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Zu krank zum Feiern

29. November 2006

In der kubanischen Hauptstadt Havanna hat die mehrtägige Feier zum achtzigsten Geburtstag von Fidel Castro ohne den erkrankten Staatspräsidenten begonnen. Castros Ärzte rieten ihm von einem öffentlichen Auftritt ab.

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Fidel Castro während seines Krankenhausaufenthaltes im Oktober
Fidel Castro während seines Krankenhausaufenthaltes im OktoberBild: AP

Zum Auftakt der fünftägigen Geburtstagsfeier sagte der kubanische Staatschef Castro seine Teilnahme an einem Kulturfest ab. Seine Ärzte hätten ihm abgeraten, zu der Aufführung zu kommen, teilte der 80-Jährige in einer Erklärung an die Teilnehmer in der Nacht zum Mittwoch (29.11.2006) mit. Mehr als 1600 Politiker, Künstler und Intellektuelle aus aller Welt werden in Havanna erwartet, um nachträglich Castros 80. Geburtstag zu feiern.

Die Feiern zu Ehren Castros begannen am Dienstag (Ortszeit) mit einer Galaveranstaltung in Havannas Karl-Marx-Theater. Sie enden am Samstag mit einer Militärparade, die zugleich den 50. Jahrestag des Beginns der Revolution auf der Karibikinsel markiert. Ob Castro bei dieser Gelegenheit öffentlich auftreten wird, ließen die kubanischen Behörden noch offen.

Krebserkrankung oder auf dem Weg der Besserung?

Genau genommen wurde Fidel Castro schon am 13. August 80 Jahre alt. Doch da ließ seine angeschlagene Gesundheit ein rauschendes Fest nicht zu. Nachdem sich der kubanische Revolutionsführer Ende Juli einer Notoperation unterziehen musste, wurden die Feiern auf Dezember verschoben. Seit seiner Darmoperation im Juli trat der "Máximo Lider" nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Die Amtsgeschäfte übertrug er einstweilen seinem jüngeren Bruder Raúl.

Die Medien Kubas haben zuletzt am 28. Oktober eine Filmaufnahme des offenbar geschwächten Castro verbreitet. Zwar beteuerte seine Entourage immer wieder, dass sich Castro auf dem Weg der Genesung befinde. Doch ausländische Medien spekulierten in den vergangenen Wochen unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen erneut über eine schwere Krebserkrankung.

Zähigkeit und Charisma

Dabei sind sich Freunde wie Feinde in einem einig: Castro besitzt Zähigkeit und Charisma. In seinen 47 Amtsjahren hat er zehn US-Präsidenten und zahlreiche Attentatsversuche überstanden. Selbst das Ende der Sowjetunion, der großen Schutzmacht des kleinen Karibikstaates, konnte Castro nicht zu Fall bringen: Mehr als 15 Jahre nach dem Zerfall des Warschauer Pakts und 44 Jahre nach der Verhängung der Wirtschaftsblockade durch die USA steht der alte Widerstandskämpfer noch immer an der Spitze Kubas. Und trotz aller Härten in dem wirtschaftlich maroden Land stehen viele der elf Millionen Kubaner weiter hinter ihm. Weit mehr als die Hälfte von ihnen hat nie einen anderen Staatschef kennengelernt.

Bei der Militärparade, die die Geburtstagsfeier beschließen soll, wird an die Landung Castros an der kubanischen Küste am 2. Dezember 1956 erinnert, als er mit seinem Bruder Raúl und Ernesto "Che" Guevara sowie 79 weiteren Revolutionären den Kampf begann. Für die Batista-Diktatur war das der Anfang vom Ende. Drei Jahre später siegten die Guerilleros; seitdem bestimmt Fidel Castro als inzwischen dienstältester Präsident der Welt die Geschicke Kubas.

Erbitterste Castro-Gegner stammen aus Kuba

Einmal an der Macht, verwirklichte der Revolutionär nach und nach seine politischen Vorstellungen: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet, tausende von "Konterrevolutionären" aus dem Land gejagt. Sie fanden vor allem im US-Bundesstaat Florida Zuflucht und gehörten von da an zu Castros erbittersten Gegnern.

Zur Sicherung seiner Macht griff Castro auf der Karibikinsel hart durch. Systemgegner wurden drangsaliert oder eingesperrt. Viele von Castros Kampfgefährten und Verwandten verließen ihn im Laufe der Jahre. Seine Tochter Alina floh 1993 nach Miami und beschimpfte ihn als "selbstgerechten Tyrannen". Seine Schwester Juanita forderte seinen Rücktritt. Sein Bruder Raúl hingegen blieb ihm treu. Er dürfte ihn eines Tages endgültig an der Spitze des Staates ablösen. (ana)