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Facebook steigt in Online-Handel ein

19. Mai 2020

Amazon war gestern - hofft Facebook. Der eine Online-Riese will im Revier des anderen wildern und ein völlig neues Geschäftsfeld erobern. Zwei entscheidende Rohstoffe bringt Facebook auf jeden Fall schon mit.

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USA Kalifornien Schild am Facebook Hauptquartier
"Willkommen bei Facebook": Hauptquartier in Menlo Park nahe San Francisco (Archivbild) Bild: Getty Images/AFP/J. Edelson

Facebook will zur Plattform für den Online-Handel werden - und könnte mit seiner gewaltigen Reichweite die Branche aufmischen. Über eine neue Funktion sollen Händler unkompliziert Online-Shops erstellen können, die über Facebook und Instagram erreichbar sind. Dazu kommt die Möglichkeit, Waren in einem Video-Livestream zu verkaufen.

Deutschland wird unter den ersten Ländern sein, in denen die Dienste verfügbar sind, wie das Online-Netzwerk mitteilte. Das Projekt solle vor allem kleineren Unternehmen helfen, in der Corona-Krise zu überleben, sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg der Deutschen Presse-Agentur.

Online-Handel als Ausweg

Viele Firmen, mit deren Werbeanzeigen Facebook Geld verdient, stünden vor dem Aus. Da in den Läden die Kunden fehlten, wollten etliche dieser Händler ins Online-Geschäft einsteigen, so der CEO.

Deutschland Amazon Logostikzentrum Rheinberg
So groß wie 17 Fußballfelder: Amazon-Logistikzentrum in Rheinberg in Nordrhein-Westfalen (Archivbild)Bild: picture-alliance/Zoonar/S. Ziese

Facebook bringt zwei entscheidende Rohstoffe für das neue Geschäftsfeld mit. Das soziale Netzwerk verfügt nicht nur über eine gigantische Reichweite. Es kennt seine Nutzer oft auch besser als deren Ehepartner - dank unerschöpflich fließender Daten. Umgekehrt sammelt die Shopping-Plattform wiederum Informationen über das Kaufverhalten der Kunden.

Gebühren für Bezahlfunktionen

"Wir werden sehen, mit welchen Shops sie interagieren, an welchen Produkten sie interessiert sind, was sie kaufen und so weiter", sagte Zuckerberg. Derzeit sei aber keine Funktion vorgesehen, um diese Informationen mit Freunden zu teilen - außer dem Nutzer, dem Shop und Facebook bekomme niemand Zugriff darauf.

Die Einrichtung der Shops werde für Händler kostenlos sein, kündigte Zuckerberg an. Gebühren würden aber für Bezahlfunktionen fällig. Facebook gehe zudem davon aus, dass Werbeanzeigen der Händler die Einnahmen des Online-Netzwerks zusätzlich erhöhen werden.

Fall für die Kartellbehörden?

Punkten will das US-Unternehmen auch mit der Verknüpfung seiner Dienste. So wird man einen Online-Shop per WhatsApp, den Facebook Messenger oder die Chatfunktion von Instagram anschreiben können. Wenn im System eine Kreditkarte hinterlegt ist, kann man direkt damit bezahlen. Zudem arbeite das Online-Netzwerk auch an einer Integration von Bonuspunkte-Programmen.

Mit seinen 2,6 Milliarden Nutzern und einem gut eingespielten Werbesystem könnte Facebook zu einem mächtigen Konkurrenten selbst für große Handelsriesen wie Amazon und Ebay werden. Gerade deshalb dürfte die Shopping-Plattform allerdings ein Fall für die Kartellbehörden werden. "Aber ich denke nicht, dass unsere Reaktion darauf sein kann, nichts Neues zu machen", konterte Zuckerberg.

jj/se (dpa, afp)