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Festival am Traumstrand

15. März 2012

Trancoso, ein kleines, idyllisches Dorf an der brasilianischen Küste, zieht Rucksackreisende und High Society gleichermaßen an. Eine deutsche Gräfin möchte jetzt auch Klassikliebhaber an Bahias Traumstand locken.

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Blick auf der Küste in Trancoso, Brasilien Copyright: Terravista Golf Tancoso, Brasilien
Bild: Terravista Golf

Früher galt das ehemalige Fischerdorf unter Aussteigern als Geheimtipp, doch seit eine asphaltierte Straße hierher führt, hat sich Trancoso zum beliebten Urlaubsziel gemausert. Schließlich hat der Ort einiges zu bieten: eine entspannte Atmosphäre in historischem Flair, hervorragende Restaurants, chice Boutiquen und seit neuestem auch ein Musikfestival, das vom 17. bis zum 23. März zum ersten Mal stattfinden wird.

Musik für jeden Geschmack

Das musikalische Angebot ist breit gefächert: Die Soundpalette reicht von brasilianischen Klängen über klassischen Mainstream bis hin zu populären Klassikern des 20. Jahrhunderts aus der Feder George Gershwins oder Leonard Bernsteins. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Musiker vor Ort: Es spielen brasilianische Ensembles, ein Jugendorchester und Spitzenmusiker aus deutschen und europäischen Orchestern wie zum Beispiel den Berliner Philharmonikern.

Wer schon einmal im abgelegenen Trancoso war, wird sich über den Zeitraum des Festivals wundern. März: Das ist der Anfang des brasilianischen Herbsts, weit nach der sommerlichen Hochsaison. Aber das Datum ist durchdacht, so die Organisatorin und Wahlbrasilianerin Sabine Lovatelli: "Die Hotels und Pensionen entlassen ihre Mitarbeiter in der Nebensaison, weil der Tourismus hier ein saisonales Geschäft ist. Wir wollten ihnen mehr Stabilität und eine Alternative bieten, um das gesamte Jahr über ein sicheres Einkommen zu haben."

Carlo e Sabine Lovatelli, zu Guttenberg (Foto:Julia Assef)
Sabine Lovatelli erhielt bereits mehrere Auszeichnungen für ihre ArbeitBild: DW

Europa hinter sich lassen

Sabine Lovatelli war 22 Jahre alt, als sie 1970 frisch verheiratet nach Brasilien ging. Damals beherrschte sie weder die portugiesische Sprache noch wusste sie viel über das Land, aber die Gräfin setzte sich von Anfang an sehr intensiv für Musik ein. "Ich war sehr jung, und für mich war alles ein großes Abenteuer. Aber wenn ich jetzt zurückschaue, dann muss ich schon sagen, an wie viel es hier damals noch gefehlt hat", sagt Lovatelli, die Fremdsprachen in Paris und London studierte, bevor sie Europa verließ.

Die Zeit nach dem Umzug war natürlich sehr aufregend für sie und ihren Mann Carlo, aber auch sehr einsam. Und so versuchte Sabine Lovatelli, sich mit Hilfe von Musik in ihrem neuen Zuhause einzuleben. "Ich wollte schon immer etwas machen, was mich mehr am Leben meiner neuen Heimat teilhaben lässt", erzählt sie. "Ich habe überlegt, was hier fehlt, und mir fehlte definitiv die klassische Musik."

Die Steilküste neben einem Golfplatz im brasilianischen Erholungsort Trancoso. Copyright: Terravista Golf Tancoso, Brasilien
Trancosos SteilküsteBild: Terravista Golf

Freiheit und Ehrgeiz

Lovatellis Erkenntnis führte dazu, dass sie nunmehr seit über 30 Jahren in Brasilien mit Musik arbeitet. Und obwohl die Klassikliebhaberin selbst kein Instrument spielt, gründete sie das "Mozarteum Brasileiro", eine Stiftung zur Förderung brasilianischer Musiker. Ein besonderes Interesse hat die Gräfin daran, Nachwuchsmusikern und Jugendorchestern durch Sponsoring, professionelle Begleitung und internationale Kontakte unter die Arme zu greifen. 2010 war sie federführend dabei, das Jugendorchester Sinfônica Heliópolis nach Deutschland und auf seine erste Europatour zu bringen. Die Mitglieder des Orchesters werden aus brasilianischen Slums rekrutiert und erhalten dann eine erstklassige musikalische Ausbildung.

Die Reise nach Europa hat die Unterschiede zwischen deutschen und brasilianischen Musikern sehr deutlich gemacht. "Die brasilianischen Jugendlichen sind sehr viel ehrgeiziger und freier", so Lovatelli. "Manchmal höre ich – und das macht mich wirklich traurig – dass junge Deutsche einen Beruf nur auswählen, um die Rente zu sichern. Das ist schlimm! Als Jugendlicher sollte man die Freiheit haben, das auszuwählen, was am besten zu einem selbst passt."

Sinfonica Heliopolis (Foto: Sebastian Kahnert)
Die Sinfônica Heliópolis kommt nach TrancosoBild: Sebastian Kahnert

Brasiliens Nachwuchskünstler zu fördern, steht auch auf dem Festival in Trancoso ganz oben auf dem Programm. Einer der vielen Höhepunkte wird der Auftritt des Jugendorchesters von Bahia sein. Und falls eines der bekanntesten Ensembles im Lande noch nicht genug Anreiz zum Besuch Trancosos geben sollte, darf man sich außerdem darauf freuen, an einem der schönsten Strände Brasiliens zu verweilen.


Autor: Greg Wiser/ Adaption: Naomi Halbach
Redaktion: Suzanne Cords