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Amok-Experten fordern Prävention

24. Juli 2016

Nach dem Amoklauf des 18-Jährigen in München diskutierten nicht nur Politiker, sondern auch Wissenschaftler und Ärzte über Konsequenzen. Gefordert wird unter anderem mehr Gewaltprävention.

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Symbolbild Depression: Ein Mann steht in einem dunklen Flur (Foto: dpa)
Symbolbild DepressionBild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

"Es entwickeln sich Gewaltkulturen, wenn die Prävention nicht gut aufgestellt ist", sagte der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei nötig, die Sensibilität für junge Menschen in Krisenlagen zu verbessern.

"Wir müssen uns der Frage stellen, wie Menschen aufgrund von psychischen Krisen, Sinnsuche oder Gewaltnähe so radikal werden, dass sie sich zu so einer Tat entscheiden", sagte Zick mit Blick auf der Amokläufer, der am Freitagabend in München neun Menschen erschossen hat.

"Junge Menschen unterstützen"

Junge Menschen benötigten mehr Unterstützung für die Integration in die Gesellschaft. Zugleich müsse die Gesellschaft sich stärker auf Gewalt und Terror einstellen, erklärte der Leiter des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Dabei dürften Terrorakte und Amoktaten nicht vermengt werden: "Das wäre für die Prävention nicht gut", betonte Zick.

Die Deutsche Stiftung Depressionshilfe warnte vor einer Ausgrenzung psychisch kranker Menschen. "Mit großer Sicherheit kommt eine Depression des Täters als Ursache für den Amoklauf in München nicht in Frage", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ulrich Hegerl, in Leipzig. "Selbst wenn der Amokläufer wegen einer Depression behandelt worden ist, so heißt dies nicht, dass diese bei der Tat eine Rolle gespielt hat."

"Warnung vor Stigmatisierung"

Etwa vier Millionen Menschen litten in Deutschland aktuell unter behandlungsbedürftigen Depressionen, so Hegerl weiter. Es gebe keinerlei Hinweise, dass die Betreffenden häufiger Gewalttaten als andere begingen. Eher sei sogar das Gegenteil der Fall. Den Amoklauf fälschlicherweise als Folge einer Depression darzustellen, verstärke dagegen eine Stigmatisierung depressiv Erkrankter, betonte der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig. Dies erhöhe für manche Erkrankte die Hürde, sich professionelle Hilfe zu holen.

Nach Amoklauf: Trauer am Olympia-Einkaufszentrum in München (Foto: AP)
Trauer am Tatort in MünchenBild: picture-alliance/AP Photo/J. Meyer

An den Schulen der Opfer des Amokläufers kommen nach Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle Kriseninterventionsteams zum Einsatz, um bei der Bewältigung der Ereignisse zu helfen. Die Mitarbeiter des Kriseninterventions- und -bewältigungsteams der Bayerischen Schulpsychologen (KIBBS) sollen vor allem für die notfallpsychologische Versorgung von Schüler, Lehrern und Eltern an den betroffenen Schulen sorgen. Eine weitere Aufgabe stelle die Beratung von Schulleitungen und Lehrkräften dar, teilte der CSU-Politiker mit.

wl/qu (epd, dpa, kna)