1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pummelwelt

23. September 2010

Fettleibigkeit nimmt in immer mehr Ländern das Ausmaß einer Volkskrankheit an. Nach einem Forschungsbericht werden in Deutschland 60% der Männer und 45% der Frauen als übergewichtig eingestuft.

https://p.dw.com/p/PL0k
Mann mit Brötchen
Gleich nach den Briten sind die Deutschen die dicksten Europäer. Rund 60 Prozent der Bundesbürger sind zu fettBild: dpa Zentralbild

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat eindringlich vor den Gefahren und Kosten zunehmender Fettleibigkeit in den Industriestaaten gewarnt. Nach einer am Donnerstag (23.09.2010) vorgestellten OECD-Studie ist in deren 33 Mitgliedstaaten durchschnittlich jeder zweite Bürger übergewichtig und jeder sechste krankhaft fettsüchtig. Derzeit leben - prozentual gesehen - die meisten Übergewichtigen in den USA und in Mexiko, die wenigsten gibt es in Japan und Südkorea.

Junge Menschen sind stark betroffen

Als Grund für die ungesunde Entwicklung nennen die Forscher schlechte Ernährungsgewohnheiten, Stress und zu wenig Bewegung. Auch jüngere Menschen seien immer stärker betroffen: Kinder mit einem fettleibigen Elternteil werden mit drei- bis viermal so großer Wahrscheinlichkeit selbst adipös als Kinder normalgewichtiger Eltern. Dies ist der Studie zufolge zu einem Teil genetisch bedingt. Hauptgrund sei jedoch, dass die Kinder den ungesunden Lebensstil der Eltern übernehmen würden.

Turnende Kinder (Foto: dpa)
Deutschlands Kinder werden immer dicker, Schuld sind Fastfood, Süßigkeiten, zu wenig Bewegung - vor allem aber die GetränkeBild: picture alliance/dpa

Auch die Politik habe eine Rolle gespielt, erklärt die OECD, zum Beispiel durch die Subventionierung der Landwirtschaft mit der Folge, dass Lebensmittel immer billiger werden. Oder durch eine Verkehrspolitik, die die Nutzung von Privatfahrzeugen fördert auf Kosten des Nahverkehrs, der Fußgänger und Radfahrer.

kaum Belastung für Gesundheitssystem

Schwer fettleibige Menschen sterben etwa acht bis zehn Jahre früher als Personen mit normalem Gewicht, und sie entwickeln mit hoher Wahrscheinlichkeit Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Laut der OECD-Studie sind die Krankheitskosten stark Übergewichtiger zu deren Lebzeiten zwar durchschnittlich 25 Prozent höher als die Normalgewichtiger. Die kürzere Lebenserwartung habe allerdings zur Folge, dass die Kosten für die Krankenkassen insgesamt sogar geringer ausfallen können.

Verbot von Zuckerzusatz in Fruchtsäften

Glas mit Saft und Tomate
Nicht immer gesund: Gesüßter SaftBild: BilderBox

Im Umgang mit dem "Dicken-Problem" fordern die OECD-Experten auch ein gemeinsames Vorgehen von Regierungen und Wirtschaft. Fettleibigkeit könne bereits mit einem Aufwand von wenigen Euro pro Kopf erfolgreich bekämpft werden, heißt es. Durch Präventionsmaßnahmen wie Kampagnen zur Gesundheitsförderung und mehr staatliche Regulierung könnten Hunderttausende vor dem Tod durch chronische Krankheiten als Folge von Übergewicht gerettet werden - zum Beispiel pro Jahr 75.000 Menschen in Italien, 70.000 in England oder 40.000 in Kanada. Die Kosten dafür lägen je nach Land zwischen 10 und 30 US-Dollar pro Person.

In Europa soll nach dem Willen der EU-Kommission der Zusatz von Zucker in Fruchtsäften künftig verboten werden. Einen entsprechenden Vorschlag hat die Brüsseler Behörde vorgelegt. Demnach dürften Hersteller nur noch in Fruchtnektar Zucker zufügen, allerdings müssten sie dies deutlich auf der Flasche kennzeichnen. Bevor die Neureglung wirksam werden könnte, müssen Parlament und Mitgliedsstaaten aber noch zustimmen.

Autor: Shenjun Liu (dpa, afpd, ap)
Redaktion: Hajo Felten