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Für ein Ende des "Maskenballs"

4. März 2012

Die Gesichtsverletzungen in der Bundesliga häufen sich. Schiedsrichter-Boss Fandel fordert harte Strafen für Ellbogenschläger. DW-Redakteur Andreas Sten-Ziemons pflichtet ihm zähneknirschend bei.

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Schalkes Klaas-Jan Huntelaar mit Gesichtsmaske (Foto: Marius Becker dpa/lnw)
Bild: picture-alliance

Blaue Augen, schiefe Nasen und verbeulte Gesichter – in der Fußball-Bundesliga vergeht derzeit kaum ein Spieltag, an dem sich nicht mindestens ein Spieler mehr oder weniger schwer im Gesicht verletzt. Als Folge stehen auch immer mehr "Maskenmänner" auf dem Spielfeld. Diejenigen, die sich von einem Nasen-, Augenhöhlen, oder Jochbeinbruch erholen, schützen sich mit speziell angepassten Karbonmasken vor weiteren Unfällen, solange die Gesichtsknochen noch nicht ganz wieder zusammen gewachsen sind.

Der ehemalige deutsche Spitzen-Schiedsrichter und heutige Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission Herbert Fandel hat auf die Verletzungswelle reagiert: Er wiederholte seinen Ruf nach harten Strafen. Er wies die Schiedsrichter erneut an, den bewussten Einsatz von Ellbogen und Armen zwingend mit einer roten Karte zu ahnden und keine Gnade vor Recht ergehen zu lassen.

Natürliche Bewegung

Damit hat Herr Fandel im Grunde Recht! Wer seinen Ellbogen absichtlich in das Gesicht seines Gegners schlägt, hat auf dem Fußballplatz nichts verloren. Allerdings wird es schwierig sein, diese Absicht auch eindeutig nachzuweisen – wie immer im Fußball, beispielsweise beim Handspiel im Strafraum. Das Hochreißen der Arme ist eine ganz natürliche Bewegung, wenn man zum Kopfballduell nach oben springt. Auch mir ist es schon passiert, dass ich beim Fußballspielen mit meinem Ellbogen einen Gegner im Gesicht getroffen habe, ohne es zu merken und vor allem ohne es zu beabsichtigen.

Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission (Foto: Boris Roessler dpa/lhe)
Herbert FandelBild: picture-alliance/dpa

Streitfälle sind daher vorprogrammiert. Gleichzeitig geben viele Spieler und Trainer zu, dass das Spiel in den vergangenen Jahren athletischer und körperbetonter geworden ist und der Ellbogen häufiger im Zweikampf eingesetzt wird als vorher. Daher gibt es wahrscheinlich keinen besseren Weg, als auf das Problem mit konsequenten Strafen zu antworten. Lieber eine Karte zu Unrecht zu viel gezeigt, als eine gebrochene Nase zu wenig geschützt. Schließlich kann man den Spielern nicht vorschreiben, nur noch mit den Händen in den Hosentaschen zu spielen. Man kann ihnen keine Polster an die Ellbogen kleben oder sie gleich von Anfang an alle – sozusagen vorbeugend – nur noch mit Schutzmaske auf den Platz lassen.

Autor: Andreas Sten-Ziemons
Redaktion: Olivia Fritz