jemand, dass sie nun schon beim übernächsten Turnier Wirklichkeit wird.

Bewerbung bis Frühjahr 2014

2020 wird der Ball in etwa einem Dutzend Metropolen rollen, die kreuz und quer über Europa verteilt sind. So viel ist nach dem Beschluss der UEFA-Exekutive in Lausanne immerhin klar, viel mehr aber nicht. Wie viele Spielorte in wie vielen Ländern wird es genau geben? Ist nur an Haupt- oder Großstädte gedacht? Sind die Mannschaften aller Länder mit Spielorten automatisch für die Endrunde qualifiziert? Werden die Halbfinals und das Endspiel in einem Land ausgespielt? Diese und andere Detailfragen soll die UEFA-Wettbewerbskommission bis zum Frühjahr 2013 klären. Anschließend haben die Mitgliedsländer dann ein Jahr Zeit, sich als Austragungsort zu bewerben.

Fan-Meile in Berlin. (Foto: Reuters)
Wird das Fußballfieber - wie hier in Berlin - auch bei einer über ganz Europa verteilten EM ausbrechen?Bild: Reuters

"EM zu den Fans", nicht umgekehrt

"Wir werden 2020 die größte Party feiern, die je bei einer Europameisterschaft gefeiert wurde", jubelt UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino aus der Schweiz. Unklar bleibt, wer für die Stimmung sorgen soll. Fans mit kleinem Geldbeutel werden kaum in der Lage sein, kreuz und quer durch Europa zu reisen. "Wir wollen die Europameisterschaft zu den Fans bringen und nicht die Fans zu der Europameisterschaft", entgegnet UEFA-Funktionär Infantino. Mit anderen Worten: Es geht nicht um das Gesamterlebnis EM, die Fans sollen vielmehr froh sein, wenn ihnen einzelne Spiele in der Nähe geboten werden.

Kleine Länder besänftigt

Kaum ein Land könne sich noch Milliarden-Investitionen für Stadien oder Straßen leisten, sagt Michel Platini. Dabei lässt der UEFA-Präsident unerwähnt, dass er selbst mit der von ihm forcierten Aufstockung der EM von 16 auf 24 Nationen maßgeblich an der Kostenschraube mitgedreht hat. Kleinere Länder Europas können das Geld für eine solche Mega-Veranstaltung nicht mehr aufbringen, ohne sich unverantwortlich hoch in Schulden zu stürzen.

UEFA-Präsident Michel Platini. (Foto: Getty Images)
UEFA-Präsident Michel Platini kann sich auf die kleinen Verbände Europas verlassenBild: AFP/Getty Images

Doch gerade auf den Stimmen der kleinen Verbände, vor allem jener Mittel- und Osteuropas, ist Platinis Macht aufgebaut. Sie waren es, die ihn 2007 zum mächtigsten Fußball-Funktionär Europas wählten. Schon die Vergabe der Endrunde 2012 an Polen und die Ukraine war daher kein Zufall. Mit seinem Konzept einer "Euro für Europa" bietet Platini seinen Getreuen nun auch 2020 wieder ein Stück des EM-Kuchens. Insofern ist die vermeintliche "französische Revolution" eher ein geschickter Schachzug des "französischen Fußball-Monarchen".