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Europa sagt dem Plastikmüll den Kampf an

17. Januar 2018

Der Vorstoß der EU-Kommission, mit einer neuen Strategie die Flut der Plastikabfälle einzudämmen, stößt bei Umweltverbänden auf Zustimmung. Ganz zufrieden sind sie aber nicht: Dem WWF gehen die Pläne nicht weit genug.

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Plastikmüll in Großbritannien
Bild: picture-alliance/dpa/L.Cameron

Die europäischen Grünen sowie Umweltverbände wie NABU oder BUND lobten die Planungen der EU-Kommission, bis 2030 Plastikabfälle deutlich zu verringern und das Recycling voranzubringen, um Menschen, Meere und Umwelt besser zu schützen. Der WWF, eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen, kritisiert allerdings den langen zeitlichen Vorlauf: "Die EU muss schneller und deutlich konkreter handeln, um unseren Anteil an der weltweiten Plastikflut zu stoppen."

Der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, hatte die Pläne in Straßburg vorgestellt. Die Behörde will unter anderem erreichen, dass bis 2030 sämtliche Plastikverpackungen wiederverwertbar sind. "Wir müssen verhindern, dass Plastik in unser Wasser, unser Essen und sogar unsere Körper kommt", sagte Timmermans.

Europaweit fallen nach Angaben der EU-Kommission jährlich rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Nur knapp 30 Prozent davon werden zur Wiederverwertung gesammelt, die übrigen 70 Prozent landen auf Müllkippen, in Verbrennungsanlagen oder in der Umwelt, vor allem in den Meeren.

Das Thema hat seit Jahresbeginn besondere Brisanz, weil China Abfallimporte aus Europa gestoppt hat. Allein Deutschland führte bisher dorthin rund 560.000 Tonnen Plastikabfälle pro Jahr aus, die nun anderweitig recycelt oder verbrannt werden müssen.

Ein Ziel der EU-Plastikstrategie sei es, Recycling auch in Europa profitabel zu machen, sagte Jyrki Katainen, wie Timmermans Vizepräsident der EU-Kommission. Er nannte zwei Gründe, die bisher dagegen sprechen: Es gebe keine einheitlichen Standards für recyceltes Plastik und deshalb Zweifel an der Qualität. Und das Ausgangsmaterial sei zu unterschiedlich, weil zum Beispiel in Verpackungen Farbstoffe oder Chemikalien zugefügt werden.

Neue Regeln

Um die Wiederverwertung voranzubringen, will die Kommission neue Regeln entwickeln. Dazu sollen Kunststoffabfälle in ganz Europa möglichst sortenrein gesammelt werden. Zusätzlich will die Kommission Richtlinien entwickeln, um Wegwerfartikel und Einmalgegenstände wie Kaffeebecher und Plastikbesteck bis 2030 zu reduzieren. Kosmetika und Waschmittel mit Mikroplastikpartikeln zu versetzen, soll grundsätzlich verboten werden.

Plastikmüll
Plastikmüllsortierung in Berlin (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/H.Lossie

Als konkrete Gesetzgebungsmaßnahme legte die Kommission eine Richtlinie zur Einrichtung von Abfallannahmestellen in Häfen vor, weil bis zu 40 Prozent der Abfälle in Ozeanen von Schiffen stammten. Nach Angaben des Bundesumweltamtes schwimmen derzeit rund 142 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. "Wenn wir nicht ändern, wie wir Plastik produzieren und nutzen, wird es 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Ozeanen geben", warnte Timmermans.

EU-Durchschnitt: 31,1 Kilo Plastikmüll pro Person

37 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Bundesbürger im Jahr - mit steigender Tendenz. Deutschland liegt damit über dem EU-Durchschnitt von 31,1 Kilo pro Einwohner. Den meisten Plastikabfall pro Kopf verursachen die Iren mit 60,7 Kilo, gefolgt von Luxemburg (51,9) und Estland (46,5).

qu/jj (dpa, afp, rtr)