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Europas neues Müllproblem

30. August 2015

Das Hightech- und Computer-Zeitalter hat eine große Schattenseite - Elektroschrott. Oft ist er hochgiftig. Ordnungsgemäß entsorgt wird wenig davon, stattdessen gibt es einen schwungvollen Handel. Eine Studie zeigt auf.

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Elektroschrott in einer Recyclinganlage in Lünen (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/D. Naupold

Zwei Jahre lang haben Unterorganisationen der Vereinten Nationen recherchiert, unterstützt von der Internationalen Polizeiorganisation Interpol. Die Europäische Union finanzierte das aufwendige Projekt. Es geht um die Frage, wie die seit 2003 in Europa geltende Elektro- und Elektronik-Altegräte-Richtline (WEEE-Richtlinie, Waste Electronical and Electric Equipment) umgesetzt wird. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Mehr als sechs Millionen Tonnen E-Schrott zweckentfremdet

In den 28 EU-Ländern wird demnach nur etwa ein Drittel der ausgemusterten Computer und des übrigen Elektroschrotts ordnungsgemäß entsorgt. Der Rest - immerhin pro Jahr mehr als sechs Millionen Tonnen - wird falsch recycelt, ins Ausland gebracht oder einfach weggeworfen, wie aus der jetzt veröffentlichten Studie der Organisation CWIT zum Kampf gegen die Verschwendung von Elektronikschrott hervorgeht.

Die Folgen sind nicht nur Umweltprobleme durch austretende Gifte wie Quecksilber und Blei, sondern auch wirtschaftliche Schäden, weil hochwertige Wertstoffe illegal verschoben werden.

Entsorgte Computermonitore (Foto: dpa
Entsorgte Computermonitore werden auch illegal nach Asien oder Afrika verschobenBild: picture alliance/dpa/J.-K. Kasper

Illegaler Handel blüht

1,3 Millionen Tonnen Elektroschrott und zumeist noch funktionsfähige Computer verlassen die EU auf illegalem Weg. Zu den Zielländern sagt die Studie nichts, eine große Rolle in dem Handel dürften Länder wie China oder afrikanische Staaten wie Nigeria und Ghana spielen.

Aber auch innerhalb der EU blüht das illegale Geschäft mit dem Elektromüll. 4,7 Millionen Tonnen davon werden pro Jahr hin und her verschoben. Das ist mehr als zehnmal so viel wie offiziell deklariert. In den Geräten stecken oftmals wertvolle Rohstoffe wie die Seltenen Erden oder andere bedeutende Komponenten. Wie aus der Untersuchung weiter hervorgeht, mischt auf diesem Markt in einigen Ländern das organisierte Verbrechen kräftig mit. Der volkswirtschaftliche Schaden wird von Experten auf bis zu 1,7 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Hersteller und Recyclingunternehmen sparen durch diese Art der "Entsorgung" insgesamt bis zu 600 Millionen Euro im Jahr.

Null Risiko, hochprofitabel

Interpol-Projektkoordinator David Higgins erklärte, der Handel mit Elektroschrott sei eine hochprofitable Angelegenheit. Das Risiko entdeckt zu werden ist äußerst gering. Laut Interpol werden der unsachgemäße Umgang und der illegale Handel nur in 0,5 Prozent aller Fälle geahndet. Der Generalsekretär des Forums WEEE, Pascal Leroy, betonte: "Elektroschrott stellt den am schnellsten wachsenden der weltweiten Müllströme dar."

Die Fachleute geben in ihrer Studie auch eine Reihe von Tipps. So plädieren sie für eine bessere Ausbildung bei Polizei, Staatsanwaltschaften und Richtern. Die Informationen der Strafverfolgungsbehörden müssten international koordiniert werden. Zugleich weisen sie darauf hin, dass ein Drittel aller EU-Staaten die Vorgaben der WEEE-Richtlinie noch gar nicht umgesetzt hat.

se/fab (dpa, cwitproject.eu)