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FC Bayern: Kahn darf vorerst bleiben

Tobias Oelmaier
23. April 2023

Auch wenn Bayern München gerade dabei ist, auch den dritten großen Titel der Saison zu verspielen, bekommt Vorstandschef Oliver Kahn offenbar noch eine Schonfrist. Derweil sind Trainer und Spieler ratlos.

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Entsetzen, Ratlosigkeit bei den Bayern-Bossen Hainer, Kahn und Salihamidzic auf der Tribüne in Mainz
Entsetzen, Ratlosigkeit bei den Bayern-Bossen Hainer, Kahn und Salihamidzic auf der Tribüne in MainzBild: Frank Hoermann/Sven Simon/picture alliance

Es rumort weiter in München - das 1:3 in Mainz am 29. Spieltag hat die Krise beim Rekordmeister weiter verschärft. Nach dem Aus im DFB-Pokal und in der Champions League droht nun auch der dritte anvisierte Titel aus den bayerischen Händen zu gleiten. Weil Borussia Dortmund am Samstagabend mit 4:0 gegen Eintracht Frankfurt gewann, ist auch noch die Tabellenführung futsch. Vorstandschef Oliver Kahn spricht von einer "Katastrophe" - nicht auszudenken, wenn sein Verein erstmals seit 2012 wieder komplett leer ausgehen sollte.

Auch wenn Kahn nach der Niederlage in Mainz die Mannschaft hart anging ("Mit dieser Ausstrahlung wird es ganz schwer, deutscher Meister zu werden"), sehen viele Beobachter inzwischen die Schuld am Abschwung beim Vorstandsvorsitzenden selbst. Er war es, der die Trennung von Trainer Julian Nagelsmann verantwortete, obwohl der FC Bayern zu diesem Zeitpunkt noch in allen drei Wettbewerben aussichtsreich dabei war. Er war es, der zusammen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic den teuren Kader für die aktuelle Saison zusammenstellt hat.

Die Mannschaft des FC Bayern stellt sich nach der Niederlage in Mainz den Zuschauern
Entsetzen, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit bei den Bayern-Profis nach der Niederlage in MainzBild: Revierfoto/IMAGO

Fehler bei der Kaderplanung

Konnte die Mannschaft zu Beginn der Saison die personelle Unausgewogenheit noch kompensieren, so geht seit der Weltmeisterschaft in Katar beinahe gar nichts mehr. Manuel-Neuer-Ersatz Yann Sommer wirkt völlig verunsichert, leistet sich Fehler um Fehler, ebenso wie Abwehrchef Dayot Upamecano. Der Franzose leitete so die Niederlage gegen Manchester City im Hinspiel ein und hatte den 0:1-Rückstand im Rückspiel zu verantworten. Leroy Sané und Serge Gnabry werden ihrem Ruf als Ausnahmespieler auf den Außenpositionen immer seltener gerecht - und ganz vorne hat es die sportliche Leistung offenbar komplett vergessen, auch nur halbwegs adäquaten Ersatz für Robert Lewandowski zu verpflichten. Stattdessen boxt Neuzugang Sadio Mané in der Kabine Sanés Lippe blutig.

Kahn flüchtet sich in Durchhalteparolen: "Wir werden keinen Millimeter nachgeben, auch in dieser Saison trotz schlechter Leistung deutscher Meister zu werden", sagte er nach dem Desaster von Mainz. Derweil wollen verschiedene Medien erfahren haben, dass der ehemalige Weltklasse-Torwart längst nicht mehr sicher im Sattel sitzt. "Wir konzentrieren uns erst einmal auf die deusche Meisterschaft", beschwichtigt Klub-Präsident Herbert Hainer, doch sein Nachsatz lässt Raum für Interpretationen: "Über alles andere reden wir später."

Kahn-Entscheidung möglicherweise am 22. Mai

Offenbar soll eine Entscheidung über die Besetzung des Vorstandsvorsitzes kurz vor Ende der Saison fallen. Nach Informationen des TV-Senders "Sky" und der "Bild"-Zeitung will sich der Aufsichtsrat am 22. Mai zu dieser Personalie beraten. Kahns Vertrag läuft noch bis Ende Dezember 2024.

Dass Sportvorstand Salihamidzic gehen muss, ist derweil eher unwahrscheinlich. Er gilt als Protegé von Ex-Präsident und Manager Uli Hoeneß, der sich zwar längst aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, jedoch von seinem Haus am Tegernsee aus immer noch großen Einfluss auf die wichtigen Entscheidungen bei den Bayern ausüben soll. Hoeneß ist weiterhin Mitglied des Aufsichtsrates, dessen Vorstand er früher war. Sein Verhältnis zu Präsident Hainer, heißt es, sei ausgezeichnet. Zudem dürfte ein kurzfristiger Ersatz für Kahn und/oder Salihamidzic schwer zu bekommen sein.

Trainer Thomas Tuchel hat sich seinen Einstand in München sicher erfolgreicher vorgestellt. Er sitzt mit gesenktem Haupt auf seiner Trainerbank.
Trainer Thomas Tuchel hat sich seinen Einstand in München sicher erfolgreicher vorgestellt.Bild: Harry Langer/DeFodi Images/picture alliance

So werden sie sich in München wohl mit der "Katastrophe" anfreunden müssen. Weltmeister Thomas Müller spürt eine "gewisse Leere und Ratlosigkeit". Und unter Neu-Trainer Thomas Tuchel hat sich die Talfahrt nur noch beschleunigt. Zwei Siege in sieben Spielen - ähnlich schlecht war zuletzt Sören Lerby vor über 30 Jahren in sein Engagement bei den Bayern gestartet, das dann auch relativ bald wieder zu Ende ging. Tuchel, Trainer von Weltformat, wirkt komplett ratlos: "Wir müssen eine Niederlage mit drei Gegentoren erklären - ich weiß nicht, wie", sagte er nach dem Mainz-Spiel. "Jeder kämpft mit sich selber, es rinnt uns durch die Hände." Ungewohnte Worte aus dem sportlichen Führungsstab des Rekordmeisters. Das berühmte Mia san Mia ist weg.