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Irische Banken leihen sich Geld in Europa

17. November 2010

Wer finanziert Irland? Bei wem haben sich irische Banken und Unternehmen Geld geliehen? Wen würde ein Ausfall irischer Schuldner treffen? Ein Überblick.

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Eine irische Ein-Euro-Münze, aufgenommen am 17.11.2010in Kempten (Allgäu). (Illustration zur Krise in Irland).
Irlands Banken haben viel Geld in der EU geliehenBild: picture-alliance/dpa

Nicht nur der irische Staat leiht sich via Staatsanleihen im europäischen Ausland Geld. Auch irische Banken und Unternehmen haben sich in Europa und den USA Geld besorgt, sei es über Kredite, Immobilien- oder Wertpapiergeschäfte. Insgesamt belaufen sich die Forderungen ausländischer Geldgeber gegenüber dem Staat Irland, den irischen Banken und Unternehmen auf 731 Milliarden US-Dollar. Die meisten Forderungen halten britische Banken (149 Milliarden US-Dollar), gefolgt von deutschen Instituten (138 Milliarden US-Dollar). Das zeigen die Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Basel.

US-Gläubiger stehen an dritter Stelle mit 69 Milliarden US-Dollar, dahinter liegen dann Belgien (54 Milliarden US-Dollar) und Frankreich (50 Milliarden US-Dollar). Sollte das irische Bankensystem oder der Staat, der viel in die Rettung der Banken investiert hat, zahlungsunfähig werden, blieben britische und deutsche Banken auf Verlusten und Abschreibungen in ihren Bilanzen sitzen. Besonders engagiert haben sich in Irland ausgerechnet Banken, die in Großbritannien und Deutschland verstaatlicht werden mussten, um sie vor der Pleite zu retten. Das sind die Royal Bank of Scotland und die Hypo Real Estate. Wenn also Großbritannien und Deutschland jetzt darauf drängen, dass Irland die Hilfe des EU-Rettungsschirms in Anspruch nimmt, um seine Banken zu stützen, dann retten diese Staaten damit indirekt auch ihre eigenen Banken.

Zentrale der Hypo Real Estate HRE in Unterschleißheim bei München (Foto: dpa)
HRE hält Papiere aus den bedrängten StaatenBild: picture-alliance/dpa

Rettungsschirm auch im Interesse der Retter

Nach den Zahlen aus dem letzten so genannten Stresstest der Europäischen Union für europäische Großbanken hatte die Hypo Real State an die schwachen Euro-Staaten Irland, Griechenland, Portugal und Spanien rund 33 Milliarden Euro verliehen. Die privaten deutschen Großbranken (Deutsche Bank, Commerzbank) und die Landesbank Baden-Württemberg hatten jeweils sieben bis acht Milliarden Euro an Irland, Portugal, Griechenland und Spanien verliehen.

Rechnet man alle Forderungen der deutschen Großbanken gegenüber sämtlichen Schuldern - staatlich wie privat - in Irland, Portugal, Griechenland und Spanien zusammen, kommt man auf eine Summe von etwa 400 Milliarden Euro. Sollten sich die Schuldenkrise in diesen Staaten zuspitzen, könnten die deutschen Banken auf einem Teil ihrer Forderungen sitzenbleiben.

Größter Geldgeber im Ausland ist für Griechenland laut BIZ Frankreich, gefolgt von deutschen Banken. Die größten Geldgeber für Portugal kommen aus Spanien, gefolgt von Frankreich. In Spanien wiederum sind deutsche Geldinstitute am stärksten engagiert, gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Diese Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich lassen den Schluss zu, dass Großbritannien, Deutschland und Frankreich ein großes Interesse daran haben, neben Irland auch Portugal, Griechenland und Spanien zahlungsfähig zu halten.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion Gero Rueter