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Fast wie im Hotel

24. März 2015

Flatscreen und eigenes Bad - das klingt eher nach Hotel. Dabei richten sich deutsche Jugendherbergen längst nicht mehr nur an Schülergruppen. Dass die Zeit der Massenschlafsäle vorbei ist, gefällt aber nicht jedem.

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Die Schlüssel hängen in der Reception in Jugendherberge Düsseldorf City Hostel Foto: Maja Hitij/dpa
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

Ein eigenes Zimmer mit Bad - damit hatte Sabrina Kurth in einer Jugendherberge nicht gerechnet. Sie dachte eher an Gemeinschaftsduschen, schlechtes Essen und Spüldienst. Umso erleichterter war sie, dass es in der Jugendherberge Düsseldorf Frühstücksbuffet und Einzelzimmer gibt. Für zehn Tage unterstützt sie als Technikerin eine Journalistengruppe, die in der Jugendherberge tagt. Und das hätten zehn sehr anstrengende Tage werden können: "Ich habe erwartet, dass ich früher aufstehen muss, um mich in der Schlange für die Dusche anzustellen", sagt sie. "Das ist hier schon fast wie im Hotel."

Auch Familien und Geschäftsleute unter den Gästen

Das Konzept der Jugendherberge hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. "Wir bieten unseren Gästen immer mehr Komfort", sagt Barbara Mott vom Landesverband Rheinland des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH). Massenschlafsäle und einfache Verpflegung seien das alte Bild einer Jugendherberge. Beim Landesverband möchte man nicht mehr nur Schulklassen und Sportgruppen ansprechen. Familien und Geschäftsleute sind heute gerngesehene Gäste. Die Zahlen geben dem Verband Recht: Im Jahr 2014 konnten die Jugendherbergen im Rheinland ihre Besucherzahlen erneut steigern.

Auch bundesweit setzt man beim DJH auf Modernisierung. "Lehrer oder Gruppenleiter erwarten einfach ein eigenes Zimmer mit Bad", sagt Bernd Dohn, Hauptgeschäftsführer des DJH. Mit etwa 40 Prozent sind Schulklassen immer noch die größte Gästegruppe in den Jugendherbergen. Bei ihnen sind allerdings eher die Häuser auf dem Land beliebt. In den Städten konzentriert sich der DJH vor allem auf junge Touristen. Massenschlafsäle gibt es hier nicht. "Unser Standard sind eher Vier- und Sechsbettzimmer", erklärt Dohn. In Halle an der Saale und Braunschweig werden in diesem Jahr zum Beispiel zwei neue Jugendherbergen eröffnet.

Tagungsräume sind beliebt

Die Jugendherberge Düsseldorf liegt nahe dem Stadtzentrum mit Blick auf den Rhein. Der Neubau wurde 2008 eröffnet. Hier wirbt man damit, dass Messegelände und Flughafen schnell zu erreichen sind. Es gibt Tagungsräume - in den größten passen bis zu 210 Personen. "Der ist für dieses Jahr schon so gut wie ausgebucht", sagt Julia Puneßen, Veranstaltungsleiterin der Jugendherberge. Wer das Tagungspaket bucht, bekommt neben dem Mittagsessen auch zwei Kaffeepausen mit einem kleinen Buffett. Das Angebot sei sehr beliebt. "Wir sind günstiger als ein Hotel", erklärt Puneßen.

Eine Gruppe der Journalisten Akademie sitzt in einem Tagungsraum der Jugendherberge Düsseldorf City Hostel. Foto: Maja Hitij/dpa
Journalisten bei der Arbeit: Im Tagungsraum des HostelsBild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

Viele der Tagungsgäste nutzen die Übernachtungsmöglichkeiten in der Jugendherberge. Es gibt 25 Doppelzimmer, die auch als Einzelzimmer gebucht werden können. An der Wand hängt hier ein kleiner Flachbildschirm, es gibt Internetanschluss. Das einzige, was noch an eine Jugendherberge erinnert, sind die Schlösser an den Schränken. "Manchmal schlafen in den Zimmern ja auch Leute, die sich gar nicht kennen", sagt Puneßen. Das sei zwar in den Doppelzimmern eher nicht der Fall, aber in den Vier- oder Sechsbettzimmern. "Was uns von einem Hotel unterscheidet: Auf den Zimmern gibt es keine Minibars oder Telefone." Ansonsten haben alle Zimmer eine eigene Dusche mit separater Toilette. Nur den Fernseher gibt es lediglich in den Doppelzimmern.

Konkurrenz für Hotelbetreiber

Das Jugendherbergswerk ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, Jugendherbergen profitieren von staatlicher Förderung. Das ärgert Rainer Spenke vom Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein. "Die Jugendherbergen haben fast Hotelcharakter. Das ist unlautere Konkurrenz." Er findet, dass sie sich auf ihre eigentliche Zielgruppe konzentrieren sollten: Jugendliche und Familien. "Geschäftsreisende oder Messebesucher gehören da einfach nicht dazu."

Allerdings kann nicht jeder einfach in einer Jugendherberge übernachten. Dafür muss man Mitglied im Jugendherbergswerk werden. Familien und Einzelmitglieder über 27 Jahre zahlen 22,50 Euro pro Jahr, für Schulen oder Verbände gibt es gesonderte Konditionen für eine Gruppenmitgliedschaft. Beim DJH möchte man sich klar vom Hotel abgrenzen. "Wir wollen kein Hotel sein", betont Dohn. In den Jugendherbergen stehe vor allem die Gemeinschaft im Vordergrund. "Alleine auf dem Zimmer, mit Minibar und Fernseher - das gibt es bei uns nicht."

Julia Naue (dpa)