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Europa kommt der Unabhängigkeit von GPS näher

Zulfikar Abbany 27. Mai 2016

Das Galileo-Satellitennavigationsystem ist fast halb-fertig. Jetzt kamen die Satelliten 13 und 14 hinzu. Die EU-Kommission will Europa mit dem eigenen System unabhängig vom amerikanischen GPS machen.

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Animation Galileo-Satellit im Weltall
Bild: OHB

Die Europäische Weltraumagentur (ESA) feiert den erfolgreichen Start von zwei neuen Galileo-Navigationssatelliten in der Nacht am Dienstag Nacht. Die Satelliten 13 und 14 wurden vom Weltraumbahnhof in Kourou auf Französisch Guyana aus mit einer Sojus Rakete in ihren Orbit befördert. Der Flug dauerte weniger als vier Stunden. Nun ziehen die beiden Satelliten in etwa 23.522 Metern Höhe ihre Bahnen.

In den kommenden Tagen werden die ESA Experten die Satelliten in ihre genauen Arbeits-Umlaufbahnen lenken. Darauf folgt eine Testphase und am Ende werden sie zu den Satelliten eins bis zwölf zugeschaltet. Damit gibt es erstmals eine arbeitsfähige Konstellation.

Stephane Israel, Chef des Raketenbetreibers Arianespace, nannte den Start der beiden Satelliten gegenüber DPA einen weiteren Schritt in Richtung der Unabhängigkeit Europas im Bereich der Satellitennavigation.

"Zivile" Konkurrenz zum GPS

Die EU Kommission betont, dass Galileo ein "ziviles" globales Navigationssystem sein wird, und grenzt es so von Amerikas Globalen Navigations-System (GPS) ab. Dieses war vom US Verteidigungsministerium begründet und vor über zwanzig Jahren in Betrieb genommen worden.

Galileo soll präzisere Navigationsdaten liefern als GPS, nicht zuletzt, weil die Komponenten deutlich jünger sind. Bei Galileo sollen einige Zentimeter an Präzision erreicht werden. Bei GPS liegt die Messgenauigkeit im Bereich von Metern.

Galileo Satellit wird auf die Rakete montiert
Bild: ESA-CNES-ARIANESPACE/Optique Vidéo du CSG/P. Baudon

In der höchsten Form - die für militärische Nutzung reserviert ist - bietet GPS derzeit eine Genauigkeit von drei bis sechs Metern. Für zivile oder kommerzielle Anwendungen liegt die Präzision bei nur noch 15 Metern. Auch das ein Argument für Galileo: Das Verteidigungsministerium weigert sich, einen präziseren Datenzugang für die zivile Nutzung zu gestatten.

Europa beabsichtigt zum Beispiel mit Galileo in Zukunft Flugzeuge auf Autopilot noch präziser und länger steuern zu können. Auch ist das System wichtig für zukünftige autonom fahrende Autos oder zur Steuerung des automatisierten Schiffsverkehrs.

Aber bevor es so weit ist, muss Europa noch mindestens zehn weitere Satelliten erfolgreich in den Orbit befördern. Um voll funktionsfähig zu sein, braucht Galileo 24 Satelliten. Bis zu 30 könnten es einmal sein.

Der nächste Start auf Ariane 5

Galileo kommt jetzt langsam wieder in Fahrt, nachdem es 2014 eine Panne gab: Zwei Satelliten waren damals im falschen Orbit angekommen.

Bereits bei den Satelliten fünf und sechs hatte es durch technische Probleme Verzögerungen von einem Jahr gegeben. Insgesamt hängt das Galileo Projekt zwölf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan hinterher.

Aber die Ingenieure und Entwickler sind jetzt zuversichtlich. Javier Benedicto, Galileo Projektmanager bei der ESA, sagte, dass es mittlerweile eine gute Erfahrung mit dem System gebe.

Seit dem Start der ersten vier Satelliten konnten die Ingenieure stetig eine Verbesserung der Konfiguration und eine Steigerung der Messgenauigkeit erreichen. Bis zum Ende dieses Jahres sollen 18 Satelliten im Orbit sein. Der nächste Start von gleich vier Satelliten soll mit einer Ariane 5 ES Rakete erfolgen.

Auch Russland und China betreiben Navigationssatelliten. Die Systeme nennen sich GLONASS und Bei Dou. Glonass ist allerdings derzeit nicht voll einsatzfähig. BeiDou läuft in einem Testbetrieb.

(za/fs/dpa)