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Ifo-Chef kritisiert Air-Berlin-Chef Winkelmann

21. Oktober 2017

Die Kritik am Verhalten des Air-Berlin-Chefs reißt nicht ab. Ifo-Präsident Clemens Fuest fände es "anständig", wenn Thomas Winkelmann zumindest auf einen Teil seines abgesicherten Millionengehalts verzichten würde.

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Berlin Thomas Winkelmann Vorstandschef von Air Berlin (Ausschnitt)
Thomas Winkelmann, Vorstandschef von Air Berlin, muss Kritik an seinen Einkünften hinnehmenBild: picture-alliance/dpa/J. Kalaene

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann aufgefordert, teilweise auf sein Millionengehalt zu verzichten, das ihm bis 2021 garantiert ist. "Es ist verständlich, dass Arbeitnehmer, die durch eine Unternehmenspleite ihren Arbeitsplatz verlieren, empört sind, wenn sie hören, dass Manager vertraglich so abgesichert sind, dass sie Millionen erhalten", sagte Fuest dem "Handelsblatt".

Manager sollten "in diesen Fällen freiwillig zumindest auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten", sagte der Ifo-Chef. "Millionen zu kassieren, während die eigenen Mitarbeiter arbeitslos werden, ist sicherlich kein vorbildhaftes Verhalten." Von der Insolvenz von Air Berlin sind mehrere tausend Mitarbeiter betroffen.

950.000 Euro Gehalt bis 2021

Winkelmann war im Februar vom Lufthansa-Konzern zu Air Berlin gewechselt. Für ihn wurde laut Geschäftsbericht von Air Berlin vereinbart, dass er auch im Falle einer ordentlichen Kündigung sein Grundgehalt von 950.000 Euro im Jahr bis Anfang 2021 bekommt. Für das erste Jahr wurde zudem ein Mindestbonus von 400.000 Euro festgesetzt. Die Zahlungsverpflichtungen wurden durch eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro abgesichert. Politiker von Union, SPD und Grünen warfen Winkelmann bereits unethisches Verhalten vor. Der neue SPD-Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider sprach von einer "erschreckenden Raffke-Mentalität".

Ifo-Chef Fuest hält es allerdings für falsch, wenn die Politik als Reaktion auf den Fall Winkelmann nun Managergehälter per Gesetz begrenzen würde. "Wenn der Eigentümer eines privaten Unternehmens einem Manager auch bei schlechter Leistung ein hohes Gehalt gewährt, mag das dumm sein, aber da der Eigentümer das aus eigenem Geld bezahlt, sehe ich nicht, warum der Staat das verhindern sollte", sagte der Ifo-Chef.

DIW: "fehlende Verantwortung der Manager"

Dagegen zeigte sich der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, offen für gesetzliche Regelungen. Es gebe zwar "keine leichte Lösung, um Managervergütungen fair zu gestalten", sagte Fratzscher dem "Handelsblatt". In einer sozialen Marktwirtschaft müsse sich Leistung lohnen. Das Problem bei den Managergehältern liege indes in der "fehlenden Verantwortung der Manager beim Scheitern ihres Unternehmens". Die Politik werde die richtigen Anreize für Manager aber nicht durch Verbote schaffen. Er sprach sich für eine Gesetzgebung aus, "die die Entlohnung von Managern stärker an den langfristigen Erfolg koppelt, mehr Transparenz schafft und die Aufsichtsräte stärker in die Pflicht nimmt."

Für eine gesetzliche Regelung sprachen sich Politiker von Grünen und SPD aus. Sie wollen das Thema in der neuen Legislaturperiode auf die Tagesordnung setzen. „Der Fall Winkelmann zeigt, dass unser Vergütungssystem für Führungskräfte dringend reformiert werden muss", sagte die Grünen-Wirtschaftspolitikerin Kerstin Andreae dem Handelsblatt. Nötig seien „bessere Regeln für mehr Transparenz und Fairness in den Unternehmen". Managerbezüge, sagte die Bundestagsabgeordnete, „müssen angemessen und am langfristigen Erfolg des eigenen Unternehmens ausgerichtet werden".

Air Berlin-Deal: Droht ein Monopol?

Derweil wies der Generalsbevollmächtige der insolventen Fluglinie, Frank Kebekus, die scharfe Kritik an der Millionen-Absicherung Winkelmanns zurück. "Diese Diskussion ist an Heuchelei nicht zu überbieten und in höchstem Maße unseriös", sagte er der "Rheinischen Post". Die 4,5 Millionen Euro würden die Insolvenzmasse nicht belasten und weder Kunden noch Mitarbeitern entgehen, weil sie "alleine vom früheren Hauptgesellschafter Etihad über eine Bankbürgschaft finanziert" worden seien.

kle/uh (afp, dpa, Handelsblatt.com)