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Euro-Krise belastet deutschen Export

8. Juni 2012

Der deutsche Wachstumsmotor stottert: Zum ersten Mal im laufenden Jahr geht der Export zurück – und zwar deutlich stärker, als Experten erwartet hatten. Beginnt nun der Abwärtstrend?

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Container-Terminal im Hafen von Bremerhaven Foto: picture alliance)
Container-Terminal im Hafen Bremerhaven Bremen DeutschlandBild: picture alliance/Bildagentur Huber

Die deutschen Exporte sind im April zum ersten Mal in diesem Jahr gesunken. Die Unternehmen verkauften 1,7 Prozent weniger ins Ausland als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Das war der erste Rückgang nach drei Anstiegen in Folge. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem Minus von einem Prozent gerechnet.

"Die Auftragslage der Unternehmen ist schlechter geworden wegen der Probleme in der Eurozone. Das spiegelt sich jetzt in den Exporten wider", sagte Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus der Agentur Reuters. Sein Kollege Jürgen Michels von der Citigroup sieht neben der Eskalation der Schuldenkrise auch den Rückgang der weltweiten Nachfrage als Ursache für den Rückgang der Aufträge an die deutsche Industrie. "Die Exporte dürften deshalb in den kommenden Monaten schwächeln. Aber es wird keinen kompletten Einbruch geben", so Michels.

Deutlich weniger Aufträge

In der exportabhängigen Industrie brachen die Auslandsaufträge im April um mehr als 3,5 Prozent weg. Zuletzt lief es auch in den boomenden Schwellenländern deutlich schlechter: China dürfte in diesem Jahr so langsam wachsen wie seit 1999 nicht mehr, Indiens Bruttoinlandsprodukt legte zuletzt so schwach zu wie seit neun Jahren nicht mehr.

Insgesamt setzten die deutschen Unternehmen im Ausland gut 87 Milliarden Euro um – fast dreieinhalb Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Während die Ausfuhren in die gegen eine Rezession kämpfenden Euroländer um 3,6 Prozent zurückgingen, legten sie in die Länder außerhalb der Europäischen Union um 10,3 Prozent zu.

Auch Importe gehen überraschend zurück

Auch die deutschen Importe fielen im April überraschend um fast fünf Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit zwei Jahren. "Das hängt vermutlich mit den Ölpreisen zusammen, die spürbar gefallen sind. Die Importe dürften sich aber in diesem Jahr besser halten als die Exporte angesichts der robusten Binnennachfrage", sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank.

Zuvor hatten Analysten mit stabilen Einfuhren gerechnet. Insgesamt wurden Waren im Wert von fast 73 Milliarden Euro eingeführt - genau ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Handelsbilanz - die Differenz zwischen Exporten und Importen - wies einen Überschuss von gut 16 Milliarden Euro aus.

ul/wen/sc (rtr,dapd,dpae,afp)