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Skulpturen für die Toten des I. Weltkriegs

23. April 2018

Eine monumentale Installation im belgischen Ypern erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. 600.000 Tonfiguren tragen die Namen der Opfer, die in der flämischen Stadt in blutigen Schlachten ihr Leben verloren.

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Belgien Ypern - Installation für die Opfer des Ersten Weltkriegs
Der Künstler Koen Vanmechelen mit einer der 600.000 TonfigurenBild: picture-alliance/dpa/BELGA/K. Desplenter

Soweit das Auge reicht: kleine Tonfiguren, Rücken an Rücken und in der Mitte ein großes aufgesprungenes Bronze-Ei. Von Ferne sieht die Installation aus wie ein riesiger Teppich. Erst bei näherer Betrachtung sind die kleinen Tonfiguren zu erkennen: Sie stellen hockende Trauernde dar, die ihren gesenkten Kopf unterm Arm verbergen. Ihr Rücken ist gebeugt, sie tragen Metallmarken, auf denen der Name eines Toten steht - den Identifikationsplaketten von Soldaten nachempfunden. Insgesamt 600.000 Tonskulpturen erinnern in der Nähe der belgischen Kleinstadt Ypern daran, dass dort während des Ersten Weltkriegs mehr als eine halbe Million Menschen ums Leben kam.

"ComingWorldRememberMe" (etwa: Kommende Welt, erinnere dich an mich) heißt die monumentale Landart-Installation des belgischen Künstlers Koen Vanmechelen. Sie ist eines der Kunst- und Kulturprojekte, mit denen in Belgien an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert wird - und an die Sinnlosigkeit des Blutvergießens. 

Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart

Vier Jahre hat der Konzeptkünstler an der Installation gearbeitet. Geholfen haben ihm dabei Zehntausende von Menschen. Zwischen 2014 und 2018 beteiligten sich Ateliers in etlichen Ländern an der Herstellung der kleinen Tonfiguren. Das Engagement der Menschen sei erstaunlich gewesen, sagte Koen Vanmechelen der Deutschen Presse-Agentur. Man habe Workshops organisiert, vor allem in Belgien, aber auch in Kanada, England und Deutschland.

Belgien Ypern - Installation für die Opfer des Ersten Weltkriegs
Von weitem sieht die Installation aus wie ein TeppichBild: picture-alliance/dpa/BELGA/K. Desplenter

 

Auf der Metallmarke der Tonfiguren stehen nicht nur der Namen der Toten: Auch die Namen desjenigen, die die menschliche Lehm-Gestalt geformt haben, wurden eingraviert. Dadurch würden Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbunden, so Vanmechelen: "Die Zukunft hängt von den vergessenen Erinnerungen ab." Heute gebe es eine Generation, sagt der 52-Jährige, die nicht mehr wisse, was Krieg bedeute.

Tausende Helfer

Seine Installation steht dort, wo zwischen 1914 und 1918 Briten und Franzosen gegen deutsche Truppen kämpften, hier wurde zum ersten Mal überhaupt Giftgas eingesetzt. Am 22. April 1915 gaben die Deutschen den Befehl zum Chlorgas-Angriff. An das Grauen erinnern heute Mahnmale, Soldatenfriedhöfe und das Flanders Fields Museum im Zentrum der Stadt. Dort hat man vor Jahren begonnen, die Namen aller Kriegstoten zu sammeln.

Belgien Ypern - Installation für die Opfer des Ersten Weltkriegs
"ComingWorldRememberMe" heißt die InstallationBild: picture-alliance/dpa/BELGA/K. Desplenter

Beim Aufbau des Kunstwerks auf einer mehr als zwei Hektar großen Fläche haben zwischen 4000 und 5000 Menschen geholfen. Zwei Monate lang seien etwa 15.000 Tonfiguren täglich platziert worden, erzählt Vanmechelen, auch bei Regen und Schnee. Bis zum 11. November - das Datum markiert das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren - kann die Installation begangen werden.  

In Flandern dient die Erinnerung an den "Großen Krieg" seit langem als Mahnung zum Frieden. In diesem Jahr sind weitere Aktivitäten geplant, darunter eine 27 Kilometer lange Kette von 6000 kleinen Booten mit Friedensnachrichten entlang der belgischen Nordseeküste und das Musikfestival "Frieden in der Welt" in Ypern am 25. August.

ka/suc (dpa/deredactie.be)