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Festnahmen im Fall Harald K.

20. Dezember 2007

In den undurchsichtigen Entführungsfall um den Deutschen Harald K. könnte jetzt Licht kommen: Die afghanische Polizei hat vier Männer festgenommen, die in die Entführung verwickelt sein sollen.

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Harald K. im Jahr 2002Bild: AP

Harald K. war am Sonntag in der westafghanischen Provinz Herat von unbekannten Bewaffneten verschleppt worden. Am Donnerstag (20.12.2007) bestätigte die Polizei in Herat die Verhaftung der vier Afghanen. "Im Zuge der Ermittlungen haben wir vier Männer festgenommen, die wir verdächtigen, in die Entführung verwickelt zu sein", sagte Herats Polizeichef Mohammad Juma Adeel. Möglicherweise komme es zu weiteren Festnahmen. Adeel betonte, er gebe weiterhin keine Hinweise darauf, dass die radikalislamischen Taliban die Drahtzieher der Entführung seien. Die Aufständischen hätten sich nicht zu der Tat bekannt.

Familienfehde als Hintergrund?

Adeel sagte, er vermute einen Familienstreit hinter der Entführung. Es gebe weiterhin keinen Kontakt zu den Geiselnehmern oder zu dem Opfer. Harald K. war 2003 nach Herat gekommen. Er hatte nach seiner Konvertierung zum Islam den muslimischen Namen Abdul Rahman angenommen und eine Einheimische geheiratet, die einem anderen Afghanen zur Ehefrau versprochen gewesen war. Seit seiner Entführung fehlt jedes Lebenszeichen von ihm.

Der afghanische Handelsminister Amin Farhang hatte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt, bei den festgenommenen Verdächtigen solle es sich um Familienangehörige des früheren Verlobten der afghanischen Ehefrau des Deutschen handeln. "Wir gehen fest davon aus, dass die Taliban mit dem Fall nichts zu tun haben", sagte der Minister. Er glaubt, den Entführten in zwei oder drei Tagen wieder freizuhaben.

Selbst inszenierte Entführungen

Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich auf Anfrage der dpa nicht zu den Festnahmen äußern. K., so heißt es, gelte in Herat, wo er eine Schreinerwerkstatt betreibt, nach afghanischen Maßstäben als wohlhabend - und als jemand, der sich erfolgreich als Geschäftsmann etabliert habe. In diesem Jahr wurden in Herat rund 70 Entführungs- und Erpressungsfälle bekannt. Die Opfer waren meist reiche Afghanen oder Geschäftsleute oder auch deren Angehörige. In der Vergangenheit wurde in Afghanistan auch mindestens ein Fall bekannt, in dem ein angebliches Opfer seine Entführung selbst inszeniert haben soll, um mit dem "Lösegeld" Geschäftsschulden zu bezahlen. Der Versuch blieb erfolglos.

Rupert Neudeck, der Vorsitzende der Hilfsorganisation "Grünhelme", für die K. in Herat bis 2004 Aufträge ausführte und die ihm Veruntreuung von rund 87.000 Euro vorwirft, hält einen kriminellen Hintergrund der Entführung für denkbar. Aber auch er sagt, dass es sich um eine Stammesfehde handeln könnte. Die Tatsache, dass K.s afghanische Ehefrau vor der Hochzeit einem Afghanen versprochen gewesen sei, sei ebenfalls ein möglicher Auslöser für einen Streit. Allerdings sei K., der zum Islam konvertierte und den muslimischen Namen Abdul Rahman annahm, bereits seit zwei Jahren mit der Afghanin verheiratet. (chr)