1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ex-Bundesbankchef Karl Otto Pöhl ist tot

10. Dezember 2014

Elf Jahre war Karl Otto Pöhl als Präsident der Deutschen Bundesbank einer der mächtigsten Männer Deutschlands. Im Alter von 85 Jahren ist der profilierte Volkswirt gestorben.

https://p.dw.com/p/1E22e
Ex-Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/D. Roosen

Der frühere Bundesbank-Präsident Karl Otto Pöhl starb am Dienstag im Alter von 85 Jahren, wie die Bundesbank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Pöhl hatte die Notenbank von 1980 bis 1991 geleitet, bis er aus Enttäuschung über die aus seiner Sicht überhastete Wiedervereinigung sein Amt niederlegte.

Pöhl hatte erst am 1. Dezember an seinem Alterssitz in der Schweiz seinen 85. Geburtstag gefeiert und sich noch zu aktuellen Entwicklungen geäußert. Pöhl habe dazu beigetragen, dass die Unabhängigkeit der Bundesbank zum Modell für die Europäische Zentralbank geworden sei, erklärte die Bundesbank. Sein aktueller Nachfolger Jens Weidmann sagte: "Karl Otto Pöhl lieferte den Beleg, dass Preisstabilität und Wachstum auch in Zeiten großer geldpolitischer Herausforderungen keine Gegensätze sind, sondern Preisstabilität vielmehr die Grundlage für nachhaltiges Wachstum ist."

Der gebürtige Hannoveraner und Vater von vier Kindern - zwei aus erster und zwei aus zweiter Ehe - hatte seine Karriere als Journalist unter anderem bei der DW begonnen, danach war er Abteilungsleiter im Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. 1948 trat der eloquente Volkswirt in die SPD ein. Er arbeitete im Bundeswirtschaftsministerium, war Berater von Bundeskanzler Willy Brandt und Staatssekretär im Finanzministerium unter Helmut Schmidt (beide SPD), bevor er 1977 zur Bundesbank wechselte.

Ein einsamer Mahner in der Wüste

Bei einer der wichtigsten geldpolitischen Operationen in der deutschen Geschichte, der deutsch-deutschen Währungsunion 1990, musste der damals oberste Währungshüter Deutschlands gegenüber der Politik klein beigeben. seine Empfehlung für einen Umtauschkurs von 2:1 zwischen DDR-Geld und harter D-Mark sowie einer Sonderwirtschaftszone Ost ignorierte die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl (CDU). Kohl setzte einen Wechselkurs von 1:1 bis zu einer bestimmten Summe durch. Das entsprach nach Meinung von Otto Pöhl nicht den damaligen ökonomischen Realitäten. Er sagte der DDR "katastrophale Zustände" nach der Währungsunion voraus und warnte vor den Lasten der Einheit. Nach seinem Rückzug aus der Notenbank setzte sich der passionierte Golfer nicht zur Ruhe, sondern wurde Anfang 1992 Sprecher der Privatbank Sal. Oppenheim, wo er 1998 altersbedingt aus der Geschäftsführung ausstieg.

2005 gab Pöhl sein SPD-Parteibuch ab. "Die SPD hat alles vergessen, was sie in den 50er und 60er Jahren nach vorne brachte", sagte er ein Jahr später der "Wirtschaftswoche": "Das ganze Gerede von sozialer Gerechtigkeit, Kündigungsschutz, Mindestlohn, das bremst doch nur." Als seine wichtigste persönliche Leistung bezeichnete er das Statut der Europäischen Zentralbank, das unter seinem Vorsitz erarbeitet wurde. "Die Schaffung der EZB, einer unabhängigen europäischen Notenbank nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank, war ein großer Schritt in Richtung einer europäischen Integration", sagte Pöhl erst jüngst in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

zdh/uh (dpa)