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Europa ist Verlierer bei Online-Plattformen

21. Januar 2018

Da ist sich Telekom-Chef Timotheus Höttges sicher. Nach seiner Einschätzung hat Europa keine Chance mehr, im Wettstreit bei Online-Plattformen zu amerikanischen und chinesischen Firmen aufzuholen.

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Innovationskonferenz DLD in München Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG
Bild: picture alliance/dpa/M. Balk

Stattdessen müssten sich die Europäer im Verbraucher-Geschäft mit Online-Plattformen auf das sogenannte Internet der Dinge mit seinen vernetzten Geräten konzentrieren, sagte Timotheus Höttges auf der Internet-Konferenz DLD in München. Das "Internet der Dinge" bezeichnet die Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet, damit diese Gegenstände selbstständig über das Internet kommunizieren und so verschiedene Aufgaben für den Besitzer erledigen können. Der Anwendungsbereich erstreckt sich dabei von einer allgemeinen Informationsversorgung über automatische Bestellungen bis hin zu Warn- und Notfallfunktionen.

Scharfe Kritik an Regulierung der Branche durch die Politik

Telekom-Chef Höttges forderte eine gelockerte Regulierung der Telekommunikations-Branche, um Investitionen in die Infrastruktur zu begünstigen. "Ja, wir haben diese B2C-Plattformen für immer verloren, das ist meine Überzeugung", sagte Höttges ohne Umschweife. "Aber im Internet der Dinge, im Geschäft zwischen Unternehmen - hier liegt die Stärke Europas, hier haben wir etwas zu gewinnen."

Er habe es satt, dass europäische Politiker und zum Teil auch Unternehmen "Meister im Beobachten" seien. Es sei an der Zeit, endlich zu handeln. Die wichtigste Forderung sei, Telekom-Unternehmen mehr Frequenz-Spektrum für neuen Service freizumachen: "Gebt uns Spektrum, wir brauchen Spektrum!"

Zugleich bekräftigte Höttges die seit Jahren vorgebrachte Forderung nach weniger Einschränkungen für die Telekommunikations-Industrie. "Die Deutsche Telekom wird seit 20 Jahren reguliert - und jetzt beschweren sich die Leute, dass wir nicht genug in die Infrastruktur investierten", kritisierte Höttges. Der ursprüngliche Plan, dass auch andere Marktteilnehmer investieren würden, sei nicht aufgegangen. Solange es für sie günstiger sei, auf die Infrastruktur der Telekom zurückzugreifen als eigene Netze aufzubauen, investierten diese nicht.

Große europäische Telekommunikations-Unternehmen beschweren sich seit Jahren, dass sie durch Regulierung schlechter gestellt sind als neue Player der Internet-Branche.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hatte am Samstag zum Auftakt der DLD-Innovationskonferenz Europa aufgefordert, im globalen Technologie-Wettstreit das Feld nicht den USA und China zu überlassen. "Werden wir zu tatenlosen Zuschauern im neuen Kalten Krieg um Technologie? Oder kann Europa mit besseren Antworten aufwarten?", umriss Gabriel die zentrale Frage.

qu/hf (dpa)