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Deutschlands erste Shrimpsfarm

21. Mai 2010

Gut 100 Kilometer von der Nordseeküste entfernt auf dem platten Land zwischen Hannover und Bremen tut ein früherer Viehzüchter das, was vor ihm in Deutschland noch niemand getan hat: Er züchtet tropische Großgarnelen.

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Shrimps angerichtet auf einem Teller (Foto: CC)
Leckere Shrimps aus deutschen LandenBild: CC / yomi955

Das Geschäft mit Garnelen ist eine einträgliche Sache. Jeden Tag werden hunderte Tonnen der schmackhaften Tierchen per Flugzeug nach Deutschland transportiert, zumeist aus Zuchtanlagen in Südostasien. Doch da fängt das Problem an: Denn für die riesigen Aquakulturen werden ökologisch wertvolle Mangrovensümpfe planiert, und die Zucht der Shrimps gelingt nur durch Zusätze von Antibiotika und Desinfektionsmitteln. Bremer Biologen entwickelten eine Zuchtmethode, die ohne giftige Zusätze auskommt. Jetzt gibt es ein Pilotprojekt: Der niedersächsischer Landwirt, Heinrich Schäfer, hat Deutschlands erste Shrimpsfarm 30 Kilometer südlich von Bremen gebaut.

Wärme zum Nulltarif

Die Landwirte Heinrich und Marco Schäfer (Foto: AP)
Seit November betreiben Heinrich und Marco Schäfer Deutschlands erste und einzige GarnelenaufzuchtBild: AP

Der frühere Viehzüchter ist ein echter Pionier: Heinrich Schäfer steht in einer riesigen Halle mit einer vierstöckigen Holzkonstruktion aus Salzwasser-Bassins, in denen es kräftig gluckert und rauscht. Der Landwirt - groß, kräftig, ein bodenständiger Typ - schwitzt wie der Teufel – kein Wunder bei konstanten 30 Grad Luft- und Wassertemperaturen. Die Wärme holt er quasi zum Nulltarif aus seiner Biogasanlage und schafft so ein ideales Zuchtklima für die wuseligen Tierchen in den Bassins. Die "Kleinen", so Schäfer, seien gerade mal fünf Wochen alt.

Werden die Garnelen größer, wandern sie über ein Rohrsystem automatisch in das darunter liegende Bassin, bis sie nach einem halben Jahr eine Größe von rund 20 Zentimetern erreicht haben und tiefgekühlt verschickt oder im Hofladen verkauft werden. Auch das Wasser zirkuliert, wird stündlich von einer Ebene in die nächste gepumpt und dabei gereinigt: "Wir setzen hier in dieser Anlage keine Desinfektionsmittel und auch in keiner Weise Medikamente ein", sagt Schäfer. Dafür umso mehr Soja, Mais und Fischmehl: die Lieblingsspeisen der norddeutschen Biogarnele. Die ist eigentlich ein "White Tiger", eine spezielle pazifische Garnelenart, die weniger als andere zum Kannibalismus neigt, weiß Heinrich Schäfer. Dafür springt der weiße Tiger gerne: Bis zu einem Meter hoch können die Garnelen aus dem Wasser hüpfen, was die riesigen Netze erklärt, die Bauer Schäfer in seiner Zuchthalle gespannt hat.

Ein energetischer Kreislauf

Der findige Landwirt nutzt aber nicht nur die Wärme seiner Biogasanlage, sondern auch das, was als Reststoff bei der Garnelenzucht anfällt: "Die Abfälle hier aus der Anlage, der Fischkot, der wird auf den Acker als Dünger gebracht. Wir arbeiten ja mit Salzwasser, stellen das Salzwasser selber her. Und das Salz kann dann als Streusalz wieder verwandt werden."

Das Seewasserbecken mit Treppe (Foto: AP)
Im Seewasserbecken entwickeln sich die GarnelenBild: AP

Ein energetischer Kreislauf Par Excellance. Die Qualität der Biogarnelen lässt ihr Züchter zudem freiwillig von der Tierärztlichen Hochschule Hannover überprüfen. Die Idee, Shrimps zu züchten, kam dem Ehepaar Schäfer übrigens beim Fernsehen. Ständig seien dort Garnelen in diversen Shows als Vorspeise zubereitet worden, erinnert sich der Landwirt. Auch wenn viele Bankberater anfangs ungläubig den Kopf geschüttelt hätten – die Schäfers sind sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Er erziele 39 Euro für das Kilo, sagt Schäfer. Und auch einige Restaurants bekommen schon die Meeresfrüchte von der ersten deutschen Shrimpsfarm.

Autor: Christoph Kersting

Redaktion: Monika Lohmüller