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Fährt Nordkorea den Plutonium-Reaktor hoch?

6. Juni 2016

Nordkorea und die Internationale Staatengemeinschaft liegen im Dauerclinch. Grund ist vor allem das Atomprogramm des Landes. Jetzt gibt es neue Hinweise, dass die Nordkoreaner waffenfähiges Plutonium anreichern wollen.

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Nordkorea Yongbyon Atomkraftwerk
Bild: picture-alliance/dpa/Kyodo

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) jedenfalls ist in Sorge. Womöglich habe Nordkorea seinen Atomreaktor mit der Kapazität zur Plutonium-Anreicherung wieder hochgefahren. Seine Behörde habe "Hinweise auf Aktivitäten" an dem Fünf-Megawatt-Reaktor in Yongbyon erhalten; die Anlagen zur Plutonium-Anreicherung zum Bau von Atomwaffen seien offenbar ausgeweitet worden, erklärte IAEA-Chef Yukiya Amano beim IAEA-Gouverneursrat in Wien.

Dampf und warmes Wasser

Amano berief sich bei seinen Warnungen auf Satellitenaufnahmen. "Wir haben keine Inspektoren vor Ort sondern können nur Satellitenbilder auswerten", sagte der IAEA-Chef vor Journalisten am IAEA-Sitz in Wien. "Wir sind uns nicht sicher, aber wir haben Hinweise auf bestimmte Aktivitäten": Bewegung von Fahrzeugen, Dampf, das Ablassen warmen Wassers sowie der Transport von Material.

Völlig neu sind die Informationen im Grundsatz nicht. Im Februar hatte US-Geheimdienstkoordinator James Clapper bereits die mutmaßliche Wiederinbetriebnahme des Reaktors Yongbyon angeprangert. Der kommunistische Staat versuche, dort Plutonium für eine Atomrakete zu gewinnen, mit denen die USA bedroht werden könnten, warnte Clapper damals.

Mit der Abspaltung von Plutonium kann man Material für Atombomben gewinnen. Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Mittelstrecken- und Langstreckenraketen, die einen atomaren Sprengkopf tragen können. Das kommunistisch regierte Land testet immer wieder Raketen mit Reichweiten von bis zu 4000 Kilometern. Mehrere dieser Raketenabschüsse missglückten. Erst vor wenigen Wochen schlug ein Test fehl.

Immer wieder Säbelrasseln

Troz dieser Rückschläge sorgt das nordkoreanische Atomwaffenprogramm seit vielen Jahren international für Besorgnis. Nachdem der isolierte Staat im Januar seinen vierten Atomwaffentest vorgenommen hatte, verhängte der UN-Sicherheitsrat seine bislang schärfsten Sanktionen gegen Pjöngjang. Weder der wirtschaftliche noch der politische Druck haben den jungen Machthaber Kim Jong Un allerdings bislang zum Einlenken bewogen. Im Gegenteil hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder Säbelrasseln durch Nordkoreas Führung gegeben.

Die Regierung in Pjöngjang hatte den Reaktor Yongbyon vor neun Jahren vom Netz genommen und im Gegenzug für die Abrüstungsschritte humanitäre Hilfe erhalten. Vor drei Jahren wurde in der Anlage aber mit Renovierungsarbeiten begonnen. Der Forschungskomplex Yongbyon gilt als wichtigste Nuklearanlage Nordkoreas.

haz/wl (rtr, afp)