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Fatale Suche nach dem Glück

23. April 2010

Die Suche nach einem besseren Leben lockt viele Frauen aus Afrika ins Ausland. Ein Ziel von Tausenden von Frauen ist der Mittlere Osten. Doch nicht alle finden im Ausland ein besseres Leben.

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Verschleierte Frauen in Saudi-Arabien (Foto: AP)
Hausmädchen in Saudi-Arabien werden oft unmenschlich behandeltBild: AP

Die Suche nach einem besseren Leben lockt viele Frauen und Männer aus Afrika, Indien und den ostasiatischen Ländern ins Ausland. Ein Ziel von Tausenden von Frauen ist der Mittlere Osten. Ein Job in Saudi-Arabien oder in einem der anderen Golfstaaten ist für viele oft die einzige Möglichkeit, der Armut zu entfliehen. Doch nicht alle finden im Ausland ein besseres Leben. Fatma Athman, eine Kenianerin, ging nach Saudi-Arabien. Dort entkam sie nur knapp dem Tod. Fatma wollte die Wäsche aufhängen. Ihre Arbeitgeberin war ihr in den vierten Stock gefolgt, um sie vom Balkon zu stoßen. "Plötzlich fühlte ich den Schub und war in wenigen Sekunden unten", sagt Fatma Athman. "Nur durch Gottes Liebe lebe ich noch, weil ich in den Swimming Pool gefallen bin."

Alptraum statt Traumjob

Diesen Moment wird die 26-Jährige Fatma Athman aus Kenia nie vergessen. Lebenslang wird sie behindert und pflegebedürftig bleiben. Sie ist heute auf die Hilfe ihrer Familienmitglieder angewiesen. Dabei hatte sie ein Jahr zuvor ihre Familie in Kenia verlassen, auf der Suche nach einer besseren Zukunft in Saudi-Arabien. Dadurch hatte sie gehofft, ihre Familie finanziell unterstützen zu können. Stattdessen haben nun die medizinischen Behandlungskosten Fatma in den Ruin getrieben. Sie fühlt sich schuldig, weil sie nicht mehr für ihre Familie sorgen kann. "Ich kann meistens nicht schlafen. Ich kam zurück und bin seitdem wie ein kleines Kind. Ich fühle mich nur noch als eine Belastung für meine Familie, die bereits arm ist. Das tut mir am meisten weh", sagt die junge Frau.

Ausbeutung und Misshandlung

Verschleierte Frauen in Saudi-Arabien (Foto: AP)
Hausmädchen in Saudi-Arabien werden oft unmenschlich behandeltBild: DW-TV

Ursprünglich glaubte Fatma Athman, sie würde in Saudi-Arabien als Lehrerin arbeiten. Eine dubiose Arbeitsvermittlungsagentur in Kenia hatte sie dafür angeworben. Am Flughafen in Saudi-Arabien holt sie ein Mitarbeiter ab. Dann wird ihr der Reisepass weggenommen. Sie erfährt, dass sie ab sofort als ohne Bezahlung als Dienstmädchen arbeiten muss. Täglich schuftet sie 18 Stunden lang und hat kaum Zeit zu schlafen. In Saudi-Arabien wird Fatma zudem von ihrer Arbeitsgeberin öfter geschlagen und von deren Sohn sexuell belästigt. So ergeht es auch vielen anderen Frauen, die wie sie nach Saudi-Arabien kamen. Die armen Menschen, so sagt sie, hätten keine wirklichen Rechte. "Ich kann das alles nicht vergessen. Was sie mir alles angetan hat ist einfach zu viel. Sie hat mich zu einem psychischen Wrack gemacht", sagt Athman.

Rechtsfreier Raum

Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch“ arbeiten 1,5 Millionen Dienstmädchen in Saudi Arabien. Mindestens 900.000 von ihnen sind ähnlichen und manchmal schlimmeren Situationen ausgeliefert. "Human Rights Watch" verlangt daher von der Regierung in Riad neue Gesetze. Dadurch sollen Dienstmädchen zukünftig vor schweren Menschenrechtsverletzungen geschützt werden. Denn im Moment arbeiten Hausangestellte in einem rechtsfreien Raum und haben keinen Zugang zu den Arbeitsgerichten.

Verbreitetes Phänomen

Christoph Wilcke von Human Rights Watch: "Das Problem von Hausangestellten ist ein Problem, das nicht auf Saudi-Arabien beschränkt ist, sondern in vielen Teilen der Welt besteht, aber vor allem eben in den Golfstaaten wie Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Saudi-Arabien ist nicht nur das größte Land in der Region mit den meisten Hausangestellten, sondern auch eines der Länder, das am wenigsten weit entwickelt ist in Sachen Rechtschutz für diese Personen."

Eine Art moderner Sklaverei

Die Probleme der Hausangestellten in Saudi-Arabien und in vielen anderen Golfstaaten lassen sich dennoch nicht leicht mit anderen vergleichen. Die Art und Weise, wie in dem islamischen Königreich mit Hauspersonal umgegangen wird, grenzt laut Menschenrechtsorganisationen teilweise an Sklaverei. Vor allem wegen des "Sponsor-Prinzips." Das System erlaubt jedem Arbeitgeber in Saudi-Arabien, den Pass seiner ausländischen Angestellten einzubehalten. Dadurch können die Dienstmädchen ohne die Erlaubnis ihrer Arbeitgeber weder das Land verlassen noch den Arbeitsgeber wechseln. Viele sind Analphabeten und kennen ihre Rechte nicht. Zudem sind viele Frauen weder besonders ausgebildet noch beherrschen sie die arabische Sprache. Für die Menschenrechtler bedeutet das noch viel Arbeit.

Autorin: Nancy Wayua
Redaktion: Anne Allmeling / Diana Hodali