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Italo-frankofone Allianz: Fiat wirbt um Peugeot

30. Oktober 2019

Mit Renault ging's nicht. Und mit PSA? Vielleicht. Denn anders als beim halben Staatskonzern Renault kann bei Peugeot die französische Regierung nicht mitmischen. Und Fiat-Chrysler braucht dringend einen Partner.

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Fiat 500 und Peugeot 308
Bild: Imago Images/S. Geisler

Der italienisch-amerikanische Automobilhersteller Fiat Chrysler (FCA) hat Gespräche mit dem französischem Opel-Mutterkonzern PSA über einen möglichen Zusammenschluss bestätigt. "Es gibt laufenden Diskussionen, die darauf abzielen, eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen", schrieb FCA in einer kurzen Mitteilung am Mittwochmorgen. Gegenwärtig habe man nichts weiter hinzuzufügen, hieß es darin.

An der Börse wäre der Zusammenschluss rund 50 Milliarden Dollar (45 Mrd Euro) wert. Möglich wäre eine Fusion über einen Aktientausch, meldet das "Wall Street Journal", das zuerst über die angestrebte Partnerschaft berichtete.

An der Wall Street legten die Aktien von Fiat Chrysler schon mal um mehr als sieben Prozent zu. Der Konzern mit Sitz in Amsterdam(!) hatte sich bereits unter dem früheren Chef Sergio Marchionne immer wieder als Fusionspartner ins Gespräch gebracht, weil eine Konsolidierung der Branche unvermeidlich sei. 2015 gelang es Marchionne nicht, General Motors für eine Fusion zu erwärmen. Mit der Opel- und Peugeot-Mutter PSA hatte Fiat Chrysler in diesem Jahr bereits einen Schulterschluss diskutiert. Die beiden Konzerne sind seit Jahrzehnten schon Partner im Nutzfahrzeug-Geschäft.

Schwere Verstimmungen zwischen Rom und Paris

Doch dann schielten die Italo-Amerikaner plötzlich auf den französischen PSA-Rivalen Renault und legten eine 30 Milliarden Euro schwere Offerte vor. Die Unternehmen hätten gemeinsam zum weltweit drittgrößten Autohersteller aufsteigen und mit mehr als 8,5 Millionen Fahrzeugen im Jahr die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern können. Doch das Vorhaben scheiterte nach kurzer Zeit, weil dem Bieter die aus seiner Sicht zu starke Einflussnahme durch die französische Regierung, die 15 Prozent an Renault hält, nicht passte. Der Fehlschlag wuchs sich zwischenzeitlich zu einem veritablen politischen Krach zwischen den Regierungen in Rom und Paris aus.

Fiat Chrysler ließ sich dennoch alle Türen offen. Die immensen Kosten für die Entwicklung von emissionsfreien Fahrzeugen und für das noch viel teurere autonome Fahren können selbst die großen Autokonzerne nicht mehr alleine stemmen.

Rückkehr nach Nordamerika

Auf der Frankfurter Automesse IAA im September hatte Peugeot-Chef Carlos Tavares die Idee eines Zusammengehens mit dem Konkurrenten noch als nicht notwendig zurückgewiesen. Doch diese Fusion würde den Franzosen die Rückkehr auf den US-Automarkt ermöglichen. Die PSA-Gruppe verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 74 Milliarden Euro, Fiat Chrysler machte einen Umsatz von 110 Milliarden.

Im Gespräch sei ein Zusammenschluss unter Gleichen, heißt es von verschiedenen Quellen. PSA-Chef Tavares könnte das neue Unternehmen leiten. John Elkann, der bisher den Verwaltungsrat von Fiat Chrysler leitet, könnte die gleiche Funktion in dem neuen Konzern übernehmen. Aber noch sind die Gespräche völlig offen. Und es gibt keine Garantie, dass sie zu einer Einigung führen. Die Börse feiert trotzdem.

rb/se (afp, dpa, rtr)