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41. Art Basel

17. Juni 2010

Die Art Basel ist weltweit das Großereignis auf dem Kunstmarkt. Die international bedeutendsten Galeristen konkurrieren um die international bedeutendsten Sammler. Mit dabei ist der Kunsthändler Thomas Zander aus Köln.

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Logo Art Basel Foto: Rolf Haid dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Im Höhenflug: Sammler rangeln um die Kunst auf der 41. Art BaselBild: picture-alliance/dpa

Nathalie Gaida wirkt etwas nervös. Wieder und wieder prüft sie die Versandliste für die Kunstwerke, die nach Basel geschickt werden. Noch elf Tage bis zum Großkunstereignis des Jahres. "Wegen der Zollsituation ist Basel eine Ausnahmestadt", sagt die Direktorin der Galerie Zander und wühlt sich weiter durch einen Stapel von Formularen. Jedes einzelne Objekt müsse genau aufgelistet sein, sonst bliebe am Ende alles an der Grenze hängen und die Galerie habe nichts zu verkaufen. Eine Horrorvorstellung. Schließlich ist es so etwas wie ein Lottogewinn, wenn man eine der begehrten Zulassungen ergattert. Denn nur wer auf dem internationalen Parkett mithalten kann, hat eine Chance. 1100 Kunsthändler aus der ganzen Welt standen Schlange, 300 erhielten einen Zuschlag und damit einen Platz im Ausstellungsgebäude.

Foto-Kunst als Eintrittskarte

Transport-Container Foto: Sabine Oelze
Kunst geht auf die ReiseBild: DW

Die Galerie Zander hat es zum fünften Mal geschafft, die Jury zu überzeugen. Mit ihren konzeptuellen Fotografien bedient sie ein seltenes Segment auf der Art Basel. In Luftpolsterfolie verpackte Aufnahmen des amerikanischen Foto-Pioniers Walker Evans oder Typologien von Fachwerkhäusern des Paares Bernd und Hilla Becher wandern in die Transportboxen. Ein Kunstspediteur holt sie am Nachmittag ab und bringt sie in die Schweiz. An die Art Basel knüpft die Galerie hohe Erwartungen. Allein mehr als 60.000 Euro Unkosten für Transport, Standmiete und Spesen müssen durch die Verkäufe wieder reingeholt werden.

Kunstfest der Reichen

Elf Tage später. Zur Art Basel-Vernissage trifft sich die Kunstschickeria, man hat den Eindruck als bestünde die Welt nur aus Milliardären. Reiche Amerikaner und Russen drängeln sich zwischen den Kojen und kaufen ganze Stände leer. Der Schwarze September 2008 scheint sich am Ende doch positiv auf den Kunstmarkt auszuwirken. Wieder balgen sich begierige Kunstkäufer um begehrte Leinwände. Für Thomas Zander ist die Art Basel auch in diesem Jahr wieder nicht zu schlagen. "Hier schauen die internationalen Sammler vorbei. Amerikaner, die sonst gar nicht nach Deutschland reisen, auch nicht nach Berlin, sind in einer Ballung gekommen, das gibt es gar nicht", berichtet er begeistert. Ob Museum of Modern Art oder das Metropolitan Museum aus New York, das Art Institute Chicago – alle großen Museen der Welt hätten ihre Einkäufer vorbeigeschickt - mit gut gefülltem Portemonnaie. "Vielleicht weil der Dollar so stark geworden ist", mutmaßt Zander. So ein internationales Publikum gebe es nur auf der Art Basel. "Das hat man auf einer deutschen Messe gar nicht, da brauchen wir uns nichts vorzumachen."

Harry Callahan “Women Lost in Thought”, 1950. Copyright: The Estate of Harry Callahan Courtesy Galerie Thomas Zander, Köln und PACE/MACGILL GALLERY, New York
Gedankenverlorene Frau, fotografiert von Harry Callahan, 1950

Die Zeiten, in denen sich atelierfrische Werke von Newcomern wie geschnittenes Brot verkauften, scheinen indes vorbei zu sein. Am besten verkauft sich Museales, zum Beispiel von Pablo Picasso. 15 Millionen Dollar berappt ein europäischer Sammler für eine Leinwand aus dem Jahr 1960. Überhaupt: Picasso! Gleich 23 Galerien haben seine Kunst im Angebot. Noch begehrter ist Andy Warhol, der von 28 Kunsthändlern verkauft wird.

Besonders begehrt: etablierte Kunst

Auch Thomas Zanders Künstler haben sich in der Kunstgeschichte schon bewährt. Er ist einer von acht Fotogaleristen auf der Art Basel. Seine Koje gleicht einem Museum auf Zeit. Zwei Jahre dauern die Vorbereitungen. Jeder Messestand bekommt ein eigenes Motto. Auch für die diesjährige Präsentation reiste der Galerist durch Europa und die USA, um Prachtstücke zu suchen, die formal zusammenpassen. Neben Bernd und Hilla Becher sowie Walker Evans sind dies Thomas Struth, Larry Callahn oder auch Victor Burgin. Ihre Arbeiten inspirierten Thomas Zander zu seinem Messestand.

Victor Burgin “FRAMED” from the series US77, 1977. Copyright: Victor Burgin Courtesy Galerie Thomas Zander, Köln.
Das Metropolitan Museum in New York kaufte dieses Foto von Victor Burgin

D-Day und Party-Marathon

Schon am ersten Tag war so gut wie alles verkauft. Nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Eine Foto-Arbeit von Victor Burgin hätte Thomas Zander gleich fünfmal verkaufen können. "Die geht jetzt ans Metropolitan Museum in New York. Ich hätte sie gerne in eine deutsche Sammlung verkauft, aber für den Künstler ist es auch wichtig, im Metropolitan Museum vertreten zu sein."

Für einen Galeristen ist die Art Basel eine Mischung aus D-Day und Party-Marathon. Er muss alle Geschütze auffahren, hoch konzentriert und wachsam sein. "Die Euphorie trägt einen von einem auf den nächsten Tag, aber wenn die Woche rum ist, dann kann ich nicht mehr", lacht der Galerist.

Autorin: Sabine Oelze

Redaktion: Cornelia Rabitz