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"Express-Frieden" unerwünscht

18. Oktober 2012

Zum Frieden entschlossen aber unterschiedlicher Meinung: Erstmals seit zehn Jahren sitzen Vertreter von Guerilla und kolumbianischer Regierung in Norwegen am Verhandlungstisch.

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Mitglieder der Linksguerilla Farc (Foto: dpa)
Kolumbien Rebellenorganisation Farc Revolutionary Armed Forces of ColombiaBild: picture-alliance/dpa

Die offiziellen Friedensverhandlungen sollen indes erst am 15. November in Kubas Hauptstadt Havanna beginnen, wie die Unterhändler von kolumbianischer Regierung und den "Revolutionären Streitkräften Kolumbiens" (FARC) auf einer Pressekonferenz in Hurdal, 50 Kilometer nördlich von Oslo, mitteilten. Es ist der erste Versuch seit zehn Jahren, eine Lösung für den bewaffneten Konflikt im Land zu finden. Die Gespräche waren bereits über Monate bei geheimen Treffen auf Kuba vorbereitet worden.

5-Punkte-Plan für den Frieden

Bei Verhandlungen werde man sich als erstes dem Thema der Landverteilung und der landwirtschaftlichen Entwicklung widmen, hieß es in einem gemeinsamen Kommuniqué von FARC und Regierung. Ebenfalls auf der Agenda der Friedensverhandlungen stehen die Integration der Guerilla in die Politik, der illegale Drogenhandel, eine Beendigung der bewaffneten Auseinandersetzungen und der Umgang mit den Opfern des Konflikts.

Iván Márquez, Sprecher der Farc, auf der Pressekonferenz in Hurdal, Norwegen (Foto: dpa)
Der Sprecher der Farc, Iván Márquez, auf der Pressekonferenz: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen"Bild: picture-alliance/dpa

Frieden - aber wie?

Sie würden sich bei den Verhandlungen nicht unter Druck setzen lassen, betonte der Sprecher der Verhandlungsgruppe der FARC, Luciano Marín, alias Iván Márquez. Ein "Express-Frieden" würde nur zu neuer Frustration führen, betonte er. Vielmehr müssten die Ungleichheiten in der kolumbianischen Gesellschaft angepackt werden. Wirtschaftliche und soziale Reformen in Kolumbien seien daher dringend notwendig, um in den Friedensgesprächen zu einer Einigung zu kommen, sagte Márquez.

Bei ihrem ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt zeigten sich die Unterhändler zwar zum Frieden entschlossen, dennoch wurden die unterschiedlichen Positionen beider Seiten deutlich. Bislang seien sie einander mit Respekt begegnet, sagte der Chefunterhändler der kolumbianischen Regierung, Humberto de la Calle. Bei vielen Themen hätten Guerilla und Regierung aber sehr unterschiedliche Meinungen, fügte er hinzu. Die linksgerichtete Guerilla solle ihre Meinung innerhalb der Demokratie äußern, ohne gegen das System zu kämpfen.

Erste Gespräche seit zehn Jahren

Die Friedensgespräche finden unter der Schirmherrschaft von Norwegen und Kuba statt. Vertreter aus Chile und Venezuela begleiten die Verhandlungen.

Das Hotel Hurdalsjoen, wo die Friedensgespräche zwischen Farc und Regierung stattfinden. (Foto: EPA)
Der Tagungsort für die FriedensgesprächeBild: picture-alliance/dpa

Seit seinem Amtsantritt 2010 hatte sich der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos für Verhandlungen mit der Guerilla-Gruppe ausgesprochen. Der bewaffnete Konflikt, der seit fast 50 Jahren andauert, hat Millionen Kolumbianer aus ihren Heimatregionen vertrieben. Mehr als 200.000 Menschen sind in den Auseinandersetzungen bereits getötet worden.

vf/sti (dpa/rtr)