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EZB will Inflation anheizen

21. November 2014

EZB-Präsident Mario Draghi will die schwache Teuerung in der Eurozone und die lahmende Konjunktur mit allen Mitteln bekämpfen. Seine Ankündigungen schickten den Euro prompt auf Talfahrt.

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Symbolbild brennender Euroschein
Bild: fotoknips - Fotolia.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt dem Einsatz noch massiverer Geschütze gegen die drohende Deflation immer näher. EZB-Präsident Mario Draghi erklärte am Freitag auf einem Bankenkongress in Frankfurt, er werde die schwache Teuerung wenn nötig mit allen Mitteln anheizen, um die Konjunktur in der Euro-Zone zu beleben. "Wir werden das tun, was wir tun müssen, um die Inflation und die Inflationserwartungen so schnell wie möglich zu erhöhen, wie es unser Auftrag verlangt."

Dafür sei die EZB unter seiner Führung bereit, bei Bedarf noch stärker an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe - auch den umstrittenen Kauf von Staatspapieren - mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen - "ohne unnötige Verzögerung".

Die Inflation in der Euro-Zone liegt derzeit bei durchschnittlich 0,4 Prozent, die Zielmarke der EZB liegt bei knapp zwei Prozent. Der EZB-Rat entscheidet das nächste Mal Anfang Dezember über den geldpolitischen Kurs der Zentralbank.

Neue Milliarden für das Finanzsystem

Viele Fachleute rechnen in diesem Jahr aber nicht mehr mit dem Einsatz weiterer Maßnahmen, weil zahlreiche der jüngsten EZB-Beschlüsse noch nicht vollständig umgesetzt sind. Dennoch halten sich die Spekulationen auf breit angelegte Käufe von Staatsanleihen durch die EZB, die damit anderen Notenbanken nacheifern würde. Draghi selbst hatte zuletzt wiederholt diese Möglichkeit - im Fachjargon der Währungshüter Quantitative Easing (QE) genannt - angedeutet.

Mit seinen klaren Worten schickte Draghi den Euro am Devisenmarkt deshalb massiv auf Talfahrt. Der Wert der Gemeinschaftswährung fiel binnen weniger Minuten auf 1,2450 Dollar. Die EZB hat zuletzt mit dem massenhaften Aufkauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen begonnen und will in den nächsten zwei Jahren zudem viele Milliarden in das Finanzsystem pumpen. Sie will ihre Bilanz um rund eine Billion aufblähen. Um dies zu erreichen, könnten die Notenbanker demnächst auch Unternehmensanleihen und Staatsanleihen aufkaufen. Letzteres ist in Deutschland heftig umstritten, ebenso im EZB-Rat.

Schwankende Inflationserwartungen

Draghi machte in seiner Rede eindeutig klar, dass er sich keine Fesseln anlegen lassen wolle: "Sollte sich unsere gegenwärtige Geldpolitik als nicht effektiv genug erweisen, um das zu erreichen, oder wenn die zusätzlichen Risiken für die Teuerung eintreten, würden wir den Druck erhöhen und die Kanäle, über die wir intervenieren, verbreitern." Dies könne durch eine entsprechende Veränderung "des Umfangs, der Geschwindigkeit und der Zusammensetzung der Wertpapierkäufe geschehen", sagte der Italiener vor mehreren hundert Bankern in der Frankfurter Alten Oper.

Große Sorgen bereiten Draghi nach seinen eigenen Worten die Inflationserwartungen von Finanzmarktakteuren, Ökonomen und in der breiten Bevölkerung. Darin drückt sich das Vertrauen in die Fähigkeit der Notenbank aus, die Teuerung und damit den Wert der Währung stabil zu halten. Diese Inflationserwartungen schwankten zuletzt sehr stark. "Auf kürzere Sicht sind diese Indikatoren auf Niveaus gefallen, die ich als außerordentlich niedrig bezeichnen würde", sagte Draghi.

Düsteres Konjunkturbild

Klarer als zuletzt zeichnete Draghi zudem das Bild einer schwachen und fragilen Wirtschaft in den 18 Euro-Ländern. Jüngste Erhebungen - etwa die Umfragen bei Einkaufsmanagern - legten den Schluss nahe, dass in den kommenden Monaten nicht mit einer substanziellen Belebung der Wirtschaft zu rechnen sei.

Die Euro-Zone steht nach Ansicht zahlreicher Ökonomen derzeit an der Schwelle einer gefährlichen Abwärtsspirale fallender Preise und nachlassender Investitionstätigkeit der Unternehmen. Wegen der Kreditklemme in vielen Krisenländern und der mauen Konjunktur selbst in den größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich, ist derzeit kaum Besserung in Sicht.

wen/zdh (rtrd, dpa)