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Fünf Fragen zum Liga-Auftakt

19. Januar 2017

Mit der Partie des SC Freiburg gegen den FC Bayern startet die Bundesliga ins Jahr 2017. Wer wird Meister? Wer steigt ab? Und für welchen Trainer wird es eng? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Liga-Start.

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Deutschland Bayern München - Bayer Leverkusen Mats Hummels Jubel
Bild: picture alliance/dpa/A. Gebert

1) Gibt es Konkurrenz für den FC Bayern?

Bis zum 16. Spieltag sah es ganz danach aus. Liga-Neuling RB Leipzig ärgerte die Bayern in der Hinrunde enorm, übernahm vom 11. bis zum 13. Spieltag sogar die Tabellenführung, kassierte dann aber im direkten Duell am letzten Spieltag vor der Winterpause eine überaus deutliche 0:3-Klatsche und überwinterte auf Rang zwei. Der FC Bayern liegt seitdem wieder mit drei Punkten vorne und hat zudem im Vergleich ein Plus von 13 Treffern in der Tordifferenz. 

Und sonst? Dauerrivale Borussia Dortmund dümpelt mit zwölf Punkten Rückstand auf Rang fünf herum und hat auch 2017 weiter mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Kaum hat sich Marco Reus wieder einigermaßen zurückgekämpft, fällt Sven Bender verletzt aus.  Auch Abwehrchef Sokratis und Offensivspieler Ousmane Dembele sind nicht einsatzbereit.

In der Tabelle liegen außerdem Hertha BSC, Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim zumindest in der Nähe der Bayern. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Meistertitel 2017 beziffern wir bei diesen Klubs allerdings auf - sagen wir mal - 0,1 Prozent. Womit wir bei der nächsten Frage wären:

2) Können die Überraschungsmannschaften weiter überzeugen?

Allen voran gebührt an dieser Stelle RB Leipzig ein Kompliment. Bereits in der ersten Bundesliga-Saison macht der Aufsteiger vieles richtig, überraschte mit erfrischendem Konterfußball und setzte auf treffsichere Joker. Nur die Bayern schossen mehr Tore. Der Dämpfer folgte allerdings am 16. Spieltag. Lässt sich Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl davon beeindrucken? Wir glauben: nein! Ein Platz an Europas Sonne liegt in der Premierensaison absolut im Rahmen des Möglichen.

Allerdings kommt es auf den Start in 2017 an, denn erster Gegner ist Eintracht Frankfurt - ebenfalls famos in die Saison gestartet und auf Rang vier in die Winterpause gegangen. Trainer Nico Kovac hat das Gros seiner Stammelf zur Verfügung, somit dürfte es keinerlei größere Veränderungen geben. Die Stimmung im Team ist ziemlich gut, die Aussichten auf ein erfolgreiches Jahr ebenfalls. Was Frankfurt und Hertha in der Hinrunde gemeinsam hatten? Eine verdammt gute Defensive! Deswegen benötigten sie jeweils relativ wenig erzielte Tore (22/24), um trotzdem vorne dabei zu sein. Hertha kennt das ja schon aus der Vorsaison: Auch damals war die Hinrunde mit Platz drei top, die Rückrunde allerdings… nun ja. Mal sehen, ob die Verantwortlichen daraus gelernt haben.

1. Bundesliga 15. Spieltag - TSG 1899 Hoffenheim vs.  Borussia Dortmund | Jubel Hoffenheim
TSG: einzige Mannschaft in Europa ohne NiederlageBild: Getty Images/AFP/A. Querfurth

Die erste Bestmarke 2017 hat bereits die TSG Hoffenheim eingefahren. Sie ist die einzige Mannschaft in den Top-Ligen Europas, die noch ungeschlagen ist. Zuletzt gab es allerdings "nur" drei Remis nacheinander - und so rutschte Hoffenheim von Rang vier auf fünf ab. Vor allem die Chancenverwertung sollte die TSG in der Winterpause trainiert haben, sonst geht es weiter abwärts.

Der 1. FC Köln und der SC Freiburg haben ebenfalls überrascht. Während es für den Tabellensiebten aus Köln zumindest in Sachen Verletzungssorgen wieder leicht aufwärts geht und man am Rhein noch immer von der ersten Europapokal-Teilnahme seit 25 Jahren träumen darf, freut sich der Achte Freiburg offiziell weiter über jeden Punktgewinn im Abstiegskampf.

3) Welcher Spieler wird die Rückrunde prägen?

Treffsicher erwiesen sich bisher die üblichen Verdächtigen: Vorjahres-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang vom BVB mit 16 Treffern und Bayern-Torjäger Robert Lewandowski mit zwölf. Dazwischen mogelte sich einer, den man nicht auf dem Zettel hatte: Anthony Modeste vom 1. FC Köln, der insgesamt an 15 der 21 Kölner Treffer beteiligt war und 13 davon gleich selbst erzielte. Verletzt sich der kopfballstarke Franzose mit den karibischen Wurzeln nicht, ist er ein Garant für weitere FC-Tore.

Augen auf auch bei Marco Reus: Nach seinem langen Ausfall gab er im November sein Comeback beim BVB und stach sofort: In sechs Pflichtspielen war er an zehn Toren beteiligt. Die Vorbereitung verpasste er zwar erneut teilweise wegen einer leichten Blessur, scheint aber einigermaßen pünktlich wieder fit zu werden und ist damit auf jeden Fall ein Kandidat für den Spieler der Rückrunde.  

Interessant auch die Neuverpflichtungen in der Winterpause: Der 18-jährige Franzose und Defensivspieler Dayot Upamecano, zuvor von Bayern München, Real Madrid, dem FC Barcelona und von Manchester United beobachtet, kommt vom Schwesterverein Salzburg nach Leipzig. Und Ur-Bayer Holger Badstuber wird leihweise ein Königsblauer auf Schalke.

4) Welcher Trainer steht besonders im Fokus?

So einige. Carlo Ancelotti zum Beispiel. Ja, die Bayern sind wieder Klassenbester, spielen aber lange nicht ihren besten Fußball. Dümpeln sie weiter mit halber Kraft durch Liga, DFB- und Europapokal, wird auch der bislang Ancelotti-freundliche Präsident Uli Hoeneß andere Töne anschlagen. Zur Bewährungsprobe wird die Rückrunde für BVB-Coach Thomas Tuchel und Leverkusens Trainer Roger Schmidt. Beide Vereine hinken ihren Saisonzielen hinterher, beide Trainer stehen unter Druck.

Nichts zu verlieren hat hingegen der als Bundesliga-Trainer noch unerfahrene Torsten Frings bei seinem Debüt an der Seitenlinie von Darmstadt 98: Sein Vertrag gilt auch für die 2. Liga. Trotzdem spannend, wie sich die Werder-Legende bei den Lilien schlagen wird. Abseits des Platzes ist von Freiburgs Christian Streich und Kölns Peter Stöger wieder einiges zu erwarten. Streich nahm schon in der Hinrunde kein Blatt vor den Mund, was Flüchtlingsfrage und sonstige aktuelle gesellschaftliche Themen betraf - und Stöger sorgte samt Mannschaft und Trainerteam für so manchen selbstironischen Auftritt im Vereins-TV.

5) Wer wendet den Abstieg ab?

Puh! Echt schwierig. Den 13. (Wolfsburg) und Letzten (Darmstadt) trennen gerade einmal acht Punkte. Für die "Lilien" sieht es nicht besonders gut aus: Zwölf Niederlagen in 16 Spielen, insgesamt gerade einmal acht Pünktchen auf dem Konto, genauso viele, wie der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt. Es kann nur besser werden, dennoch dürfte es kaum reichen für den Klassenerhalt. Den hat der Hamburger SV, derzeit auf Rang 16, seit Bundesligagründung immer geschafft, und auch in diesem Jahr wird das so bleiben: Mit Markus Gisdol als Trainer und dem erfahrenen Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen könnte der Verein wieder in ruhiges Fahrwasser gelangen.

Fußballspieler Julian Draxler
Time to say goodbye: Draxler hat den VfL verlassenBild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Das gilt auch für den VfL Wolfsburg. Für insgesamt rund 29,5 Millionen Euro verstärkt mit Paul-Georges Ntep, Yunus Malli und Riechedly Bazoer und ohne den nach Paris St. Germain gewechselten Problemfall Julian Draxler könnte die fürchterliche Hinserie noch einmal zum Guten gewendet werden: Coach Valerien Ismael und Sportdirektor Olaf Rebbe sorgten bereits für mehr Ruhe im Verein, setzten auf ein kleines Wintertrainingslager in Spanien statt ein mit PR-Terminen gefülltes in Florida. Die Winterpause kam zum richtigen Zeitpunkt. Mit dem Abstieg werden die Wolfsburger nicht mehr viel zu tun haben.

Dafür aber Werder Bremen (15.). Noch liegt Werder vor dem Erzrivalen aus Hamburg, das könnte sich aber schnell ändern, wenn die Defensive weiter so wackelt wie in der Hinrunde. Da waren die Bremer mit 34 Gegentreffern die Schießbude der Liga. Mit dem Dänen Thomas Delaney kam ein Hoffnungsträger für das zentrale Mittelfeld aus Kopenhagen. Zum Start geht es allerdings direkt gegen den BVB, danach folgt das Auswärtsspiel beim FC Bayern.

Etwas besser stehen die Chancen bei Borussia Mönchengladbach (14.). Die Notbremse ist gezogen, Trainer Andre Schubert weg, dafür Dieter Hecking im Amt. Der soll die Gladbacher aus der Abstiegsregion führen, der Weg heraus scheint nach dem blamablen Auftritt beim Telekom-Cup allerdings sehr weit.

Bleibt noch der FC Ingolstadt (17.), der es ähnlich wie Darmstadt 98 ziemlich schwer haben dürfte. Im zweiten Bundesligajahr läuft es nicht mehr so gut, man trennte sich in der Hinserie von Trainer Markus Kauczinski und holte Maik Walpurgis. Nach zwei Siegen in Serie (unter anderem gegen Ex-Trainer Hasenhüttl mit RB Leipzig) folgte die bittere Niederlage gegen Freiburg vor der Winterpause. Der Spielplan hat es mit den Auftaktmatches gegen den FC Schalke und Hamburg auch in sich.