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Feministinnen mit Pornos

Marcela Drumm3. Oktober 2007

Pornos sind nur was für Männer. Stimmt - und stimmt nicht. Ein Großteil der Pornos wird für Männer produziert. Doch scheint es, als wollten Frauen die Männerdomäne nun erobern - Akt der Emanzipation oder ein Mode-Trend?

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Lust? Ariadne von SchirachBild: PA/dpa-report

Porno ist einfach cool, es ist glamourös, findet Ariadne von Schirach, Bestsellerautorin, 28 Jahre alt. Sie hat ein Buch geschrieben, über die angebliche Pornografisierung der Gesellschaft. Titel: "Der Tanz um die Lust".

"Warum gibt es keine Möglichkeiten für Frauen, Männer auch einfach mal nackt zu sehen?", fragt sich Nicole Rüdiger, 29 Jahre alt. Männer hätten Puffs und Table-Dance. Frauen dagegen allenfalls die biederen Stripper-Veranstaltungen. Mit ihrer Freundin gründete sie das "Jungsheft" - ein Pornomagazin mit sympathischen Typen, für die anspruchsvolle, akademische Frau.

Lauthals Porno

Überall tauchen sie plötzlich auf - diese gut aussehenden, intellektuellen Frauen mit ihren Porno-Themen. Man findet sie in Köln ebenso wie in Berlin-Mitte. Manche tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Porno-Adorno", "Porno-Tussi" oder "Erect me". Und wenn sie nicht selbst Pornos produzieren, konsumieren, oder zumindest lauthals vorgeben es zu tun, dann schreiben sie kritische Essays oder Abhandlungen darüber. Was ist passiert? Liegt es gar an den Pornos selbst? Sind die irgendwie anders geworden?

Jungsheft - Cover

Wohl kaum. Wenn der Klempner kommt, lassen Frauen in Pornos alle Hüllen fallen, sind immer geil und stöhnen was das Zeug hält, während der Mann lässig und fast teilnahmslos agiert. Das war schon in den Pornos der 1970er Jahre so. Und heute? "Das Ausmaß ist einfach größer geworden. Auch die Verfügbarkeit von pornografischen Material im Netz", sagt Ariadne von Schirach. "Gleichzeitig ist es auf eine Weise Glamour behangen worden, die gar nicht mehr reflektiert wird. Es ist gar nicht mehr Aufsehen erregend, dass überall Porno ist. Es ist ganz normal."

Por-No?

Doch so normal nun auch wieder nicht. Sonst ließen sich mit dem Thema keine Bestseller schreiben und Alice Schwarzer, die deutsche Ikone der Frauenbewegung, könnte nicht ihre Por-No-Kampagne aus vergangenen Tagen wieder aufwärmen. In den 1980ern hätte sie Alice Schwarzers Kampagne sofort unterschrieben, meint Nicole Reinke Torner, diplomierte Psychologin und Fernsehautorin. "Je mehr ich gesehen hab', meine Produktionen mal ausgenommen, würde ich das immer noch unterschreiben!"

Als Regisseurin wirkte Reinke-Torner selbst an Pornoproduktionen mit, ist aber mittlerweile dazu übergegangen, eher Erotikfilme zu machen - dass heißt: Filme, in denen Sex nur angedeutet und wo nicht alles gezeigt wird. "Weil ein Porno nicht Frauen befürwortend ist. Weil die Frauen wirklich als Stück Fleisch auch am Set behandelt werden. Da wird nur noch gesagt: Heb' mal deinen Hintern mehr hoch oder was auch immer. Den Männern werden am Pornoset fast nie Anweisungen gegeben."

Die weibliche Macht

Trotzdem nütze es nichts, die Pornografie zu verdammen. Pornos für Männer werde es immer geben. Und Ariadne von Schirach spricht sogar von einem Befreiungspotenzial der Pornografie. Schließlich ginge es in Pornos auch um weibliche Macht. Da müsse die Frau durchaus nicht nur das passive Lustobjekt spielen. "Das ist ein Medium, dass sich Frauen auch zu Eigen machen. Wir wollen nicht zurück zum Tabu. Es geht um Gegenbilder und um Subversionen", sagt von Schirach.