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Fields-Medaille für Bonner Mathematikgenie

Gudrun Heise
1. August 2018

Mit 24 jüngster Professor Deutschlands, mit 27 jüngster Leibniz-Preisträger aller Zeiten, viele internationale Auszeichnungen. Peter Scholze gilt als Ausnahmetalent. Jetzt erhält er den "Nobelpreis" der Mathematik.

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Europäischer Mathematiker-Kongress Peter Scholze
Bild: DW/H. Kaschel

Schon mal etwas von der Fields-Medaille gehört? Nein? Nicht so tragisch, das geht vielen so. Es ist die höchste Auszeichnung für einen Mathematiker, gewissermaßen der Nobelpreis auf dem Gebiet der Mathematik. Ausnahmetalent Peter Scholze stand schon lange ganz oben auf der Liste der möglichen Preisträger, und er hat es geschafft.

Ritterschlag für Zahlenakrobaten

Dieses Jahr treffen sich die Klügsten der Klugen, die Spezialisten im Bereich von Algebra und Geometrie, die Statistiker und Theoretiker am 1. August für acht Tage in der brasilianischen Metropole, Rio de Janeiro. Die Fields-Medaille ist der Höhepunkt des Kongresses. Die Auszeichnung wird direkt am ersten Tag vergeben. Die Jury der International Mathematical Union (IMU) hat nun entschieden, wer die Medaille erhält: Der Bonner Mathematikprofessor Peter Scholze ist der Glückliche.

Er arbeitet am Hausdorff Center in Bonn. Sein Gebiet: "Algebraische Zahlentheorie und arithmetische Geometrie". Das hört sich kompliziert an und ist es auch. Schon in der Schule haben sich nur wenige in der Welt der Zahlen wohlgefühlt und das meiste nicht verstanden. "Ich bin prinzipiell nicht der Meinung, dass man bei Mathematik immer alles verstehen muss", sagte Mathematikgenie Scholze in einem Interview mit der DW.

Symbolbild Tafel mit Zahlen und Formeln
Zahlen und Formeln sind für Peter Scholze bekannte GrößenBild: Colourbox/Abbyasov Alexey

Schwierige Materie

Seine Arbeit zu erklären, fällt Scholze nicht leicht. Selbst viele seiner Kollegen haben Probleme damit, seine Themen zu begreifen und worum es dem 31-jährigen geht. Beispiel: Perfektoid-Räume - ein spezieller Bereich der Zahlentheorie.

Bei einem seiner Vorträge zu dem Thema seien viele schon nach der Hälfte ausgestiegen - zu kompliziert. "Ich schaffe es nicht einmal Mathematikern zu erklären, was ich gerade mache", so Scholze. Aber auch ihm sei es manchmal so gegangen.

Als Student sei er oft bei Vorträgen zu arithmetische Geometrie an der Bonner Universität gewesen. "Ich habe damals nie etwas verstanden", gesteht er. Aber auch dann er habe immer sehr viel gelernt. Das ist schon eine Zeitlang her, auch wenn Zeiträume für ihn eigentlich neu definiert werden müssten. Sein Leben und seine Karriere hat er bislang im Schnelldurchgang absolviert: Für seinen Bachelor hat er drei Semester gebraucht, für den Master gerade mal zwei. Er hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Seit Juli dieses Jahres ist er Direktor des Max-Planck-Instituts für Mathematik. Die Fachwelt ist sich einig: Peter Scholze gehört schon jetzt zu den größten Mathematikern der Gegenwart.

Professor der anderen Art

Nein, Peter Scholze ist so gar nicht wie man sich einen Mathematikprofessor vorstellt. Schließlich ist es eine sehr trockene Materie. Kaum zu glauben, dass sich der sympathische junge Mann mit den schulterlangen Haaren ausgerechnet diesem Gebiet verschrieben hat und dass er sich in der Welt der Zahlen zuhause fühlt. Er macht den Eindruck, als sei er selbst Student. Träfe man ihn außerhalb der Universitätsmauern könnte man ihn wohl eher für einen Musiker halten, für jemanden, der sich für Die Grünen stark macht oder für einen Umweltaktivisten. Aber mit all diesen Vorurteilen liegt man völlig falsch. Scholze lebt auch nicht in einer dunklen Dachkammer, wo er sich die Haare rauft und Formeln und Zahlen an die weißen Wände kritzelt. Peter Scholze ist ein durchaus bodenständiges Genie.

Die Fields-Medaille, offizielle Bezeichnung "Internationale Medaille für herausragende Entdeckungen in der Mathematik", wird alle vier Jahre verliehen, zum ersten Mal 1936. Initiiert hat sie der kanadische Mathematiker John Charles Fields.