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Erpresser von der Post

14. September 2013

Ein früherer Vorstand der Post hat laut "Süddeutscher Zeitung" versucht, Steinbrück von der SPD-Kanzlerkandidatur abzubringen - aus Ärger über Äußerungen zu Geringverdienern. Oder steckt doch mehr dahinter?

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Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) und seine Ehefrau Gertrud Steinbrück umarmen sich am 16.06.2013 in Berlin beim Parteikonvent der SPD (Foto_: picture-alliance/dpa)
Das Ehepaar Steinbrück auf dem SPD-Konvent Mitte Juni in BerlinBild: picture-alliance/dpa

Bei dem Erpresser des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück soll es sich um ein früheres Vorstandsmitglied der Deutschen Post handeln. Gegen den 52-Jährigen ermittele die Staatsanwaltschaft Bonn wegen des Verdachts auf versuchte Nötigung, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf informierte Kreise. Die Staatsanwaltschaft Bonn und der Anwalt des Verdächtigen lehnten ein Stellungnahme ab. Aus dem Umfeld des Ex-Post-Mannes verlautete aber, dass der Zeitungsbericht zutreffend sei.

Brief an Gertrud Steinbrück adressiert

Der Erpressungsversuch gegen Steinbrück war vor einer Woche bekanntgeworden. In einem anonymen Brief wurde Steinbrück ultimativ aufgefordert, seine Kandidatur aufzugeben. Andernfalls würden Informationen über eine angeblich von Steinbrück und seiner Frau Gertrud vor 14 Jahren illegal beschäftigte Haushaltshilfe an die Öffentlichkeit gelangen. Der Brief war an Gertrud Steinbrück adressiert gewesen. Der SPD-Politiker schaltete daraufhin die Ermittlungsbehörden ein und wies die Anschuldigungen zurück. Der Erpresser hatte sich am Montag der Staatsanwaltschaft offenbart.

Die Putzfrau soll dem Zeitungsbericht zufolge mittlerweile für den Verdächtigen arbeiten, der 2011 aus dem Post-Vorstand ausgeschieden war. Der frühere Frachtvorstand galt als enger Vertrauter von Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel, der wegen Steuerhinterziehung 2008 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und vom damaligen Finanzminister Steinbrück scharf kritisiert worden war.

Nur ein Einzeltäter?

SPD-Chef Sigmar Gabriel äußerte die Vermutung, dass hinter dem Drohbrief mehrere Personen stecken könnten: "Trifft der Bericht zu, muss die Staatsanwaltschaft untersuchen, ob es sich wirklich um einen Einzeltäter handelt." Steinbrück wolle Steuerhinterziehung konsequent bekämpfen und sehr große Vermögen steuerlich stärker belasten. "Um das zu verhindern, wird offenbar auch vor Erpressungsversuchen mit erfundenen und unhaltbaren Vorwürfen nicht zurückgeschreckt", erklärte Gabriel.

Der frühere Spitzenmanager soll gegenüber der Bonner Staatsanwaltschaft erklärt haben, er habe sich vor allem über Äußerungen Steinbrücks zur Ausbeutung von Geringverdienern geärgert. Aus diesem Grund habe er dann den Brief geschrieben, berichtete die Zeitung. Die Haushaltshilfe hatte Ende der 90er Jahre im Haus der Mutter von Gertrud Steinbrück gearbeitet und zeitweise auch bei den Steinbrücks geputzt. Sie soll dann aus persönlichen Gründen ein festes Arbeitsverhältnis abgelehnt haben, woraufhin man sich getrennt habe.

sti/ml (dpa, rtr, afp)