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FIFA-Rasen gefällt nicht allen

Francisco Caro (stl)15. Juni 2006

Spieler und Trainer klagen über den FIFA-Rasen: zu trocken, zu glatt und auch noch fleckig sei er. Alles Ansichtssache, meint der offizielle Rasenbeauftragte der WM, Engelbert Lehmacher.

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Vom 'Rasenkompetenzteam': Engelbert LehmacherBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Alle Zuschauer konnten es sehen, wie die Spieler immer wieder hin- und herrutschten. Und immer wieder waren unschöne Flecken auf dem Rasen auszumachen. Kritik kommt von Spielern und Trainern zugleich. Für Michael Ballack ist der Rasen zu rutschig. "Alle haben damit zu kämpfen," sagt der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Der Trainer von Japan, Zico, meint, der Rasen sei nicht kurz genug gemäht. Und der niederländische Stürmerstar Ruud van Nistelrooy monierte nach dem Spiel in Leipzig, der Rasen sei ihm zu "hart" gewesen. Sein Ratschlag: Unmittelbar vor der Partie gießen.

Wie gerechtfertigt ist die Kritik? DW-WORLD.DE hat sich an Engelbert Lehmacher gewandt und nachgefragt. Er und Landschaftsarchitekt Rainer Ernst sind zusammen mit den Greenkeepern der WM-Stadien für die Beschaffenheit der Grüns verantwortlich. Er kann die Kritik nicht nachvollziehen. "Wir sind mit unserer Rasenmischung zufrieden und wir glauben, dass unser Rasen beste Bedingungen für das Spiel bietet."

Rasen passt sich an

Rasenexperte Lehmacher erklärt die spezielle Mixtur des Rasens. Der besteht nämlich zu 70 Prozent Wiesenrispe (poa pratensis) und 30 Prozent Weidelgras (lolium perenne). "Weidelgras ist sehr widerstandsfähig, denn es hat sehr starke Wurzeln und gibt dem Rasen Festigkeit". Den Vorwurf der falschen Länge der Grashalme entkräftet Lehmacher. 28 Millimeter seien vorgeschrieben. Der Rasen in den Stadien habe derzeit eine Länge zwischen 26 und 27 Millimeter.

Lehmachter weist daraufhin, dass in den Stadien sehr unterschiedliche Bedingungen herrschten, was Licht oder Feuchtigkeit angeht. "Wir mussten deshalb einen Rasen auswählen, der sich an alle Spielfelder optimal anpasst." Deshalb sei auch die Wahl auf das Weidelgras gefallen.

Rasenqualität ist Geschmackssache

Die Kritik der Spieler sei sehr subjektiv, betont Rasenflüsterer Lehmacher. "Die Niederländer haben sich darüber beklagt, der Rasen sei zu hart. Gerade habe ich eine E-Mail bekommen, in der es heißt, der Rasen sei zu weich". Jeder hat offenbar seinen eigenen Geschmack und darüber lässt sich bekanntlich nur schwer streiten. Der eine mag den Rasen kurz, der andere lang. Manche Spieler hätten gerne eine trockene Rasenfläche, andere wiederum lieber eine feuchte. Daraus schließt Lehmacher: "Man kann es eben nicht jedem recht machen. Die Mannschaften sollten etwas toleranter sein."

Allerdings räumt Lehmacher ein, dass das Rasenteam mit widrigen Wetterverhältnissen zu kämpfen hatte. "Es gab sehr schlechtes Wetter in einigen Stadien, es hat erst geregnet und dann war es extrem heiß". Unter solchen Umständen könne der Rasen gar nicht "perfekt" sein. Außerdem hätten die Trainingseinheiten der Mannschaften in den Stadien kurz vor der WM den Zustand des Rasens nicht gerade verbessert. Deshalb habe der Weltfußballverband FIFA auch kurz vor dem Start der WM weitere Trainings in den Stadien verboten.

Trotz der Diskussionen um den Rasen, offizielle Beschwerden wurden beim Organisationskomitee der WM bislang nicht eingereicht.