1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Ex-Polizist nach tödlichen Schüssen in Haft

19. Juni 2020

Nach den tödlichen Schüssen auf einen Afroamerikaner in der US-Großstadt Atlanta hat sich der des Mordes beschuldigte Ex-Polizist den Behörden gestellt. Ein weiterer Beschuldigter wurde auf Kaution wieder freigelassen.

https://p.dw.com/p/3e12A
Screenshot Video Rayshard Brooks
Standbild aus dem Video, auf dem die tödlichen Schüsse auf Rayshard Brooks zu sehen sindBild: picture-alliance/AP Photo/Atlanta Police Department

Der Hauptbeschuldigte Garrett Rolfe befindet sich nach Behördenangaben in einem Gefängnis von Atlanta. Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch einen Haftbefehl gegen Rolfe ausgestellt und ihm einen Tag Zeit gegeben, sich den Behörden zu stellen. Dem 27-Jährigen, der unmittelbar nach der Tat aus dem Polizeidienst entlassen wurde, werden unter anderem Mord und schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Rolfe hatte Ende vergangener Woche den Afroamerikaner Rayshard Brooks erschossen, als dieser sich der Festnahme entziehen wollte. Er feuerte dem flüchtenden Brooks zwei Mal in den Rücken. Der Staatsanwaltschaft kam nach Sichtung eines Videos von dem Vorfall zum Schluss, "dass Brooks zu dem Zeitpunkt, zu dem er erschossen wurde, keine unmittelbare Bedrohung für die Polizisten darstellte". Der Beamte habe übermäßige Gewalt angewendet, wohingegen das Opfer kein aggressives Verhalten gezeigt habe, so die Begründung.

Auffällig viele Krankmeldungen von Polizisten in Atlanta

Offiziell angeklagt ist der Ex-Polizist noch nicht. Über eine Anklage muss in Georgia eine Gruppe von Laienrichtern (Grand Jury) entscheiden. Auf Mord stehen im Bundesstaat Georgia, dessen Hauptstadt Atlanta ist, lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe. Lokalen Berichten zufolge meldeten sich seit der Mordanklage gegen den Polizisten auffällig viele Ex-Kollegen in Atlanta krank. Es wird davon ausgegangen, dass sie damit gegen das Vorgehen der Staatsanwaltschaft protestieren wollten.

USA Atlanta Polizist Garrett Rolfe
Garrett Rolfe hat sich den Behörden gestellt und befindet sich in einem Gefängnis in AtlantaBild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com/Atlanta Police Department

Ein zweiter an dem Fall beteiligter weißer Polizist stellte sich ebenfalls den Behörden, wurde aber nach Angaben seines Anwalts auf Kaution freigelassen. Die Ermittler werfen Devin Brosnan unter anderem schwere Körperverletzung vor, weil er sich auf die Schulter des schwerverletzt am Boden liegenden Brooks gestellt haben soll.

Videoaufnahmen zeigen Tathergang

Die tödlichen Polizeischüsse wenige Wochen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis hatten die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA neu angeheizt. In Atlanta hatte es wütende Proteste gegeben. Das Schnellrestaurant, auf dessen Parkplatz die Tat geschah, ging in der darauffolgenden Nacht in Flammen auf. Die Polizeichefin der Stadt, Erika Shields, trat zurück.

Brooks war am 12. Juni auf dem Parkplatz eines Fastfood-Restaurants bei einer Polizeikontrolle niedergeschossen worden. Der Vorfall wurde auf Videoaufnahmen festgehalten. Darauf ist zu sehen, wie der 27-Jährige, der in seinem Auto in der Warteschlange vor einem Schnellrestaurant eingeschlafen sein soll, sich bei seiner Festnahme nach einem Alkoholtest wehrt (im Video unten).

Rayshard Brooks widersetzt sich Verhaftung (12.06.2020)

Es kommt zu einem Handgemenge mit den beiden weißen Polizisten, bei dem Brooks einem Beamten einen Elektroschocker entreißt, wegrennt und mit dem Taser in Richtung von Rolfe feuert. Dieser schießt dann auf Brooks. Eine Autopsie ergab, dass der Vater von drei Kindern zwei Mal im Rücken getroffen wurde und schließlich wegen Blutverlusts und Organverletzungen starb.

Trump nimmt Ex-Polizisten in Schutz

US-Präsident Donald Trump hat Rolfe in Schutz genommen. "Man darf sich gegen einen Polizeibeamten nicht derart wehren", sagte Trump  im konservativen Nachrichtensender Fox News. "Und so ist es passiert, dass die Situation einen sehr schlimmen Ausgang genommen hat."

ww/rb (afp, dpa, rtr)