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Asiatisch-europäische Annäherungen

7. Juni 2011

Gemeinsame Probleme verbinden: Ein Treffen von 46 Vertretern europäischer und asiatischer Staaten sollte gemeinsame Antworten finden auf Herausforderungen wie Energieversorgung, Klimaschutz und politische Gewalt.

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Gruppenbild der versammelten Außenminister auf einer Treppe im Schloss (AP/dapd)
Eine sehr unterschiedliche Familie stellt sich im Schloss Gödöllö dem PhotographenBild: dapd

46 Staaten waren in Gödöllö vor den Toren der ungarischen Hauptstadt Budapest vertreten. In der idyllischen Schlossanlage hatte sich bereits die österreichisch-ungarische Kaiserin Sissi wohlgefühlt. Doch es sind vor allem harte Zahlen, die die Außenminister aus Asien und Europa zusammenbringen, wie die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Dienstag (07.06.2011) erläutert. "Zusammen kommen wir auf mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung, die Hälfte des weltweiten Sozialprodukts und mehr als 60 Prozent des Welthandels." Der ungarische Außenminister und Gastgeber János Martonyi betont, dass sich der europäisch-asiatische Austausch auch als Gegengewicht zu den Verwerfungen in der Finanzwelt gezeigt hat. "Sie müssen sich nur die Handels- und Investitionszahlen der vergangenen zwei, drei Jahre ansehen. Beispielsweise hat sich unser Handel mit China, Korea und den meisten anderen asiatischen Ländern selbst in den schwierigsten Jahren nach der Finanzkrise dramatisch ausgeweitet."

Australien setzt auf CO2-Speicherung

Australiens Außenminister Rudd (Aufnahme von 2009 -DW TV)
Jedes Land soll eigene Antworten finden: Australiens Außenminister RuddBild: DW-TV

Ein wichtiges gemeinsames Thema ist die Energieversorgung. Nach einem der schwersten Atomunfälle der Geschichte in Japan ist die Gefahrenlage immer noch nicht ganz geklärt. Der japanische Außenminister Takeaki Matsumoto fordert Konsequenzen über Japan hinaus. "Wir müssen die Sicherheitsstandards verbessern. Wir müssen erneuerbare Energien voranbringen und fossile Energien umweltfreundlich nutzen. Ebenfalls müssen wir die Energieeffizienz verbessern."

Der Australier Kevin Rudd sieht sich ganz anderer Kritik ausgesetzt. Sein Land hat zwar keine Atomkraft, ist aber nicht nur einer der weltgrößten Uran-, sondern auch Kohleexporteure. Gerade die Kohle gilt aber als ein Hauptverursacher des Klimawandels. In Deutschland hat die Idee der Abscheidung und unterirdischen Lagerung von CO2 aus Kohlekraftwerken gerade einen Rückschlag erlitten. Doch Rudd lässt sich im Interview mit der Deutschen Welle bei dem Thema nicht irremachen. "Ich weiß, in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt ist es umstritten, aber CO2-Abscheidung und Speicherung sind ein Teil der Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels." In den deutschen Beschluss, ganz aus der Atomkraft auszusteigen, will sich Rudd nicht einmischen. Es bleibe jedem Land selbst überlassen, Lösungen für die Herausforderung des Klimawandels zu finden.

Asien schweigt zum Thema Jemen

Generell geht das asiatisch-europäische Forum zurückhaltend mit Kritik an einzelnen Regierungen um, sei es bei ASEM-Mitgliedern oder bei Nichtmitgliedern. Zur Situation im Jemen, wo Präsident Ali Abdullah Saleh bei einem Raketenangriff verletzt und zur ärztlichen Behandlung ins Nachbarland Saudiarabien gebracht wurde, fand jedenfalls die EU-Außenbeauftragte Ashton deutliche Worte. "Ich hoffe, er wird die Gelegenheit nutzen und darüber nachdenken, was im besten Interesse seines Volkes liegt. Er sollte seinem Land die Möglichkeit geben, voranzugehen." Ashtons asiatische Kollegen wollten dazu öffentlich nichts sagen. Bei allen bekundeten gemeinsamen Interessen bleiben große politisch-kulturelle Unterschiede zwischen beiden Seiten.

Autor: Christoph Hasselbach

Redaktion: Herbert Peckmann